Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...
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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />
Primär werden hier Erfahrungen ermöglicht, die das Kind zum Aufbau und zur<br />
Differenzierung seines Körper-<strong>Ich</strong>s benötigt hat als Grundlage <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
seiner <strong>Ich</strong>-Identität: Erfahrungen mit Spannungs- und Lösungsphänomenen,<br />
Oberflächen- und Tiefensensibilität, Druck, Gewicht, Schwerkraft. Diese werden<br />
nach<strong>hole</strong>nd wertneutral zur Kenntnis genommen, um daran die Wahrnehmungs- und<br />
Sammlungsfähigkeit zu schulen und willentliche Selbst-Beherrschung zu üben.<br />
Neben den haltenden und Kraft übertragenden Strukturen können raumbildende<br />
Strukturen erarbeitet werden (Beckenschale, Brustkorb, Kopf), unterschiedliche<br />
Körperebenen (Boden/Füße, Beckenboden, Zwerchfell, Schädelbasis und<br />
Schädeldach) und Verbin<strong>du</strong>ngen / Vernetzungen innerhalb des Körpers. So<br />
entstehen Erfahrungen innerer Dreidimensionalität: der eigenen Breite, Größe, Tiefe.<br />
Außerdem konnte ich beobachten, dass über Bewegungen in den Raum hinein, also<br />
in die Dimensionen oben / unten, rechts / links, vorne / hinten ein persönlicher<br />
Außenraum strukturiert werden konnte, der wie ein Schutzraum empfunden wurde.<br />
Arbeitsbeispiel:<br />
<strong>Ich</strong> mache einen großen Schritt zur Seite und stütze mich d<strong>ab</strong>ei mit der Hand<br />
an einer gedachten Stange <strong>ab</strong> (Einatem), im Ausatem komme ich wieder<br />
zurück – ich mache einen Schritt nach hinten und stütze mich d<strong>ab</strong>ei mit dem<br />
Kreuzbein (oder der Brustwirbelsäule) an einer gedachten Stange <strong>ab</strong>, komme<br />
im Ausatem wieder zurück, und so weiter in alle 4 Richtungen.<br />
Mit dieser Übung konnte Frau A. zu mehr Sicherheit in ihren Bewegungen finden,<br />
ohne dass d<strong>ab</strong>ei Schwindel auftrat. Die Strukturierung des Außenraumes in<br />
Verbin<strong>du</strong>ng mit einer verstärkten Eigenempfin<strong>du</strong>ng ließen Frau A. sagen: „Das ist als<br />
wäre ich in einem Ei. Darin h<strong>ab</strong>e ich Raum zum Atmen.“ Auch <strong>für</strong> Frau B. entsteht so<br />
„ein Raum <strong>für</strong> mich!“. Sie fühlt sich nicht mehr so ausgeliefert und braucht daraufhin<br />
etwas weniger Abstand zu mir.<br />
7.3.2. <strong>Atem</strong>strukturen<br />
In der APT wird der <strong>Atem</strong> bei Menschen mit frühen Störungen zunächst gar nicht<br />
einbezogen oder auf einer Ebene, <strong>wo</strong> er auch willentlich gesteuert werden darf.<br />
Da<strong>für</strong> bieten sich Übungen mit dem willentlich geführten, auch impulsiven Ausatem<br />
an, wie wir sie aus der traditionellen <strong>Atem</strong>arbeit kennen. Der Einatem fällt über den<br />
so aktivierten Einatemimpuls von selbst ein, falls dies schon möglich ist, oder darf<br />
zunächst auch geholt werden, ohne dass dies weiter thematisiert wird.<br />
Es wird noch nicht mit dem indivi<strong>du</strong>ellen <strong>Atem</strong> gearbeitet, sondern mit einem<br />
geführten, gleichförmigen <strong>Atem</strong>, angebunden an willentlich eingesetzte<br />
Bewegungs<strong>ab</strong>läufe, die in der Gruppenarbeit von allen Teilnehmern gleichzeitig<br />
übernommen werden. Dies bietet <strong>du</strong>rch das Eingebundensein im Kollektiven wieder<br />
Halt und Sicherheit. Der Teilnehmer muss sich noch nicht in seiner Indivi<strong>du</strong>alität vor<br />
den anderen zeigen. Passend zu diesem Thema wären z.B. rhythmische<br />
Bewegungs<strong>ab</strong>läufe,<br />
die vor allem dem Bewusstmachen und Kräftigen der Ausatembewegung dienen. ... Wir<br />
arbeiten in diesem Moment also nicht zu dem ganz indivi<strong>du</strong>ellen <strong>Atem</strong>rhythmus des einzelnen<br />
Menschen hin, sondern geben hier einen bestimmten <strong>Atem</strong>rhythmus vor. ... Gleichzeitig<br />
werden über die Arbeit am <strong>Atem</strong> Struktur, Kraft und Substanz aufgebaut, die den Menschen<br />
stärken... . (Fischer & Kemmann-Huber, 1999, S. 20f.).<br />
Als Übergang vom willentlich geholten zum zugelassenen Einatem bietet sich die<br />
Arbeit mit der Einatemspannung an. Einatemspannung nennt man die<br />
Tonuserhöhung, die während der Einatemphase im Körper aufgrund eines<br />
Abschlussarbeit: Brigitte Maas 36