Ich hole dich dort ab, wo du stehst. - Institut für Atem ...
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<strong>Ich</strong> <strong>hole</strong> <strong>dich</strong> <strong>dort</strong> <strong>ab</strong>, <strong>wo</strong> <strong>du</strong> <strong>stehst</strong>. 15. Juli 2010<br />
könnten nun Partnerübungen zum Thema der Abgrenzung bzw. Selbst- und<br />
Objektwahrnehmung bei mehr Nähe mit einbezogen werden.<br />
6.3.2. Fallbericht Frau B.<br />
Personalien:<br />
50 Jahre, ledig und allein lebend, berufstätig als Sachbearbeiterin<br />
Behandlungszeitraum:<br />
20 Einzelstunden in relativ regelmäßigem wöchentlichem Abstand seit Dez.09<br />
Anlass der Behandlung:<br />
Frau B. berichtet, sie leide schon lange unter psychosomatischen Beschwerden vor<br />
allem im Magen-Darm-Bereich und an extremen Verspannungen im Schulter-,<br />
Nacken- und Kieferbereich. Sie h<strong>ab</strong>e zeitweise Angstzustände, auch Angst vor<br />
Erkrankung. Im Moment sei ihre große Sorge, dass sie die Einarbeitung in den<br />
neuen Arbeitsplatz nicht schaffen könne. Sie kenne es gut, dass sich ein innerer<br />
Druck bei ihr aufbaue und sie sich dann wie in einem Panzer fühle und alles<br />
hinschmeiße. Da „zerklirre ich“, sagt sie.<br />
Frau B. möchte sich besser entspannen und beruhigen können. Sie suche Halt in<br />
sich selbst, Ausgeglichenheit, Bodenständigkeit, innere Ruhe, das Einfache als<br />
Gegenpol zu Aufregung und Drama.<br />
Lebensgeschichtlicher Hintergrund:<br />
Frau B.s Mutter war manisch-depressiv mit starken Stimmungsschwankungen und<br />
oft in klinisch-psychiatrischer Behandlung. Als Kleinkind wurde sie vor allem vom<br />
Vater betreut, der Alkoholiker war. Sehr früh musste sie zu Hause viele Aufg<strong>ab</strong>en<br />
übernehmen und vor allem immer wieder die Mutter betreuen, die ein starkes<br />
Kontrollbedürfnis gegenüber der Tochter hatte. Für die Tochter waren keine sicheren<br />
Grenzen vorhanden. In der Pubertät rebellierte Frau B. stark und zog mit 20 von zu<br />
Hause aus. Sie führte längere Zeit ein unstetes Leben, nahm Drogen und berichtet,<br />
dass sie Alkoholikerin gewesen sei. 1997 beendete sie eine 5-jährige Analyse, vor<br />
einem Jahr eine 2-jährige Jungsche Therapie.<br />
Äußerer Eindruck:<br />
Frau B. ist eine große, schlanke, sportlich wirkende, gepflegte Frau mit jugendlichem<br />
Aussehen. Sie redet viel und schnell, macht einen lebhaften, extrovertierten und<br />
gefühlsbetonten Eindruck.<br />
Somatischer und psychischer Befund:<br />
Hohes Spannungsniveau, Schmerzen im Kiefer und oberem Rücken (Kyphose der<br />
Brustwirbelsäule), „Panzergefühl“ im Brustraum, Becken und Beine sind wenig in der<br />
Wahrnehmung. Frau B. hat oft Bauchschmerzen und leidet seit ihrer Kindheit an<br />
Obstipation.<br />
Der <strong>Atem</strong> wird oft geholt, ist vorwiegend im Brustraum spürbar und sichtbar.<br />
Frau B. wirkt meist unruhig und berichtet von Überforderung („ich kann nicht mehr“)<br />
im beruflichen Bereich, bzw. Ängsten vor kommenden Anforderungen. Sie braucht<br />
viel Anerkennung von außen, Kritik führt zu einem Einbruch im Selbstwert. Ihre<br />
Arbeitssituation schildert sie ambivalent: einmal als sehr locker und nett, dann als<br />
fordernd und belastend. Sie erzählt lebhaft bis leicht dramatisch.<br />
Bevorzugte Wahrnehmungsfunktion ist das Fühlen, nicht unbedingt mit einer<br />
differenzierten Wiederg<strong>ab</strong>e von Gefühlen, sondern auf der Basis von spontanen<br />
Abschlussarbeit: Brigitte Maas 24