Österreichweite Repräsentativerhebung <strong>zu</strong> <strong>Substanzgebrauch</strong> ǀ Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnissederen Vor- und Nachteile bis dato in der Öffentlichkeit kaum diskutiert wurden. Was den illegalenDrogenkonsum betrifft, spricht sich die Mehrheit gegen jegliche Legalisierungsbestrebungenaus. Cannabiskonsum wird dabei zwar deutlich weniger problematisiert als der Konsumanderer illegaler Drogen, jedoch muss man in diesem Zusammenhang bedenken, dassmehr als die Hälfte der Befragten in Be<strong>zu</strong>g auf Cannabis ein sachlich eindeutig falsches, erheblichüberzeichnetes Bild hat, und vermutlich zwischen Cannabis und anderen illegalen Drogengar nicht wirklich unterscheiden kann.Heroin, Kokain, Ecstasy und in etwas geringerem Ausmaß auch Cannabis werden von derüberwiegenden Mehrzahl der Befragten als sehr gefährlich erachtet, wobei hier schon der einbiszweimalige Probierkonsum von der überwiegenden Mehrzahl der ÖsterreicherInnen als„gefährlich“ oder „sehr gefährlich“ eingestuft wird. Darüber, was dieses Urteil konkret bedeutet,kann man angesichts des Umstands, dass rund ein Viertel der Befragten selbst den ein- biszweimaligen Konsum einer Zigarette oder eines alkoholischen Getränks im Verlauf des ganzenLebens als „gefährlich“ oder „sehr gefährlich“ beurteilen, ohne qualitative Zusatzinterviewsbestenfalls spekulieren.1.3 NikotinLaut den Ergebnissen dieser Erhebung gaben 38% der österreichischen Bevölkerung an <strong>zu</strong> rauchen:Unter Männern (43%) ist der RaucherInnenanteil höher als unter Frauen (34%). 28% derÖsterreicherInnen rauchen täglich, wobei auch hier ein Geschlechterunterschied bemerkbar ist(Männer: 31%, Frauen: 26%). Als starke RaucherInnen (20 Zigaretten oder mehr pro Tag) können15% der Befragten bezeichnet werden (Männer: 18%, Frauen: 12%). Bei Jugendlichen unter19 Jahren ist der RaucherInnenanteil höher als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung ab15 Jahren (insgesamt: 53%, Burschen: 56%, Mädchen: 51%), der Anteil an starken RaucherInnenjedoch minimal geringer (insgesamt: 14%, Burschen: 16%, Mädchen: 11%).Eine Angleichung der Geschlechterrollen (Frauen und Männer passen sich hinsichtlich ihresKonsumverhaltens an) ist nur über einen längeren Zeitraum erkennbar. Den Daten der aktuellenRepräsentativerhebung <strong>zu</strong>folge rauchen Männer nach wie vor häufiger als Frauen. DerAkzelerationseffekt bewirkt, dass Jugendliche durchschnittlich immer früher ihre erste Zigaretterauchen. Die Gefahren in Verbindung mit Probierkonsum- bzw. regelmäßigem sowie starkemKonsum wurden <strong>2008</strong> häufiger „hoch“ eingeschätzt als noch vor 4 Jahren.20% der Befragten haben in ihrem Leben bereits einmal Wasserpfeife (Shisha) geraucht (Männer24% und Frauen 17%). In jüngeren Altersgruppen ist der Anteil der Personen mit Shisha-Erfahrung deutlich höher als in älteren Altersgruppen. Bei den 18-Jährigen haben fast 50% bereitseinmal Shisha geraucht. Ein Siebtel aller Personen mit Shisha-Erfahrung geben an nochnie ihrem Leben eine Zigarette geraucht <strong>zu</strong> haben.Zeitreihen basierend auf unterschiedlichen Bevölkerungsbefragungen lassen über die letztenJahrzehnte enorme Schwankungen hinsichtlich der Anzahl jener, die angeben <strong>zu</strong> rauchen bzw.täglich <strong>zu</strong> rauchen, erkennen. Verkaufsstatistiken inklusive fundierter Dunkelzifferabschät<strong>zu</strong>ngenlegen allerdings nahe, dass es tatsächlich über diesen Zeitraum nur geringfügige Veränderungenim Tabakkonsum gegeben hat. Über die Ursache(n) dieser großen artifiziellen Schwankungenkann nur gemutmaßt werden. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass eine eindeutigeKategorisierung in Konsumgruppen kaum möglich ist, da die Grenzen zwischen „Nichtrauchen“,„sporadischem Konsum“, „täglichem Konsum“ und „fast täglichem Konsum“ nicht klardefinierbar sind. Da<strong>zu</strong> kommt, dass viele Frageformulierungen, die auf diese Kategorien abzielen,leicht missverstanden bzw. verwechselt werden können (z.B. „durchschnittlicher Konsumpro Tag“ vs. „durchschnittlicher Konsum pro Konsumtag“) und viele Personen mit ungleichmäßigemKonsum bei im Zuge der Befragung geforderten Mittelwertbildungen erheblich überfordertsind.3
Österreichweite Repräsentativerhebung <strong>zu</strong> <strong>Substanzgebrauch</strong> ǀ Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse1.4 Alkoholspezifischer JugendschutzDie Diskussion darüber, wie der Jugendschutz bundesweit <strong>zu</strong> vereinheitlichen sei, wird seit vielenJahren intensiv geführt und ist immer wieder am Widerstand der Bundesländer gescheitert,die ihre eigene Regelung bevor<strong>zu</strong>gen und diesbezüglich keine Zugeständnisse machenwollen. Die vorliegende Studie belegt, dass die Diskussion darüber, ob die Altersgrenze fürspirituosenhaltige Getränke bei 16 oder 18 Jahren liegen soll bzw. ob das Jugendschutzgesetzauch den privaten Bereich mitregeln soll, weitgehend ohne praktische Relevanz ist, da die Landesbestimmungender Bevölkerung ohnehin weitgehend unbekannt sind. Nur 3% der Befragtenkonnten zehn elementare Fragen <strong>zu</strong> den jeweiligen alkoholspezifischen Jugendschutzbestimmungenkorrekt beantworten und 5% gaben ausschließlich falsche Antworten. Darausfolgt, dass eine bundesweite Vereinheitlichung der Jugendschutzgesetze mit möglichst einfachenund klar verständlich formulierten Bestimmungen – z.B. nur eine Altersgrenze für alkoholischeGetränke – wünschenswert bzw. notwendig sind, die auch über eine umfassende medialeInformationskampagne der Bevölkerung nahe gebracht werden müssen, damit sie auchpraktische Relevanz erlangen können.4