Internationales Verhandlungsmanagement 32 überschreiten, um im „legalen“ Bereich zu liegen und nicht den Anschein von Be- stechung zu machen. Die Anwendung <strong>der</strong> ethisch fragwürdigen Taktik des „Selektiven Lügens“ ist fraglich. „Selektives Lügen“ ist oft durch „Compliances“ von <strong>Unternehmen</strong> (Gesetze und Richtlinien) o<strong>der</strong> auf freiwilliger Basis von <strong>Unternehmen</strong> untersagt. 150 Der Verfasser sieht das bewusste Zurückhalten von Informationen noch im legalen Bereich, die Verfremdung von Informationen o<strong>der</strong> das Einbringen von Unwahrheiten jedoch nicht akzeptabel und eindeutig zu unterlassen. Voeth /Herbst (2009) meinen hierzu auch, dass ein inakzeptables Verhalten negative Auswirkungen auf Folgeverhandlungen haben kann. 151 150 Siehe S. 21 in Kapitel 3.2.3.2. 151 Vgl. Voeth /Herbst (2009), S. 14.
Empirische Erhebung 33 4. Empirische Erhebung Die Befragung wurde in englischer Sprache durchgeführt. Es war eine qualitative Befragung von 20 Verhandelnden aus Brasilien und fand im Zeitraum vom 18. - 29. Juli 2011 statt. Das Ergebnis <strong>der</strong> empirischen Erhebung ist im Anhang 3 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit in einer codierten Auswertung dargestellt. Um eine Varietät <strong>der</strong> Erhebung zu gewährleisten, wurden männliche und weibliche Probanden verschiedenen Alters, verschiedener Städte, verschiedener Positionen und verschiedener <strong>Unternehmen</strong> ausgewählt. Die <strong>Unternehmen</strong> sind aus dem Dienstleistungsbereich (Groupon, Checklist Turismo, Viagens CVC, BrazilNuts Tours, etc.), dem Fernseh- und Telekommunikationsbereich (Rede Globo Fernseh- sen<strong>der</strong>, Cisco Systems, etc.), dem Journalismus (Jornal do Brasil, Editora Abril, etc.) o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen wie Non Governmental Organizations (Forest Stewardship Council), <strong>Unternehmen</strong>sberatungen (CPM Braxis Capgemini, Ex- perimental AD\Venture) o<strong>der</strong> dem Gesundheitswesen (Diagnósticos da América). Die Positionen <strong>der</strong> Verhandelnden sind Inhaber, Direktoren, Vertriebsleiter, Berater, technologische Fachkräfte, Journalisten, Marketing Manager, Office Manager, etc. Bezüglich <strong>der</strong> Städte wurden hauptsächlich die zwei Städte Rio de Janeiro und São Paulo fokussiert. Das Alter <strong>der</strong> Probanden liegt zwischen 27 und 45 Jahren. 16 von 20 Probanden verhandeln <strong>mit</strong> 2 o<strong>der</strong> mehr Verhandlungspartnern (Boss, Colleagues, Employees, Clients o<strong>der</strong> Suppliers), 17 von 20 verhandeln o<strong>der</strong> ver- handelten schon <strong>mit</strong> einem interkulturellen Verhandlungspartner. Nur 3 sind für die Verhandlungen vom <strong>Unternehmen</strong> geschult worden. Dies bestätigt die mangelnde Verhandlungsausbildung, die Voeth /Herbst (2009, S. 28 ff.) nennen, die an <strong>der</strong> Universität Hohenheim empirisch erhoben wurde. Nach <strong>der</strong> empirischen Erhebung bevorzugen die brasilianischen Verhandelnden den ersten Kontakt per Telefon (2,1) o<strong>der</strong> E-Mail (2,2). Auch eine persönliche Vor- stellung (2,4) im ersten Kontakt o<strong>der</strong> eine Ver<strong>mit</strong>tlung über Geschäftskollegen, Freunde und Bekannte (3,1) ist gerne möglich. Für eine nationale Verhandlung sind Brasilianer gut vorbereitet (2,2), für eine internationale Verhandlung wird im Durch- schnitt bejaht, sogar noch etwas besser vorbereitet zu sein (2,4). <strong>Eine</strong> Verhandlung findet nicht in jedem Fall statt (4,1), son<strong>der</strong>n für einige erst wenn eine Vertrauens- basis aufgebaut wurde (4,1). Wenn <strong>der</strong> Verhandlungspartner für das brasilianische <strong>Unternehmen</strong> von Interesse ist, wird ein Kontakt gerne angenommen <strong>der</strong> zu einer Verhandlung führen soll (1,6). Bei <strong>der</strong> ersten Verhandlung werden nicht nur Infor- mationen ausgetauscht (3,8), die Verhandlung kann in vielen Fällen auch gleich be-