Visitenkarten aus Holz - Mikado
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Details im Griff Juli 2010<br />
nach DIN EN 14081 (<strong>Holz</strong>bauwerke –<br />
Nach Festigkeit sortiertes Bauholz<br />
für tragende Zwecke mit rechteckigem<br />
Querschnitt – Teil 1: Allgemeine<br />
Anforderungen).<br />
Da das <strong>Holz</strong> offensichtlich nass<br />
verbaut wurde, war eine Sortierung<br />
nach DIN 4074-1 vor dem Verbau<br />
allerdings auch nicht vollständig<br />
möglich, denn die Sortiermerkmale<br />
„Schwindrisse“ und „Krümmung“<br />
lassen sich ja erst nach der Trocknung<br />
des <strong>Holz</strong>es ermitteln. Falls das<br />
Bauholz nass sortiert wurde, hätten<br />
zumindest die Risse und Krümmungen<br />
nach dem Trocknen nachsortiert<br />
werden müssen.<br />
Auch zur <strong>Holz</strong>schutzbehandlung<br />
der Konstruktion lagen keine Informationen<br />
vor. Die hellbräunliche<br />
Oberfläche ließ allerdings den<br />
Schluss zu, dass das <strong>Holz</strong> chemisch<br />
behandelt wurde. Eine Kennzeichnung,<br />
die nach DIN 68800-3 (<strong>Holz</strong>schutz<br />
– Vorbeugender chemischer<br />
<strong>Holz</strong>schutz) sichtbar an der Konstruktion<br />
anzubringen wäre, gab es<br />
jedoch auch nicht.<br />
Downloadtipp:<br />
Die Langfassung des Schadensfalls<br />
können mikado-Abonnenten im<br />
Internet kostenlos herunterladen:<br />
www.mikado-online.de<br />
→ Downloads<br />
Der Einbau nasser Bretter steht im<br />
Widerspruch zur DIN 68365 (Schnittholz<br />
für Zimmererarbeiten – Sortierung<br />
nach dem Aussehen), die für die<br />
<strong>Holz</strong>feuchte bei R<strong>aus</strong>pund eine Obergrenze<br />
von 20 Prozent festlegt.<br />
Nach DIN 1052 (Entwurf, Berechnung<br />
und Bemessung von <strong>Holz</strong>bauwerken)<br />
soll <strong>Holz</strong> möglichst mit der<br />
Feuchte eingebaut werden, die sich<br />
auch in der späteren Nutzungsphase<br />
im <strong>Holz</strong> einstellt. Nur in Ausnahmefällen<br />
ist der Einbau feuchteren<br />
<strong>Holz</strong>es zulässig, wenn die Bauteile<br />
ungehindert schwinden können.<br />
Im vorliegenden Fall war das jedoch<br />
nicht möglich, da Schwindverformungen<br />
durch <strong>Holz</strong>verbindungen<br />
und angrenzende Bauteile wie z. B.<br />
▸ über 40 %<br />
<strong>Holz</strong>feuchte zeigt<br />
das Messgerät<br />
an. Nicht<br />
zulässige<br />
Schwindrisse sind<br />
DÖRPEN<br />
damit bei<br />
MüLLER,<br />
großen Querschnitten<br />
JOHANN<br />
vorprogrammiert DR.<br />
mikado 7.2010<br />
die aufgebrachte Dachfläche eingeschränkt<br />
sind. Es war nicht <strong>aus</strong>zuschließen,<br />
dass Spannungen die Konstruktion<br />
gefährden.<br />
Die Niedersächsische Bauordnung<br />
(NBauO) legt in § 24 fest, dass nur<br />
geregelte Bauprodukte oder Bauprodukte,<br />
für die eine Zulassung vorliegt,<br />
eingesetzt werden dürfen. Die<br />
geregelten Bauprodukte sind in der<br />
Bauregelliste aufgelistet. In der wiederum<br />
ist die DIN 4074-1 „Sortierung<br />
von <strong>Holz</strong> nach der Tragfähigkeit<br />
– Teil 1: Nadelholz“ aufgeführt.<br />
Die weist in Abschnitt 5.12 darauf<br />
hin, dass die Sortierkriterien auf eine<br />
<strong>Holz</strong>feuchte von 20 % bezogen sind.<br />
<strong>Holz</strong> mit einer mittleren <strong>Holz</strong>feuchte<br />
über 20 % befindet sich also außer-<br />
halb der Norm. Die DIN 1052 gibt nur<br />
Rechenwerte für die Festigkeiten von<br />
trockenem <strong>Holz</strong> an. Somit darf nur<br />
trockenes und nach DIN 4074 gütesortiertes<br />
<strong>Holz</strong> in <strong>Holz</strong>tragwerken<br />
eingebaut werden.<br />
Die Schwindrisse können Schadinsekten<br />
zur Eiablage nutzen. Nach<br />
DIN 68800-3 sind diese Trockenrisse<br />
nachzubehandeln. Dabei ist ein Produkt<br />
zu wählen, das mit dem zuvor<br />
verwendeten verträglich ist.<br />
An den R<strong>aus</strong>pundbrettern des<br />
Strohbodens konnten keine Anzeichen<br />
für eine chemische <strong>Holz</strong>schutzbehandlung<br />
festgestellt werden.<br />
Bei Brettern ist zwar kein Befall<br />
durch den H<strong>aus</strong>bock zu erwarten, ein<br />
Befall durch Nagelkäfer ist jedoch<br />
nicht <strong>aus</strong>zuschließen. Folglich sollte<br />
geklärt werden, wie der Planer<br />
den Schutz der Bretter vorgesehen<br />
hat, d. h. ob ein chemischer <strong>Holz</strong>schutz<br />
nur „vergessen“ wurde oder<br />
ob die Kontrollierbarkeit als hin-<br />
reichende Sicherheit zur frühzeitigen<br />
Feststellung eines Befalls angenommen<br />
wurde.<br />
Schadensbehebung<br />
Konstruktionshölzer mit nicht zulässigen<br />
Rissen und Verformungen<br />
mussten ersetzt werden. Zudem waren<br />
alle Anschlüsse zu überprüfen<br />
und erforderlichenfalls nachzubessern.<br />
Die Trocknungsrisse wurden mit<br />
einem chemischen <strong>Holz</strong>schutz nachimprägniert.<br />
Auf dem R<strong>aus</strong>pundbelag<br />
des Heubodens musste ein zusätzlicher<br />
Belag <strong>aus</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />
aufgebracht werden.<br />
Schadensvermeidung<br />
Nach DIN 4074 „Bauholz für tragende<br />
Konstruktionen“ muss dieses<br />
vor der Verwendung sortiert und<br />
trocken verbaut werden. Wird Bauholz<br />
mit größeren Querschnitten am<br />
Markt nicht trocken angeboten, so<br />
bietet sich für entsprechende Bauwerke<br />
Brettschichtholz an. Der <strong>Holz</strong>schutz<br />
ist schon in der Planungsphase<br />
festzulegen, wobei zunächst die<br />
Möglichkeiten des baulichen <strong>Holz</strong>schutzes<br />
gemäß DIN 68800-2 <strong>aus</strong>zuschöpfen<br />
sind.<br />
Dr. Johann Müller, Dipl.-<strong>Holz</strong>w., Dörpen ▪