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Skript Terrestrische Ökologie

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2 Das Ökosystem Vorlesung Einführung terrestrische Ökologie, R. Gilgen2.5 Sukzession und Mosaikzyklus-KonzeptUnter Sukzession versteht man ganz allgemein eine zeitliche Aufeinanderfolge verschiedenerOrganismengemeinschaften an der gleichen Stelle. Man kann zwei Vorgänge unterscheiden:1.Bei der primären Sukzession handelt es sich um die erstmalige Besiedlung von neu entstandenenFlächen; z. B. die Besiedlung von einer durch vulkanische Prozesse neu entstandenenoder völlig verwüsteten Insel oder von Flächen, die durch den Rückzug eines Gletscherseisfrei geworden sind. Von einer Sukzession sollte man aber nur sprechen, wenn derVorgang unter mehr oder weniger gleichbleibenden Klimafaktoren abläuft. Ein wiederholterWechsel in der Pflanzen- und Tierbesiedlung eines Ökosystems aufgrund von Klimaveränderungenist als Reaktion auf Störungen des Gesamtbeziehungsgefüges aufzufassen undstellt keine Sukzession dar. Eine typische primäre Sukzession spielt sich dann ab, wennman ein neu geschaffenes stehendes Gewässer ohne absichtliches Einbringen von Pflanzenund Tieren völlig sich selbst überlässt.2.Als sekundäre Sukzession werden Wiederherstellungsprozesse bezeichnet. Ausgangspunktdieses Prozesses können alle durch Wettererscheinungen, Feuer, Vegetationszerstörungdurch Tierfrass, Alterstod von Bäumen oder anderen ökosystemprägenden Gliedernder Biozönose, Überschwemmungen, Lawinen oder Muren (d. h. Schutt- oder Schlammströmeim Hochgebirge) hervorgerufenen Störfälle sein. Vom Menschen ausgelöste Störungenwie Kahlschlag oder Abbrennen von Flächen gehören ebenfalls in diese Liste. SekundäreSukzessionen laufen auch dann ab, wenn vom Menschen genutzte oder bewirtschafteteFlächen sich selbst überlassen werden; Beispiele: nicht mehr genutztes Industriegelände,nicht mehr von Haustieren beweidete Flächen, aus der Nutzung genommene Ackerflächen.Das Resultat solcher Wiederbesiedlungsvorgänge kann man in Wüstungen beobachten, d. h.in aufgelassenen Siedlungsflächen des Mittelalters oder der frühen Neuzeit, die heute völlig zuWald geworden sind. Sekundäre Sukzessionen laufen auch auf den Brachflächen des traditionellenWanderfeldbaus der Tropen ab (Wald-Feld-Wechselwirtschaft); hier wird der Sukzessionsprozessjedoch jeweils nach einer gewissen Zeit gestoppt und der entstandene junge Sekundärwalderneut gerodet, um Kulturen anzulegen. Der Sukzessionsprozess dient hier derRegeneration der Bodenfruchtbarkeit. Auch im tropischen Regenwald gibt es Beispiele eineserfolgreich ablaufenden Wiederherstellungsprozesses. So sind viele verlassene Mayastädteund ihr ursprünglich landwirtschaftlich genutztes Umland in Mittelamerika im Verlauf von etwa500 Jahren wieder von dichtem Wald überwuchert.Zu den Sukzessionen rechnet man auch die Besiedlungsabfolge von Organismen beimAbbau von Bestandsabfällen wie Kot oder Kadaver (Aas); hierbei handelt es sich aber in derRegel um sehr kleinräumige Ereignisse und im Gegensatz zu den übrigen Sukzessionsprozessenlöst sich dieser Ökosystemteil nach Verbrauch der Nahrungsbasis auf. Die Mitgliederder Gemeinschaft müssen an anderer Stelle neu Fuss fassen. Sukzessionen spielen sich alljährlichvon Frühjahr bis Sommer im Pelagial (Freiwasserzone) von Seen der gemässigtenKlimazone ab; hier kommt es zu typischen Abfolgen verschiedener Phyto- und Zooplanktonarten.Den äusseren Anstoss zu dieser Sukzession geben im Frühjahr zunehmende Lichtintensitätund steigende Temperatur bei einem zunächst hohen Angebot von anorganischen Pflanzennährstoffen.Die Sukzession im Plankton findet im Herbst ihr Ende und im nächsten Jahrwiederholt sich der Prozess in ähnlicher Weise.30

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