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| WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03 / 2008 | JUNI / JULI |

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Wird er? Oder wird er nicht? – Die bange Frage begleitet jeden Skipper<br />

auf einem Törn entlang der Ostküste Siziliens vom Anfang bis zum<br />

Ende: Der allgegenwärtige Ätna, massiger Vulkan mit den vielen Namen:<br />

wird er glühend heiße Lava ausspucken, wie zuletzt 1992 geschehen, als der<br />

Lavastrom erst kurz vor dem Ort Zafferana Etnea zum Stehen kam? Oder 2001, als<br />

der „Muncibeddu“ – Berg der Berge – Teile der Liftanlagen zerstörte, die zum ständig<br />

Schwefel atmenden Krater führen? Kein Zweifel: Der Berg lebt. In ihm soll einst<br />

Hephaistos, griechischer Gott des Feuers und der Schmiedekunst, seine Werkstatt<br />

betrieben haben. Der Hephäst hatte es nicht einfach im Leben. Klein, hässlich und<br />

schreiend kam er zur Welt. Hera, seine Mutter, schleuderte ihn daraufhin in den<br />

Okeanos bei der Insel Lemnos. Seither war er lahm. Auch in der Liebe hatte er wenig<br />

Erfolg: Vater Zeus gab ihm Aphrodite zur Frau. Die nahm es jedoch nicht so genau<br />

mit der Treue, betrog ihn unter anderem mit Ares. Seine Braut Athene verschwand<br />

in dem Augenblick der körperlichen Vereinigung. Des Schmieds Samen fi el auf die<br />

Erde. So wurde von Gaia der legendäre Held der Athener, Erichthonius, geboren.<br />

Die Yachten im Club Nautico von Catania liegen bereit zum Auslaufen. Der<br />

große Industriehafen am Golf von Catania, wie das Ionische Meer hier genannt<br />

wird, ist zwar keine Schönheit. Autos und eine Bahn lärmen ständig. Auch Duschen<br />

sucht die Crew vergeblich. Der Preis scheint dafür vergleichsweise hoch: 60<br />

Euro kostet die Box für eine 50 Fuß lange Segelyacht pro Nacht. Doch zum Einchecken<br />

scheint der Standort ideal. Dafür spricht zum einen der nahe Flughafen<br />

Fontanarossa. Fähren kommen aus Reggio Calabria und Malta, Busse und Züge aus<br />

Syrakus und Messina. Auch das Verproviantieren fällt leicht: Nur wenige Schritte<br />

sind es bis in die Stadt. Hier reihen sich urige Tante-Emma-Läden und mobile Straßenstände<br />

mit Käse, Brot, Wein, Gegrilltem sowie frischem Obst und Gemüse dicht<br />

an dicht. Wer früh aufsteht, wird belohnt: Der Fischmarkt bietet eindrucksvolle<br />

Meeresgeschöpfe aller Art und Größe. Doch vor allem: Der Fisch kommt direkt aus<br />

dem Meer. Überhaupt wird die sizilianische Küche von Kennern als eine der besten<br />

Italiens gerühmt. Doch auch hier sind die Spuren des nahen Feuerkolosses<br />

allgegenwärtig. 1669 strömte Lava durch Catania, teilte sich beim Castello Ursino<br />

und füllte das gesamte alte Hafenbecken auf. Die Sizilianer machten aus der Not<br />

eine Tugend: Ganze Straßenzüge sind nun mit schwarzem Lavagestein gepflastert;<br />

Häuser wurden im Stil des „Lavabarock“ wiedererrichtet. Nur wenige Schritte sind<br />

es vom Hafen zur nahen Piazza del Duomo. Inmitten des Platzes steht Catanias<br />

Wahrzeichen, ein aus einem Stück Lava gehauener Elefant.<br />

travel kulinarisches sizilien<br />

Wer die regionale sizilianische Küche probieren will,<br />

kommt an Rosanna D`Amico nicht vorbei. Ihre Nouva<br />

Trattoria del Forestino liegt etwas versteckt zwischen<br />

der Via Antonio di Sanguiliano und der Via de Pasquale<br />

in der Via Coppola 24, gleich nördlich des Neorenaissance-Theaters<br />

Bellini. Das gilt als das schönste<br />

Theater südlich der Alpen. Als wir am Nachmittag an<br />

Rosannas Tür klopfen, ist noch geschlossen. Doch<br />

Crewmitglied Lorenzo ist Sizilianer und einem Landsmann<br />

wird der Zutritt nicht verwehrt. Ganz im Gegenteil:<br />

Nun wird die Küche hochgefahren, dass es<br />

nur so scheppert, knallt und dampft, ein gemütliches<br />

Tischchen ist schnell eingedeckt und ein trockener<br />

Roter eingeschenkt. Vor 17 Jahren lief am Teatro<br />

sehr erfolgreich die Zauberfl öte, erzählt Rosanna, als<br />

sie sich zu uns setzt und mit einem Bleistiftstummel<br />

ein Menü zusammenstellt. Regie führte damals kein<br />

Geringerer als Werner Herzog. Der Sizilienliebhaber<br />

speiste und trank mit Vorliebe im De Fiore, große<br />

mit Widmungen versehene Poster zieren die ockerfarbenen<br />

Wände. Rosannas Trattoria gilt als die beste<br />

von Catania. Seit 43 Jahren fi ndet man sie an fast<br />

derselben Stelle. Werbung? Hat Rosanna nicht nötig.<br />

Wer ihren Laden nicht kennt, hat Pech gehabt. Und<br />

läuft unter Umständen daran vorbei, so unscheinbar<br />

wirkt er von der Straße aus. Die Kenner kommen indes<br />

aus allen Ecken Italiens hierher. Sogar aus Kanada<br />

kämen Gourmets regelmäßig in die Via Coppola,<br />

erzählt die Köchin. Wer die Pasta alla Norma oder die<br />

Bouletten aus frischem Pferdefl eisch, gefüllt mit zart<br />

schmelzendem Ricotta-Käse probiert hat, weiß warum.<br />

Sogar im renommierten „Il Gambero Rozzo – Guida<br />

alle Osterie e Trattorie d`Italia“ ist das kleine Restaurant,<br />

in dem die Schauspieler und Sänger des nahen Teatro<br />

aus- und eingehen, aufgeführt. Ihr Geheimnis? Nun,<br />

das könnte in der speziellen Gemüsepfanne liegen.

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