| WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03 / 2008 | JUNI / JULI |
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22 | 23 sailing journal 3 | 08 travel kulinarisches sizilien<br />
goldgelb bis amberfarben und mehr oder weniger süß. Die Crew entscheidet sich<br />
nach einem Halbtages-Törn und dem gelungenen Anlegemanöver in Syrakus für<br />
einen klar amberfarbenen sechzehnprozentigen Vino liquoroso von der Azienda Vitivinicola<br />
Corrado Assenato aus dem nahen Avola. Intensiv und harmonisch, mit<br />
einem Geschmack von Honig und Orange – das passt. Sanft schwojen die Boote im<br />
Hafenwasser, ruckeln kaum merklich an ihren Festmachern. Die goldgelbe Flüssigkeit<br />
bewegt sich träge mit. Das Erdenrund – ein Paradies: Durchatmen. Die Augen<br />
schließen. Sich von der Sonne im Gesicht kitzeln lassen. Und den Muskatgeschmack<br />
im Gaumen spüren. Ein Hoch dem Hochgenuss! Das ist der Vorteil eines Frühlings-<br />
Törns: Der neue Yachthafen im Porto Grande am Fuße der Handelskammer hat zu<br />
dieser Jahreszeit noch viele freie Plätze. Den Luxus, einen ganzen Tag auf Ortiga, wie<br />
die 1600 Meter lange und nur 600 Meter breite Altstadtinsel von Syrakus genannt<br />
wird, zu verbringen, sollten sich Yachtreisende leisten. Der Gang durch das teils mittelalterliche<br />
Zentrum lohnt. Nicht nur des hochprozentigen Avernas wegen, den man<br />
am besten nachmittags in einem Straßencafé am Lungomare Alfeo einnimmt. Die<br />
Aussicht aufs Wasser mit den ein- und auslaufenden Ausfl ugsschiffen und auf das<br />
nahe Castell Maniace gibt es gratis dazu.<br />
Auch er, „Berg der Berge“, ist ein Weinfreund: Rot-, Rosé- und Weißweinen<br />
mit der kontrollierten Herkunftsbezeichnung Etna hat er seinen bekannten Namen<br />
geliehen. Angenehme Tropfen sind das: Der Weiße gilt als frisch und hat<br />
den charakteristischen Duft der Carricante-Rebe. Der Rote kann bis zu 20 Jahre<br />
alt werden und schmeckt vollmundig und warm, der Rosé entsprechend etwas frischer.<br />
Wer will, kann bei einem Ritt auf der Kante entlang der dünn besiedelten<br />
Ostküste Siziliens gleich mehrere Weingüter besuchen: Avola, gleich südlich von<br />
Syrakus, lädt ein, einen kräftigen Nero d`Avola zu goutieren. Oder einen fruchtigintensiven<br />
Bianco d`Inzolia. Oder eben einen Muskat. In Santa Venerina zwischen<br />
den Yachthäfen Riposto im Norden und dem südlich gelegenen Aci Trezza werden<br />
rote, weiße, roséfarbene und verschiedene Sorten Brut der Marke Murgo hergestellt.<br />
Auch einen wohlschmeckenden Grappa kann man auf der Azienda Agricola<br />
direkt an der Via Zafferana testen. Ein Lob auf das Segeln am Fuße des Ätna:<br />
Insbesondere in der Vorsaison, wenn die Yachten noch fast allein unterwegs sind.<br />
Doch: Was wäre der schönste Törn zwischen dem Stretto di Messina und der Isola<br />
di Capo Passero ohne die Aussicht auf einen wohlschmeckenden, vollmundigen,<br />
guten Anlege-Tropfen aus der Region wert?<br />
Dass das Festmachen der Heckleinen am Kai in der<br />
Vorsaison indes nicht immer völlig unproblematisch<br />
ist, zeigt sich im Hafen von Giardini Naxos nur wenige<br />
Seemeilen nördlich von Giarre: Die Yachtstege am<br />
Fuße der ungewohnt leeren Touristenhochburg Taormina<br />
sind noch nicht ausgebracht. Der südliche Hafenteil:<br />
fl ach. Die wenigen freien Plätze am Betonkai:<br />
von Fischerbooten belegt. Direkt vor uns: Ein Wrack<br />
ist nur durch eine kleine rote Tonne gekennzeichnet,<br />
unscheinbar wie ein vertriebener Ankerball. Die zahllosen<br />
Springleinen laufen wirr durcheinander. Sie machen<br />
ein Anlegen auch an den allerletzten freien Metern<br />
grauer Wand schier unmöglich. Da hilft nur eines:<br />
Das Dingi abfi eren. Und das direkte Gespräch mit den<br />
Fischern suchen. Die helfen gern, geben Tipps, lösen<br />
Leinen – und schauen neugierig zu. Natürlich dreht der<br />
Wind und frischt genau in dem Augenblick stark auf,<br />
als unsere Yachten vor Buganker mit dem Heck Richtung<br />
Kai treiben. Über allem thront gelassen der Ätna.<br />
Rauchsäulen steigen aus seinem nahen Hauptkrater.<br />
Hephäst ruht. Doch das Geschirr hält. Das Anlegemanöver<br />
ist geglückt. Zur Freude aller präsentiert Crewmitglied<br />
Hans-Joachim aus Ulm an Bord seine Küchenkünste.<br />
Das Motto des leidenschaftlichen Hobbykochs:<br />
Es brauche nicht viel an Zutaten, aber umso mehr an<br />
Erfahrung. Die hat der Fotohändler, der nach eigener<br />
Aussage immer kocht, auch und insbesondere auf einer<br />
Yacht, zweifelsohne. Als Erstes präsentiert Achim ein<br />
Thunfi sch-Carpaccio mit einer Zitronen-Vinaigrette und<br />
in Honig gedünsteten Zwiebeln, gefolgt von Spaghetti<br />
mit Garnelen, frischen Kapern, Tomatenfi lets und Parmesan.<br />
Als wäre das noch nicht genug, kommen nun<br />
noch Artischockenböden, gefüllt mit Thunfi sch-Tatar<br />
und einer Zitronen-Fenchel-Vinaigrette sowie Riesengarnelen<br />
in einer Knoblauch-Wein-Soße auf den Tisch.