| WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 03 / 2008 | JUNI / JULI |
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sailing journal 3 | 08<br />
Angelegt wird mit dem Heck zur Pier, die teils mit Muscheln besetzten Leinen werden<br />
dann auf dem Vorschiff belegt. Die Nutzung eines neuen, hellen und sauberen Sanitärgebäudes<br />
ist im Liegepreis enthalten. Auch das Café im Hafen ist neu und einladend.<br />
Es bietet leckeren Espresso und typisch italienische Backwaren. Selten kommt die Crew<br />
dem Ätna so nah wie hier. Der Berg ruft: Wer ihn erkunden will, kann sich mit einem<br />
Bus bis zur Schneegrenze fahren lassen. Wer ganz nach oben will, nutzt einen besonderen<br />
Service: Dann geht es mit einem Allradfahrzeug bis auf über 3000 Höhenmeter.<br />
Oder man läuft. Die letzten Meter sind ohnehin nur per pedes zu erklimmen. Ein kundiger<br />
Bergführer sollte unbedingt dabei sein: Fast jedes Jahr fordert der Ätna Blutzoll,<br />
kommen leichtsinnige Alleinwanderer ums Leben. Bei klarem Wetter reicht der Blick vom<br />
Gipfel weit über die Ionische und die Tyrrhenische Küste, nahezu ideales Segelrevier für<br />
vom deutschen Schmuddelwetter Geplagte. Doch der Ätna ist uns jetzt ausnahmsweise<br />
einerlei. Viel wichtiger ist für uns in diesem Augenblick, dass der Backofen ordentlich<br />
vorgeheizt wird. Der Schwertfi sch muss ausgenommen, in Scheiben geschnitten und<br />
mariniert werden. Lillo Bagnato ist nicht nur ein ausgezeichneter Segler. Er erweist<br />
sich auch als ein begnadeter Koch. Der Base-Manager der Charterbasis Il Gabbiano<br />
in Catania, der unseren Törn begleitet, hat für das Fanggut das feinste Rezept parat.<br />
travel kulinarisches sizilien<br />
Es ist zugleich das einfachste: Zwei Zentimeter dicke Scheiben werden auf den Punkt<br />
gegrillt und mit einer Mischung aus Weißwein, Olivenöl und Zitronensaft beträufelt.<br />
Dazu gibt es sizilianische Minitomaten, Knoblauch und Rosmarin. Ein perfektes Dinner,<br />
das leicht auch in der beengten Pantry einer 50-Fuß-Yacht zubereitet werden kann.<br />
„Die Saison beginnt Ende April“, sagt Taxifahrer Romano. Er fährt Yachturlauber,<br />
die ihre Leinen im nahen Hafen von Giordano Naxos, gleich nördlich von Riposto,<br />
festgemacht haben, nach Taormina. Vom griechischen Freilufttheater wandert der<br />
Blick auf die weit unten im Hafenbecken schwojenden Yachten. Die Mühe des Anlegens<br />
lohnt: Taormina ist in der Vorsaison menschenleer. Trotzdem wärmt die Sonne<br />
schon, zaubert schnell eine angenehme Bräune auf die Haut, und haben zahllose<br />
Straßencafés ihre Stühle vor die Türen gestellt. Espresso? Si, grazie. Und über allem<br />
thront auch hier der Muncibeddu, 500.000 Jahre alt, äußerst aktiv und bei jedem<br />
Ausbruch ein paar Meter wachsend. Wird er? Oder wird er nicht? – Wir halten es<br />
wie die Einwohner: Die besitzen den unbedingten Willen zur Normalität, gepaart mit<br />
dem Vertrauen auf höhere Mächte. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Hänge des<br />
unberechenbaren Nachbarn Ätna so dicht besiedelt sind?