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Zielsetzung muss zudem sein, den Zugang zur Behandlung<br />
von AIDS und den typischen Begleiterkrankungen<br />
mit modernen Medikamenten zu erreichen. Die Anzahl<br />
der Menschen, die diese Behandlung brauchen und sie<br />
tatsächlich bekommen können, ist stetig gewachsen,<br />
dennoch werden bisher nur zwei Millionen von sechs<br />
Millionen erreicht.<br />
Abwanderung qualifizierter Fachkräfte<br />
Ein kritischer Punkt ist der Mangel an ausreichend qualifizierten<br />
Fachkräften in den betroffenen Ländern. Für die<br />
EZ kann das bedeuten, dass wieder mehr entsandte Fachkräfte<br />
in der klinischen Versorgung, etwa in der Ausbildung<br />
oder Supervision, beziehungsweise der Sicherstellung<br />
der kurativen Versorgung vor Ort eingesetzt werden müssen.<br />
Fachkräftemangel und Stärkung der Gesundheitssysteme<br />
sind daher ganz aktuelle Themen in der EZ.<br />
Dabei stoßen wir immer wieder auf alte Probleme, wie<br />
die mangelnde Attraktivität der peripheren Gesundheitsdienste<br />
für einheimische Fachkräfte und geringe Entlohnung<br />
für qualifizierte Leistungen. Darüber hinaus begünstigt<br />
der globale Arbeitsmarkt den Braindrain der qualifizierten<br />
Fachkräfte nach Europa oder in attraktivere Nachbarländer.<br />
Leider führt auch die massive Fokussierung auf<br />
die „big three“, AIDS, Malaria und Tuberkulose, mit modernen<br />
Instrumenten und Kampagnen zu einem internen<br />
Braindrain von einheimischen Fachkräften aus der Gesundheitsversorgung<br />
in die Kampagnenarbeit und Programmplanung<br />
und -gestaltung. Dabei ist die Mitarbeit<br />
im nationalen AIDS Programm sehr viel attraktiver als das<br />
notwendige Engagement zur Bekämpfung der Durchfallerkrankungen<br />
und zur Verbesserung der Hygiene.<br />
Neben dem Fachkräftemangel leiden die Gesundheitsdienste<br />
der betroffenen Länder daran, dass eine ausreichende<br />
Finanzierung über staatliche Stellen trotz<br />
massiver Budgetfinanzierung durch Geberquellen bei<br />
weitem nicht mehr möglich ist. Soziale Absicherung und<br />
Systeme der Krankenversicherung müssen entwickelt<br />
werden, um die Finanzierung einer qualifizierten Gesundheitsversorgung<br />
– zum Teil auch durch Zuzahlung der<br />
Bevölkerung – zu sichern. Erfahrungen aus der Demokratischen<br />
Republik Kongo (siehe Literaturhinweis:<br />
Kinzelbach) haben gezeigt, dass die Bevölkerung auch<br />
unter Krisenbedingungen bereit ist, sich an den Kosten<br />
zu beteiligen. Die Einführung von entsprechenden<br />
Modellen wie in der DR Kongo, gemeindebasierten<br />
Krankenversicherungen in Kambodscha oder genossenschaftlichen<br />
Unterstützungsmodellen sind neue, zukunftsweisende<br />
Arbeitsfelder im Bereich Gesundheit.<br />
© Cornelia Grade<br />
Gesundheitsversorgung und Menschenrechte<br />
Der Zugang zu Gesundheitsversorgung und sozialer<br />
Absicherung ist auch eine Frage der Menschenrechte.<br />
Mindestanforderungen an ein menschenwürdiges<br />
Leben sind klar definiert (siehe Literaturhinweis:<br />
Handbook …). Neben vielen anderen sozialen Kriterien<br />
sind Faktoren und Indikatoren im Bereich Gesundheit<br />
und Soziale Grundsicherung verfügbar, die herangezogen<br />
werden können, um aufzuzeigen, wie weit die Entwicklung<br />
noch von den gesteckten Zielen entfernt ist.<br />
Entscheidenden Einfluss auf die Gesundheitsversorgung<br />
und soziale Sicherung haben dabei die gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen. Ein großer Teil der jährlich zehn<br />
Millionen kindlichen Todesfälle steht in direktem Zusammenhang<br />
mit Mangel- und Fehlernährung. Der<br />
Einfluss der Hygiene wurde bereits erwähnt. Um eine<br />
nachhaltige Wirkung zu erreichen, bedarf es in Zukunft<br />
gerade auf lokaler oder regionaler Ebene, also dort wo<br />
die betroffenen Menschen leben, einer ganzheitlichen<br />
Betrachtung und Analyse, um festzustellen, welchen<br />
Beitrag die jeweiligen Sektoren zur Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen beitragen können, und wie die<br />
Prioritäten gesetzt werden müssen. Diese Sichtweise in<br />
den Köpfen der Akteure in der EZ und in den Köpfen<br />
der Menschen in den betroffenen Ländern zu verankern,<br />
ist eine Herausforderung für die Zukunft. Dezentralisierung<br />
und Demokratieförderung können Voraussetzungen<br />
schaffen, dass diese Diskussion geführt und Entscheidungen<br />
mit entsprechendem Mandat nah an und<br />
mit der Bevölkerung gefällt werden können.<br />
DED-Arzt im Einsatz<br />
in Tansania.<br />
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