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Malawi/Haiti<br />
Gesundheit darf<br />
kein Geschäft sein<br />
Kostenlose Gesundheitsversorgung<br />
versus Kostenbeteiligung der Patienten<br />
Gesundheitsversorgung sollte in den Entwicklungsländern<br />
kostenlos sein. Dafür plädiert die Autorin,<br />
die in verschiedenen Ländern gearbeitet und dabei<br />
unterschiedliche Modelle der Finanzierung<br />
kennen gelernt hat. Sie schildert die Auswirkungen,<br />
wenn Menschen für Gesundheitsleistungen<br />
zahlen müssen, das nötige Geld nicht aufbringen können<br />
und deshalb keine medizinische Hilfe erhalten.<br />
Es besteht die Gefahr, dass Gesundheit zu einem lukrativen<br />
Geschäft auf dem Rücken der Patienten wird.<br />
Sie zeigt aber auch Probleme auf, die bei kostenloser<br />
Gesundheitsversorgung eine gute Behandlung erschweren.<br />
Malawi hat heute ein sogenanntes Basketfunding<br />
für Gesundheit, das heißt, es gibt<br />
verschiedene Geldgeber und diese einigen<br />
sich mit dem Gesundheitsministerium auf ein gemeinsames<br />
Arbeitsprogramm. Die Basis ist das Essential<br />
Health Package (Basisgesundheitsversorgung), das die<br />
wichtigsten Gesundheitsprogramme für alle zugänglich<br />
machen soll. Behandlung von HIV ist eingeschlossen.<br />
Die Gesundheitsversorgung ist in öffentlichen Einrichtungen<br />
kostenlos. Kirchliche Einrichtungen können mit<br />
dem Staat ein Abkommen schliessen, damit ihre Kosten<br />
übernommen werden, wenn sie kostenlose Versorgung<br />
anbieten. Personalkosten dieser Einrichtungen werden<br />
bereits vom Gesundheitsministerium bezahlt. Neben<br />
dem gemeinsamen SWAP-Fond (sector wide approach),<br />
einem von Geldgebern und Ministerium gemeinsam<br />
finanzierten Topf, der die wichtigsten Elemente des<br />
Essential Health Package finanziert, gibt es noch andere<br />
Geldgeber, die vertikale Programme finanzieren (zum<br />
Beispiel das Impf-, das Malaria- und das Tuberkuloseprogramm<br />
sowie mehrere HIV-Programme), die zentral<br />
gesteuert und supervisiert werden.<br />
Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
habe ich Erfahrungen mit<br />
verschiedenen Systemen der Finanzierung von Gesundheitsversorgung<br />
sammeln können. Mit Cost Recovery –<br />
© Christiane Boecker<br />
was bedeutet, dass Patienten oder Klienten für Gesundheitsleistungen<br />
bezahlen, aber auch mit kostenloser Gesundheitsversorgung.<br />
Malawi hat das am besten ausgestattete und finanzierte<br />
Gesundheitsprogramm, das ich in den letzten Jahren in<br />
armen Ländern gesehen habe. Es gibt Medikamente<br />
und Material, sogar Bettlaken und Narkosegeräte und<br />
vieles mehr. Leider ist aber die Müttersterblichkeit immer<br />
noch höher als selbst in Haiti. Und auch andere<br />
Indikatoren, wie die hohe Sterblichkeit an Malaria und<br />
Lungenentzündung, weisen darauf hin, dass die Gesundheitsversorgung<br />
immer noch schlecht ist. Woran<br />
liegt es? Daran, dass das Gesundheitswesen öffentlich<br />
und kostenlos ist, wie manche glauben?<br />
Konsequenzen von Cost Recovery<br />
Bevor ich nach Malawi ging, war ich in Haiti, wo ich in<br />
einem Programm gearbeitet habe, das Alternativen zur<br />
Politik des Cost Recovery in einem kleinen Gesundheitsdistrikt<br />
aufzeigen wollte. Cost Recovery ist noch immer<br />
die Regel in der Gesundheitsversorgung in den meisten<br />
armen Ländern. In Haiti wie in vielen anderen Ländern<br />
bedeutete das, dass Menschen für alles, angefangen bei<br />
der Sprechstunde über die Untersuchung, das Labor,<br />
die Medikamente, aber auch eine notwendige Operation<br />
Mutter mit<br />
unterernährtem Kind<br />
in Haiti.<br />
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