AufputschmittelGefährlicheSchlankmacherE<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Weiterentwicklungs<strong>in</strong>d dieAppetitzügler. In kurzerZeit wurden nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong>neue Varianten alsangeblich harmloseMittel zum Verkauf freigegeben.Aber schonbald war klar, dass sieschnell zu Sucht undAbhängigkeit führen.Alle diese Substanzenwurden wie<strong>der</strong> aus demVerkehr gezogen, existierenaber als Suchtmittelweiter. Siehe auch:Speed und Ecstasy.Die heute noch zugelassenenAppetitzügler aufEphedr<strong>in</strong>basis haben nurger<strong>in</strong>ge Suchtpotentiale.UnerwarteteWirkungErwähnt werden sollnoch das PräparatRital<strong>in</strong>. Auch diesesursprünglich als AppetitzüglerentwickelteMittel wird heute beikrankhaftem Bewegungsdrangkle<strong>in</strong>erK<strong>in</strong><strong>der</strong> (hyperaktivesK<strong>in</strong>d) e<strong>in</strong>gesetzt.Die unerwartete Wirkungist auch hier aufe<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Aufmerksamkeitzurückzuführen.Wahrsche<strong>in</strong>lichhat die übertriebeneAktivität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihreUrsache <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er starkenKonzentrationsstörung,die dazu führt, dass siesich nicht für längereZeit e<strong>in</strong>er bestimmtenSache widmen können.Die Verschreibung vondiesen Medikamentenan K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit „hyperk<strong>in</strong>etischenAuffälligkeiten“(sog. Zappelk<strong>in</strong><strong>der</strong>) ist <strong>in</strong>den letzten Jahren – vone<strong>in</strong>em niedrigen Niveau– deutlich angestiegen(von etwa 2.500 behandeltenK<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Jahr1990 auf über 40.000 <strong>in</strong>1999). Hier ist umstritten,ob e<strong>in</strong>e ausreichendetherapeutischeBegründung wirklich<strong>in</strong> allen Fällen vorliegt.Es ist davon auszugehen,dass das „Pillen-Schlucken“ zur Bef<strong>in</strong>dlichkeitsbee<strong>in</strong>flussung<strong>in</strong> vielen Familien gängigeAlltagspraxis ist.SuchtpotentialAlle Ephedr<strong>in</strong>-Präparatehaben <strong>in</strong> den hohenDosen, die Süchtige zusich nehmen, mehr o<strong>der</strong>weniger stark die Wirkungen<strong>der</strong> Muttersubstanzerhalten. Sie bee<strong>in</strong>flussenHerzschlag,Luftröhre, Schlaga<strong>der</strong>und bestimmte Bezirkeim Gehirn.Akute Gefahren: alsRauschmittel genommenhaben die heutigenEphedr<strong>in</strong>abkömml<strong>in</strong>genur noch e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gesSuchtpotential.Die größere Gefahrgeht dabei auch heutenoch von den zugelassenenAppetitzüglernaus. Auch Rital<strong>in</strong> wirdals Suchtmittel missbraucht.Bei an<strong>der</strong>enArzneimitteln dieser Art(Mittel gegen Asthma,niedrigen Blutdruck,Schnupfen und Husten)s<strong>in</strong>d schon sehr hoheDosen erfor<strong>der</strong>lich, umden erwünschtenRauschzustand hervorzurufen.Siehe auch:Medikamentensucht.Wahnzuständebei MissbrauchIm Rausch kommt esanfangs zur Stimmungsaufhellung,anschließendentwickeln sich oftneben Blutdruckkrisenund Herzjagen tiefeDepressionen undWahnzustände.Hierbei ist e<strong>in</strong> deutlicherUnterschied zu an<strong>der</strong>enSuchtfolgekrankheiten(zum Beispiel: Delirium)festzustellen. Die Betroffenenbef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em wachen Zustandund wissen genau, wosie s<strong>in</strong>d, wer sie s<strong>in</strong>d.Der Zustand ähnelt sehre<strong>in</strong>er Schizophrenie.Wie bei manchen Formen<strong>der</strong> Schizophrenie kommtes zu gefährlichen Verfolgungsideen.MancheKonsumenten versuchen<strong>in</strong> ihrer Angst o<strong>der</strong> Wut,den verme<strong>in</strong>tlichenVerfolger o<strong>der</strong> Verräterumzubr<strong>in</strong>gen.Schwieriger EntzugDie Depressionen imEntzug werden meist alsunerträglich empfunden.Deshalb nehmen dieKranken erneut dasMittel. Es entsteht e<strong>in</strong>Teufelskreis, aus demnur wenige ohne fremdeHilfe wie<strong>der</strong> herausf<strong>in</strong>den.E<strong>in</strong>e deutscheKrankheitDas Ausmaß desMissbrauchs ist nichtabschätzbar, da bei denverschriebenen Mengenvon Medikamentengegen niedrigen Blutdrucknicht mehr unterschiedenwerden kann,ob die Tablette als Arzneio<strong>der</strong> als Suchtmittele<strong>in</strong>gesetzt wird. Es istauch möglich, dass dieSüchtigen selbst nichtwissen, dass sie süchtigs<strong>in</strong>d, weil sie die erstenEntzugssymptome alsAnzeichen <strong>der</strong> Blutdruckkrankheit<strong>in</strong>terpretierenund sofort wie<strong>der</strong>ihre Mediz<strong>in</strong> nehmen.Auffällig ist, dass dieDiagnose „niedrigerBlutdruck“ <strong>in</strong> Englischsprechenden Län<strong>der</strong>nüberhaupt nicht existiert.Entsprechend werdenauch ke<strong>in</strong>e dazugehörigenMedikamenteverschrieben.VerschreibungspflichtRital<strong>in</strong> und Appetitzüglers<strong>in</strong>d nur nachVerschreibung erhältlich.12
Schlaf- und BeruhigungsmittelGefährlicherfolgreichBei dieser Gruppe vonMedikamenten handeltes sich um chemischverwandte Stoffe, diealle Abkömml<strong>in</strong>ge desberühmten Chlordiazepoxid(Librium) s<strong>in</strong>d.Nach se<strong>in</strong>er Entwicklungbei <strong>der</strong> ArzneimittelfirmaROCHE wurde diesesMittel erstmals 1960erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt.Im Jahre 1963 folgteDiazepam (Valium).Heute gibt es ungefähre<strong>in</strong> Dutzend verschiedeneGrundsubstanzenmit über dreißig verschiedenenMarkennamen.Diese Medikamentewerden mit den OberbegriffenTranquilizero<strong>der</strong> Benzodiazep<strong>in</strong>ebezeichnet.Mutters„kle<strong>in</strong>e Helfer“Die Wirksubstanz wirdals Tablette, Tropfflüssigkeit,Injektionsflüssigkeito<strong>der</strong> als Zäpfchen <strong>in</strong> denKörper e<strong>in</strong>geführt. Dortverb<strong>in</strong>det sie sich mitden Nervenzellen e<strong>in</strong>esbestimmten, eng umschriebenenBezirks imGehirn und verän<strong>der</strong>tdiese Zellen.Der für Tranquilizerempf<strong>in</strong>dliche Gehirnbereichliegt <strong>in</strong> dem Teildes Gehirns, <strong>in</strong> dem dieGefühle und Stimmungenbee<strong>in</strong>flusst werden.Die Oberfläche <strong>der</strong>Nervenzellen <strong>in</strong> diesemBezirk des Gehirns ist sobeschaffen, dass sie sichnur mit den verschiedenenVarianten desBenzodiazep<strong>in</strong>s verb<strong>in</strong>den.Es wird deshalbvermutet, dass <strong>der</strong> KörperStoffe produziert,die die gleiche Wirkungwie die Tranquilizerhaben. Der Stoff wurdebisher jedoch noch nichtgefunden.Das Medikament hatsich nach se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führungschnell zu e<strong>in</strong>erModedroge entwickelt.Bereits 1975 waren übere<strong>in</strong>e Million Amerikanervon dem Medikamentabhängig (Mother’s littlehelpers). Nach <strong>in</strong>tensivenöffentlichen Warnungenist <strong>der</strong> Verbrauch <strong>in</strong>zwischenauf die Hälfte <strong>der</strong>damaligen Mengezurückgegangen.BeruhigendeWirkungDiese Medikamentewerden bei Patientenmit <strong>in</strong>nerer Unruheo<strong>der</strong> mit krankhaftenErregungszuständene<strong>in</strong>gesetzt.Sie wirken angstlösendund bei manchen Menschenkommt es auchzur Aufhellung e<strong>in</strong>erdepressiven Verstimmung.Gleichzeitig wirkensie leicht beruhigend– ohne gleichmüde zu machen. Dieswar se<strong>in</strong>erzeit e<strong>in</strong> großerFortschritt gegenüberden damaligen Medikamenten(Meprobamat).Sogar Dosierungsfehlerschienen ausgeschlossen,da man auch beiversehentlicher E<strong>in</strong>nahme<strong>der</strong> zehnfachenDosis noch nicht <strong>in</strong>Lebensgefahr ist.Gesteigerte GefahrDie Wirkung <strong>der</strong> Tranquilizerist auch gleichzeitigihre akute Gefahr.Durch die Angstlösungkann es zu leichts<strong>in</strong>nigenVerhaltensweisenim Straßenverkehr o<strong>der</strong>am Arbeitsplatz kommen:„Mir kann ja nichtspassieren“. Bei Depressivenverschw<strong>in</strong>det dieHemmung vor <strong>der</strong>Selbsttötung. Deshalbgilt es heute als ärztlicherKunstfehler,e<strong>in</strong>em Depressiven Benzodiazep<strong>in</strong>ezu geben.13