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Lexikon der Süchte - Suchtvorbeugung in NRW - Stadt Dortmund

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GlücksspielsuchtAbhängigvom SpielenAngehörige können esam ehesten beschreiben,was es bedeutet, mite<strong>in</strong>em Glücksspielsüchtigenzu leben: Sie fühlensich nicht mehr wahrgenommen,für den Süchtigenzählt nichts außerdem Spiel. Je<strong>der</strong> Cent,je<strong>der</strong> Euro wird zur Spielbankgetragen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>den Automaten gesteckt.Je<strong>der</strong> Cent wird verloren.Und gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>er<strong>der</strong> Spieler e<strong>in</strong>mal, sohört er gewiss nichteher auf, bis alles wie<strong>der</strong>weg ist.Spieler wollen gew<strong>in</strong>nen.Sie träumen von nichtsan<strong>der</strong>em. Aber <strong>der</strong> tatsächlicheGew<strong>in</strong>n istihnen nie groß genug,als dass sie nicht noche<strong>in</strong>en größeren erträumenkönnten. Dafürsetzt <strong>der</strong> Spieler allesauf e<strong>in</strong>e Karte, auf e<strong>in</strong>eZiffer, auf e<strong>in</strong> Symbol.Nichts ist so typisch amSpielen wie <strong>der</strong> ständigeTraum vom Siegen, währenddie Realität, dasständige Verlieren,geleugnet wird.Zahlen und FaktenDie Umsätze auf demGlücksspielmarkt betrugen1998 rund 23,3Milliarden Euro. Alle<strong>in</strong>die Geldautomatenschluckten rund 5,5Milliarden Euro. Um diesenBetrag s<strong>in</strong>d die Spielerärmer, die Spielhallenbesitzerund <strong>der</strong>Staat reicher.Zum Vergleich: 15 Jahrevorher, nämlich im Jahr1983, verspeisten dieGeldautomaten geradeerst e<strong>in</strong>mal rund 500Millionen Euro.Die Spielerlogik:Die Gew<strong>in</strong>nchancen erhöhensich, wenn manan mehreren Automatenzugleich spielt. Tatsächlichaber vervielfachtsich <strong>der</strong> Verlust. Je<strong>der</strong>Automat ist so e<strong>in</strong>gestellt,dass er dem Spielerpro Stunde durchschnittlich20 Euro abknöpft.Das ist mehr als <strong>der</strong>Stundenlohn e<strong>in</strong>es Facharbeiters.Spielen Süchtigegleichzeitig anmehreren Automaten,vervielfacht sich <strong>der</strong>Verlust stündlich. E<strong>in</strong>Spieler kann das abernicht erkennen. Ihn <strong>in</strong>teressierennur die Chancen,nicht die Gefahren.H<strong>in</strong>weise aufGlücksspielsuchtE<strong>in</strong>e Gefährdung zurGlücksspielsucht liegtvor, wenn manp e<strong>in</strong>mal anfängt zuspielen, dann abernicht mehr aufhörenkannp immer mehr Zeit undGeld auf das Spielverwendetp an Zahlenmagieglaubt: Diese Nummerwird es br<strong>in</strong>gen(oft ist es die Hausnummero<strong>der</strong> dieQuersumme aus demGeburtsdatum)p sich Geld leiht, umdamit weiterspielenzu können weil manhofft, es aus Spielgew<strong>in</strong>nenzurückzahlenzu könnenp schon <strong>der</strong> FamilieGeld weggenommenhat, obwohl es gutversteckt war (e<strong>in</strong>Spieler hat wie je<strong>der</strong>Süchtige e<strong>in</strong>en Blickfür den Zugang zuse<strong>in</strong>er Droge)p schon kilometerweitzu Fuß gelaufen ist,weil <strong>der</strong> letzte Groschenverspielt warp <strong>in</strong> Jetons zu rechnenbeg<strong>in</strong>nt.Ursachen undEntstehungEs fängt ganz harmlosan.Aus schierer Langeweilewirft man die erstenGroschen <strong>in</strong> den Automaten.Die Glitzerweltfunkelt, die Lichtreizewirken anziehend undplötzlich spuckt <strong>der</strong>Automat Geld aus. Ke<strong>in</strong>Wun<strong>der</strong>, wenn man eswie<strong>der</strong> versucht. Unddann kommt e<strong>in</strong> Tag, andem man sich ablenkenwill und raus muss ausdem privaten o<strong>der</strong>beruflichen Stress.Und dann verkündet <strong>der</strong>Croupier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spielbank,dass gerade dieseNummer gewonnenhat. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Automatspuckt e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>naus. Der Automat ist es,<strong>der</strong> plötzlich Herz zeigtund den Spielendenbelohnt. Bei ihm kann erse<strong>in</strong>e Probleme vergessen.Nach den ersten Erfolgenam Spieltisch o<strong>der</strong>am Automaten will <strong>der</strong>Spieler noch mehr Trost.Stellt sich <strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong> –und das ist meist <strong>der</strong>Fall – bagatellisiert erden Misserfolg undauch die ersten f<strong>in</strong>anziellenVerluste. Er wartet:Später würde er dasGeld bestimmt zurückgew<strong>in</strong>nen.Doch späterist nie. Das will e<strong>in</strong> Spielernicht wissen, solangese<strong>in</strong>e Glücksspielsuchtanhält.Verlauf und FolgenDie nächste Chance, <strong>der</strong>nächste Gew<strong>in</strong>n soll denVerlust wie<strong>der</strong> ausgleichen.Das Spiel wird immerwichtiger im Lebene<strong>in</strong>es Spielers. Es nimmtmehr Zeit, mehr Raum,mehr Geld e<strong>in</strong>. Schuldenwerden gemacht, damit<strong>der</strong> Spieler weiterspielenkann. Indem er dasGeborgte verspielt, fährt<strong>der</strong> Spieler neue Verlustee<strong>in</strong>. Schulden undVerlust müssen nunwie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gespielt werden.Der Druck auf denSpielenden wächst unddamit <strong>der</strong> Stress. Erklammert sich an immerger<strong>in</strong>gere Chancen.Je<strong>der</strong> Gedanke kreistum das Spiel, jede freieM<strong>in</strong>ute wird daraufverwandt. Es wird zumLebens<strong>in</strong>halt.49

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