11.07.2015 Aufrufe

Lexikon der Süchte - Suchtvorbeugung in NRW - Stadt Dortmund

Lexikon der Süchte - Suchtvorbeugung in NRW - Stadt Dortmund

Lexikon der Süchte - Suchtvorbeugung in NRW - Stadt Dortmund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ArbeitssuchtAbhängig vonArbeit – gibt es das?Ohne Fleiß ke<strong>in</strong> Preis.Morgenstund hat Goldim Mund – seit gute<strong>in</strong>em Jahrhun<strong>der</strong>t istes e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigstenErziehungsziele, Geldund Geltung aus <strong>der</strong> eigenenArbeit zu ziehen.Je<strong>der</strong> arbeitet manchmalsehr viel o<strong>der</strong> überarbeitetsich, ohne je auf denGedanken zu kommen,dass da e<strong>in</strong>e Sucht imSpiel se<strong>in</strong> könnte. Allegesellschaftlichen Karrierevorbil<strong>der</strong>arbeitenviel, Top-Manager bis zu60 Stunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche,Spitzensportler tra<strong>in</strong>ierenoft den ganzen Tag.Arbeit ist <strong>der</strong> Schlüsselzu Geld und Erfolg,Arbeit adelt.Arbeit istdas ganze LebenDoch e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d dabe<strong>in</strong>icht reich, son<strong>der</strong>nkrank geworden. Beiihnen hat sich die Arbeit<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Droge verwandelt.Ständig auf <strong>der</strong>Überholspur zu leben,hält nicht je<strong>der</strong> aus.Irgendwann hat sich bei<strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong> Hochgefühle<strong>in</strong>gestellt, e<strong>in</strong> Kick.Und seither versuchendie Arbeitssüchtigen ihrtägliches Pensum nochschneller, besser, <strong>in</strong>tensiverzu erledigen. DasHochgefühl soll wie<strong>der</strong>erreicht werden. Dazuist ständiges Arbeitennötig. So viel, dass dieBetroffenen bereitsanfangen, die Arbeit zuverstecken, so wie an<strong>der</strong>eden Schnaps. Sie arbeiten,wenn es niemandsieht. Frühmorgens o<strong>der</strong>spätabends. Und wie <strong>der</strong>Alkohol darf die Arbeitauch nie zu Ende gehen.Arbeit wird versteckt, <strong>in</strong>Reserve gehalten.Symptomewie beim AlkoholmissbrauchWenn die Arbeit immermehr wird, verlieren dieArbeitssüchtigen denRhythmus von Arbeitund Privatem. Das Arbeitenam Wochenendehat zum Ergebnis, dassdie Arbeit immer vorgeht.Es bedeutet auch,dass die Freunde, <strong>der</strong>Partner o<strong>der</strong> die Partner<strong>in</strong>,die Familie vernachlässigtwerden.Den Begriff Arbeitssucht– auch den des Workaholic– gibt es erst seitden 70er Jahren. Damalsfand man <strong>in</strong> den USAheraus, dass die Symptomevon Arbeitssuchterstaunlich denen <strong>der</strong>Alkoholabhängigkeitähneln.Zahlen und FaktenNicht jedes Vielarbeitenist Sucht. Man weißauch gar nicht, wievieleArbeitssüchtige es gibt.Der Leidensdruck <strong>der</strong>Arbeitssüchtigen setztspät e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Arbeitssuchtwird erst offenbar,wenn die Arbeit verlorengeht. Dann stürzendie Arbeitssüchtigen <strong>in</strong>die Krise, wie Hero<strong>in</strong>abhängige,die plötzlich anke<strong>in</strong>en Stoff mehr herankommen.Der Missbrauch vonArbeit führt zu körperlichenVerschleißersche<strong>in</strong>ungen.Zu den Folgengehören seelische Störungen,Hörsturz,Magendurchbrüche,Herz<strong>in</strong>farkt o<strong>der</strong> Hirnschlag.Selbst im Krankenhausfangen Arbeitssüchtigeschon wie<strong>der</strong>an zu arbeiten. Therapiens<strong>in</strong>d im Bereich <strong>der</strong>Arbeitssucht seltenerfolgreich.H<strong>in</strong>weise aufArbeitsmissbrauchFrühes Stadium:p Hetze, Geschäftigkeit,Sorgenp Man übernimmtimmer mehrArbeiten, sagt nicht:genugp Überschätzung <strong>der</strong>eigenen Fähigkeitenp Alles wird zu Arbeit,selbst die schönstenFreizeitbeschäftigungenp Die Gedanken kreisenimmer häufiger umArbeitp ZwischenmenschlicheBeziehungenwerden schlechter.Mittleres Stadium:p Die Arbeit dehnt sichauf den Abend aus, <strong>in</strong>die Morgenstunden,<strong>in</strong>s Wochenendep Man verachtet diejenigen,die <strong>in</strong>s Konzerto<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>n gehenp Konzentrationsschwächep Blackouts, auch imStraßenverkehrp Wer Arbeit als Drogemissbraucht, greiftauch zu an<strong>der</strong>enDrogen, um von <strong>der</strong>Arbeit wie<strong>der</strong> abschaltenzu könnenp Kopfschmerzen,Rückenschmerzen,Depressionenp EmotionalesAbsterben.Endstadium:p Hirnschlag o<strong>der</strong>Herz<strong>in</strong>farktp Vorzeitiger Tod.Ursachen undEntstehungJede Suchtgeschichte istan<strong>der</strong>s. Arbeitssucht istdie Suche nach Anerkennung.Das K<strong>in</strong>d bekam ke<strong>in</strong>eAufmerksamkeit, se<strong>in</strong>eErfolge wurden nichtbewun<strong>der</strong>t. Die Elternwaren vielleicht ständigüberarbeitet, von demK<strong>in</strong>d wurde erwartet,dass es früh mit anpackte.Zuwendung h<strong>in</strong>g abvon <strong>der</strong> erbrachten Leistung.Nichtarbeitenwurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheitbestraft. O<strong>der</strong> das K<strong>in</strong>dwurde weggeschicktmit den Worten: „Lassmich das noch fertigmachen...“, wobei dieArbeit aber nie fertigwar. Solch e<strong>in</strong> Verhaltensäat e<strong>in</strong>e spätere Arbeitssucht.Und obwohlsie als K<strong>in</strong><strong>der</strong> damit gequältwurden, verhaltensich die Arbeitssüchtigenspäter als Erwachsenewie<strong>der</strong> genauso gegenüberihren Nächsten undK<strong>in</strong><strong>der</strong>n.51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!