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Lexikon der Süchte - Suchtvorbeugung in NRW - Stadt Dortmund

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Ess- und BrechsuchtAbhängigvom Essen?Beim Thema Essen gehtes um Leben und Tod.Ohne zu essen kann e<strong>in</strong>Mensch nicht leben.Essen ist ke<strong>in</strong>e Droge,aber zu viel und zu wenigEssen s<strong>in</strong>d extremeGefühle. Von jedemextremen Gefühl kannman abhängig werden.Also gibt es auch Formenvon Missbrauch beimEssen.Bei den Essstörungenhandelt es sich nichtum e<strong>in</strong>e Sucht imeigentlichem S<strong>in</strong>ne. Esist vielmehr von e<strong>in</strong>erkomplexen psychosomatischenKrankheitauszugehen, die auchSuchtaspekte aufweist.Was heißt hierMissbrauch?Wer hungert, um ja ke<strong>in</strong>Gramm zuzunehmen,während die Umgebungihn ganz normal f<strong>in</strong>det,dessen Essverhalten istgestört.Wenn e<strong>in</strong>e Diät diean<strong>der</strong>e ablöst, <strong>der</strong> Körpernach se<strong>in</strong>em Rechtauf Nahrung verlangt,dann entsteht plötzliche<strong>in</strong> Zwang, ganz viel aufe<strong>in</strong>mal zu vertilgen. Biszu 20 000 Kalorien verschl<strong>in</strong>genEsssüchtige <strong>in</strong>kürzester Zeit. Die könnensie bei ihrer Angst,dick zu werden, jedochnicht bei sich behalten.Sie spucken sie wie<strong>der</strong>aus. Zu <strong>der</strong> Esssucht istnoch e<strong>in</strong>e Brechsuchtgekommen. Ess- undBrechsüchtige wissenständig, wo die nächsteToilette ist, um ja jedese<strong>in</strong>zelne Gramm wie<strong>der</strong>direkt loszuwerden.In <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> ist esumstritten, ob es sichbei <strong>der</strong> Ess- und Brechsucht(Bulimie) um e<strong>in</strong>eSucht handelt o<strong>der</strong> ume<strong>in</strong>e neurotische Ausprägung.Suchtparallelengibt es <strong>in</strong> jedem Fall.Wer dagegen mit Freudeisst, sobald <strong>der</strong> Hungerda ist, und merkt,wann die Sättigungerreicht ist, den Abstandzwischen den Mahlzeitene<strong>in</strong>halten kann,ohne etwas zu essen,<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die gehört nichtzu den Essgestörten.Zahlen und Fakten90 Prozent aller an EssundBrechsucht Erkranktens<strong>in</strong>d Mädchen undFrauen. 2 bis 4 Prozentaller Frauen neigen zurEss- und Brechsucht. DerKrankheitsbeg<strong>in</strong>n liegtmeistens vor dem zwanzigstenLebensjahr, dieKrankheit bildet sichüberwiegend <strong>in</strong> <strong>der</strong>Altersgruppe zwischen20 und 30 Jahren heraus.60 Prozent haben Abitur,also e<strong>in</strong>en hohen Bildungsgrad.Man sieht ihnen ihreKrankheit nicht an, sies<strong>in</strong>d normalgewichtigund f<strong>in</strong>den sich dennochzu dick. Manche habenm<strong>in</strong>destens drei Klei<strong>der</strong>größenim Schrank, weilsich ihr Gewicht häufigverän<strong>der</strong>t. Manchmalvon Größe 38 bis Größe46.Esssüchtige leiden unterHungerattacken, denensie nicht wi<strong>der</strong>stehenkönnen. Die Anfälles<strong>in</strong>d erst beendet, wenn<strong>der</strong> Heißhunger wie<strong>der</strong>verschwunden ist. DieAnfälle treten fast täglichauf und dauern vone<strong>in</strong>er Viertelstunde biszu vier Stunden. Währenddieser Zeit vertilgenEsssüchtige alles, wasim Kühlschrank ist,essen Würste, Brote,Butterstücke, Pral<strong>in</strong>enschachtelweise, Brathähnchen,BüchsenKeks, eben alles, was dieFamilie an Vorräten hat.Esssucht ist e<strong>in</strong>e teureKrankheit und führt zuständigen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungenmit denAngehörigen, denndenen wird ja alles weggegessen.Im Anschluss an dieFressorgie wird <strong>der</strong>Inhalt wie<strong>der</strong> ausgebrochen.Zwei Drittel allerEss- und Brechsüchtigenübergeben sich tägliche<strong>in</strong> bis zwei Mal und e<strong>in</strong>Drittel wie<strong>der</strong>holt dasbis zu sechs Mal.Neben dem Brechennehmen viele <strong>der</strong> EssundBrechsüchtigenAbführmittel e<strong>in</strong>, undzwar bis zu 300 Stückpro Woche. Bei e<strong>in</strong>igenkommen noch Appetitzüglerh<strong>in</strong>zu, so dasszusätzlich e<strong>in</strong>e Medikamentenabhängigkeitentsteht. Siehe auch:Medikamentensucht.H<strong>in</strong>weise aufEss- und BrechsuchtBulimische Mädchenund Frauen stehenunter e<strong>in</strong>em hohenLeidensdruck.Die Betroffenen verbergenihren Essensmissbrauch,so lange esirgend geht, sie verhaltensich wie Süchtige. Sietun dies, weil sie sichschämen. Sie essen bzw.erbrechen möglichst,wenn sie alle<strong>in</strong> zuHause s<strong>in</strong>d.E<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes Essverhaltenkann e<strong>in</strong> Signalse<strong>in</strong>. Der KreislaufEssen-Erbrechen-Essenwie<strong>der</strong>holt sich mehrfacham Tag. Damit niemanddas Erbrechenmitbekommt, lassendie Bulimieopfer dieSpülung laufen o<strong>der</strong>das Radio.53

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