Entwickeln, wachsen, reifen ... - bops
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Gesundheitsförderung<br />
für ältere Menschen<br />
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer erkennbar ist, ältere Menschen besitzen<br />
viele Ressourcen, die es zu nutzen gilt. Eine kreative und ganzheitliche Gesundheitsförderung<br />
hat positive Auswirkungen auf Autonomie und Wohlbefi nden und unterstützt beim<br />
Erreichen persönlicher Lebensziele. Robert Weller<br />
Robert Weller ist Pfl egefachmann,<br />
Lehrer für<br />
Pfl egeberufe, Gesundheitswissenschaftler<br />
(B.Sc.) und arbeitet als<br />
Lehrer für Pfl egeberufe<br />
am Kreisklinikum Siegen<br />
GmbH<br />
r.weller@sanosalveo.de<br />
1 Als sekundäre Pfl anzenstoffe<br />
(Phytamine) werden<br />
bestimmte Inhaltsstoffe<br />
von pfl anzlichen<br />
Lebensmitteln bezeichnet,<br />
die von den Pfl anzen unter<br />
anderem als Abwehr-,<br />
Geruchs- und Farbstoffe,<br />
aber auch als Wachstumsregulator<br />
gebildet<br />
werden.<br />
Ist die Lebensphase Alter geprägt von Defi ziten,<br />
Gebrechlichkeit und zunehmender Abhängigkeit<br />
und Pfl ege? Oder – soll älteren Menschen die «Lebenslust»<br />
durch einen übertriebenen Körperkult geraubt<br />
werden (Lütz 2002)? Weder dies noch jenes.<br />
Denn: Zwischen diesen beiden extremen Posi tionen<br />
angesiedelt, beschreiben Märki (2004), Renteln-<br />
Kruse (2007) und Pfi ster (2006) Wege zur Gesundheitsförderung,<br />
die zu einer höheren Selbstbestimmung,<br />
zu verstärkter körperlicher, geistiger und<br />
seelischer Gesundheit und damit zu einer erhöhten<br />
Lebensqualität beitragen.<br />
Bewegungsaktivitäten aufbauen und intensivieren<br />
In den letzten Jahrzehnten hat aufgrund der<br />
technologischen Entwicklung der Bewegungsmangel<br />
deutlich zugenommen. In der Schweiz bewegen<br />
sich nach Martin und Marti (1998) nur ein Drittel<br />
der Männer und ein Viertel der Frauen regelmässig<br />
und in ausreichendem Mass. Bewegung stellt jedoch<br />
eine wichtige Gesundheitsressource dar. Möglicherweise<br />
sind Bewegungsaktivitäten bei vielen Menschen<br />
mit Zwang, schwerer Arbeit und bei älteren<br />
Männern auch mit militärischem Drill negativ verknüpft.<br />
Liesen (2009) beschreibt ein «kreatives ganzheitliches<br />
Training der Sinne» als Bewegungstraining.<br />
Gemeinsam mit älteren Menschen sollte ressourcenorientiert<br />
eine Bewegungsart oder Sportart<br />
gesucht werden, die Spass macht. Bewegungen, die<br />
freudig ausgeführt und emotional positiv bewertet<br />
und erfahren werden, sind langfristig gesundheitsförderlich.<br />
Ein solches Training ist abwechslungsreich, koordinationsfördernd,<br />
erfolgsvermittelnd und muskelkräftigend.<br />
Orientiert an den persönlichen körperlichen<br />
Fähigkeiten kann ein Training dieser Art von<br />
einfachen Bewegungsübungen im Sitzen, über Spaziergänge,<br />
Schwimmen bis hin zum Golfen reichen.<br />
Werden die Bewegungen in der beschriebenen Art<br />
und Weise ausgeführt, wird damit «automatisch» das<br />
zentrale Nervensystem mittrainiert (Liesen 2009).<br />
Bewegungsaktivitäten zu entwickeln und aufzubauen<br />
ist in jedem Lebensalter sinnvoll. Selbst hoch<br />
betagte Menschen können durch Muskelaufbautraining<br />
an Kraft hinzugewinnen und werden zum Beispiel<br />
sicherer in ihrem Gang. Je früher Menschen<br />
mit solchen Aktivitäten beginnen, umso grösser<br />
24 NOVAcura 10|09<br />
kann der spätere Nutzen sein. Martin und Marti<br />
(1998) sehen bereits einen wesentlichen Gesundheitsgewinn,<br />
wenn pro Woche etwa 1000 kcal durch<br />
Bewegung verbraucht werden. Ein solches «Bewegungsprogramm»<br />
beinhaltet beispielsweise zwei bis<br />
drei 30-minütige Spaziergänge bei mässigem Tempo<br />
sowie Schwimmen und gymnastische Übungen. Je<br />
nach Fitnesszustand kann der Kalorienverbrauch<br />
pro Woche durch Bewegung bis zu einem Verbrauch<br />
von etwa 3000 kcal gesteigert werden (Martin und<br />
Marti 1998). Sportliche Betätigung kann ausserdem<br />
auf psychischer Ebene nachweislich depressives<br />
Erleben positiv beeinfl ussen und zu Angstabbau<br />
führen.<br />
Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr optimieren Ausgehend<br />
von einer anfänglichen Analyse der Trink-<br />
und Ernährungsgewohnheiten, gibt es einfache und<br />
individuelle Empfehlungen. Geht man davon aus,<br />
dass je nach Gesundheitszustand täglich zwischen<br />
1,5 und 3 Liter Flüssigkeit zugeführt werden sollten,<br />
trinken viele ältere Menschen viel zu wenig.<br />
Mit frischem Wasser kann das Gros der täglichen<br />
Trinkmenge kostengünstig und ressourcenschonend<br />
aufgenommen werden. Dabei sollten Faktoren berücksichtigt<br />
werden, die den Wasser- und Elektrolythaushalt<br />
beeinfl ussen, wie Medikamente (Diuretika)<br />
oder klimatische Bedingungen (Hitzewelle).<br />
« Mit frischem Wasser kann das Gros<br />
der täglichen Trinkmenge kostengünstig<br />
und ressourcenschonend<br />
aufgenommen werden.»<br />
Bezüglich der Ernährung nimmt der reine Energiebedarf<br />
bei vielen älteren Menschen ab, der Nährstoffbedarf<br />
kann jedoch zunehmen. Deshalb ist zum<br />
Beispiel wichtig, viel Obst und Gemüse zu essen. Sekundäre<br />
Pfl anzenstoffe 1 haben in den letzten Jahren<br />
eine erstaunliche «Karriere» gemacht. Ursprünglich<br />
galten diese höchstens als zweitrangig, mittlerweile<br />
schwärmen Wissenschaftler von deren erstaunlichen<br />
Fähigkeiten. Dittrich und Leitzmann (1996)