Entwickeln, wachsen, reifen ... - bops
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Die Psyche wurde im Altgriechischen in einem<br />
sehr umfassenden Sinn verstanden und sogar<br />
zur Umschreibung der ganzen Person<br />
verwendet. In der naheliegenden und deswegen<br />
wohl ursprünglichen Auffassung von Atmen und<br />
Atem stand sie als Zeichen für Belebtheit. Insofern<br />
konnte sie auch als Lebensprinzip aufgefasst und sogar<br />
mit Leben gleichgesetzt werden. Damit sind das<br />
Gemüt und das Herz, der Mut und die Herzhaftigkeit<br />
gemeint, der Sitz der Leidenschaften, die Begehrlichkeit,<br />
die Lust und sogar der Appetit und<br />
über die Sinne betrachtet auch das Denkvermögen,<br />
der Verstand, die Klugheit sowie ganz allgemein das<br />
Geistige. Motorik ist die Fähigkeit des Körpers eines<br />
Menschen, sich zu bewegen. Mit dem Begriff wird<br />
auch das Bewegungsverhalten beschrieben. Motorik<br />
umfasst alle Steuerungs- und Funktionsprozesse von<br />
Haltung und Bewegung. Damit ist Motorik mehr als<br />
ein objektiver Vorgang der Veränderung menschlicher<br />
Körpermassen in Raum und Zeit.<br />
Zusammenspiel von Psyche und Motorik Psychische<br />
Vorgänge wie zum Beispiel Emotionalität oder<br />
Konzentration, aber auch die individuelle Persönlichkeitsanlage<br />
beeinfl ussen das spontane Bewegungsspiel.<br />
Diese ursächliche Verknüpfung wird Psychomotorik<br />
genannt. Sie ist ein ganzheitliches und<br />
Die psychomotorische Entwicklung ist von<br />
entscheidender Bedeutung für das Mass<br />
an Autonomie, die ein Mensch erreichen<br />
kann. Die Frage ist, welche Faktoren diese<br />
Entwicklung beeinfl ussen und welche Interventionen<br />
es bei Störungen gibt.<br />
Christopher Kahl<br />
entwicklungsorientiertes Konzept, das sowohl die<br />
Wahrnehmung als auch die Bewegung gleichermassen<br />
fördert. Es geht um das Zusammenspiel des<br />
psychischen Erlebens eines Menschen bzw. seiner<br />
psychisch-seelisch-emotionalen Entwicklung und<br />
der Entwicklung von Motorik und Wahrnehmung.<br />
Dabei werden die Einfl üsse der sozialen und materiellen<br />
Umwelt auf das Gefüge von Psyche und Motorik<br />
mitberücksichtigt. Im Wortsinn «be-greift»<br />
der Mensch seine Umwelt im Reiz-Reaktions-Muster.<br />
Basierend auf den frühen Erfahrungen, welche<br />
der Ausbildung der persönlichen Integrität dienen,<br />
entwickelt sich der Mensch zur Reife im Alter. Wird<br />
die Grundsicherheit resp. das Grundvertrauen durch<br />
fehlende oder reduzierte Anreize während der Entwicklung<br />
enttäuscht, kann es schon im Präsenium<br />
zu Phänomenen sozialer Isolierung und zur mentalen<br />
Stagnation kommen. Erik H. Erikson nennt treffend<br />
als etwas vom Wesentlichsten die Phase der<br />
Ich-Erkenntnis, in welcher der Mensch in der letzten<br />
Stufe, dem Senium, «ist, was er sich angeeignet<br />
hat».<br />
Die Physiologie der Bewegung Die Gesamtheit<br />
der vom Zentralnervensystem kontrollierten bewussten<br />
Bewegungen des Körpers wird als Willkür-<br />
NOVAcura 10|09<br />
Motorik ist mehr als ein<br />
Vorgang der Veränderung<br />
menschlicher Körpermassen<br />
in Raum und Zeit.<br />
Illustration: Elias Frei<br />
Christopher Kahl ist Lehrer,<br />
Autor und Rezensent.<br />
Er arbeitet am Berufsbildungszentrum<br />
des Kantons<br />
Schaffhausen.<br />
kahl@bbz-sh.ch<br />
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