Entwickeln, wachsen, reifen ... - bops
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Spitex<br />
Die Spitex Reusstal hat<br />
ihren Sitz im luzernischen<br />
Root und versorgt 13 000<br />
Einwohnerinnen und Einwohner,<br />
verteilt über<br />
6 Gemeinden, mit Spitex-<br />
Leistungen. Sie ist im<br />
Grenzgebiet zu Zug und<br />
Aargau tätig. Eine Gemeinde<br />
liegt denn auch<br />
im Kanton Aargau, damit<br />
ist die Spitex Reusstal<br />
eine der wenigen interkantonalenSpitex-Organisationen.<br />
liegt. Und wenn dieses Etwas<br />
dann Platz braucht, nimmt sie<br />
sich auch Zeit dafür oder vereinbart<br />
einen Termin für ein späteres<br />
Gespräch.<br />
Gefühle in Bezug auf die Pensionierung<br />
Frieda Winistörfer freut<br />
sich auf ihre Pensionierung, die in<br />
Sichtweite kommt. Sie wird Zeit<br />
haben für ihre Hobbys, für Besuche,<br />
für Haus und Garten. Es<br />
gibt so vieles, was bisher immer<br />
hintenanstehen musste. Sicher,<br />
manchmal kommen ihr auch Fragen:<br />
Wird sie die Zeit gut ausfüllen<br />
können? Könnte Langeweile<br />
aufkommen?<br />
Doch gegen Langeweile sind<br />
die Grosskinder eine gute Therapie!<br />
Konkrete Aktionen plant sie<br />
nicht für die Zeit nach der Pensionierung.<br />
Sie lässt die Dinge auf<br />
sich zukommen. Doch, da fällt<br />
ihr plötzlich ein Traum ein:<br />
Sie könnte sich vorstellen, eine<br />
Gruppe von Sterbebegleiter/innen<br />
«Eigentlich wollte ich gar nicht<br />
in einen Pfl egeberuf»<br />
Walter Wyrsch sprach mit Cornelia Jeuch, Leiterin<br />
Kerndienste, Spitex Reusstal, Root<br />
Cornelia Jeuch arbeitet seit 20 Jahren<br />
als Pfl egefachfrau in der Spitex.<br />
Ihre Pfl egeausbildung hat sie<br />
erst mit 42 Jahren begonnen. Erst<br />
war sie als Pharmaassistentin,<br />
dann als gelernte Sozialpädagogin<br />
tätig.<br />
Seit dem Abschluss ihrer Pfl egeausbildung,<br />
die sie an der<br />
Schule für Gemeindekrankenpfl<br />
ege in Sarnen absolviert hatte,<br />
war sie ausschliesslich im Arbeitsfeld<br />
der Spitex aktiv. Heute leitet<br />
sie den Pfl egedienst einer Spitex<br />
in der Region der Stadt Luzern.<br />
«Eigentlich wollte ich gar nicht<br />
in den Pfl egeberuf wechseln, aber<br />
die Möglichkeit, Menschen zu<br />
Hause zu betreuen, das Arbeitsfeld<br />
Spitex, hat mich letztlich doch bewogen,<br />
noch eine Ausbildung<br />
anzupacken und in einen neuen<br />
Bereich zu wechseln.» Cornelia<br />
Jeuch zeigt im gesamten Gespräch<br />
46 NOVAcura 10|09<br />
ins Leben zu rufen, falls das gefragt<br />
ist. Damit Sterben zu Hause immer<br />
öfters möglich wird in der Spitex.<br />
Faszination Spitex Den Patienten<br />
in seiner Umgebung pfl egen<br />
können. Menschen nehmen, wie<br />
sie sind – da ist eine so enorme<br />
Vielfalt, und diese fasziniert Frieda<br />
stets neu. Zusammenarbeiten mit<br />
Angehörigen, mit anderen Diensten.<br />
Menschen sind das Faszinierende<br />
an der Spitex!<br />
Was Frieda gerne hinter sich<br />
lässt Bei diesem Punkt muss sie<br />
doch etwas länger überlegen. Unzufriedene<br />
Kunden lässt sie leichten<br />
Herzens zurück. Die vielen<br />
Papiere können ihr gestohlen<br />
bleiben, und der sogenannten<br />
«unverrechenbaren Arbeitszeit»<br />
wird sie keine Sekunde nachtrauern.<br />
«Unverrechenbare Arbeitszeit<br />
sollte eigentlich zum Unwort des<br />
Jahres erkoren werden! Gemeint<br />
ist jene Zeit, die nicht über die<br />
immer wieder auf, was sie mit diesem<br />
«Menschen zu Hause pfl egen»<br />
meint und welche Chancen<br />
und Möglichkeiten sie darin sieht.<br />
Dass die Pfl egebedürftigen und<br />
ihre Angehörigen den «Heimvorteil»<br />
haben, ist für sie Teil der professionellen<br />
Einstellung.<br />
Cornelia beschreibt grosse Veränderungen,<br />
die sie im Laufe der<br />
Zeit in der Spitex-Berufswelt erlebt<br />
hat. Dabei legt sie den Fokus<br />
zuerst auf den heute sehr professionellen<br />
Stand in der Spitex.<br />
Nicht nur der gesamte Betrieb,<br />
sondern auch die Trägerschaften<br />
seien heute, neben dem grossen<br />
Engagement, auch mit viel Fachwissen<br />
tätig. Die Organisationen<br />
mussten sich dauernd mit den gesundheitspolitischen<br />
und weiteren<br />
politischen Entwicklungen<br />
auseinandersetzen und sich diesen<br />
anpassen. Zu Beginn des Be-<br />
Versicherungen abgerechnet werden<br />
kann und die von den Vorständen<br />
nicht geschätzt wird, weil<br />
sie am Spitexbudget bzw. an den<br />
Finanzen der Gemeinden nagt.<br />
Für die Spitex-Zukunft wünscht<br />
sich Frieda, dass die administrativen<br />
Arbeiten nicht weiter zunehmen.<br />
Sie hofft darauf, dass auch<br />
künftig kompetentes und menschliches<br />
Personal eingestellt werden<br />
kann. Gerne möchte sie zum gegebenen<br />
Zeitpunkt von qualitativ<br />
hochstehenden Spitexdiensten<br />
profi tieren können. Sie wünscht,<br />
dass mit den Geldern für die Spitex<br />
nicht geknausert wird. Das erfordert<br />
ihrer Ansicht nach nicht<br />
zuletzt menschliche, offene Politiker;<br />
weitsichtige Personen im<br />
Gesundheitswesen, welche Verständnis<br />
aufbringen für alte und<br />
kranke Menschen sowie für die<br />
Situation der Spitex-Pfl egenden<br />
und die dieses Verständnis auch<br />
mit Kompetenz umsetzen. ■<br />
rufslebens hatte Cornelia Jeuch in<br />
diesem Bereich auch in einige<br />
Schwierigkeiten hineingesehen:<br />
hilfl ose Vorstände und wenig<br />
kaufmännische Kenntnisse mussten<br />
oft nebenbei noch von den<br />
Pfl egenden kompensiert werden.<br />
Selbstverständlich veränderten<br />
sich auch die Pfl egesituationen.<br />
«Heute bearbeiten wir Situationen,<br />
in denen wir medizinisch<br />
und sozial grösste Herausforderungen<br />
zu Hause bewältigen. Da<br />
ist das sogenannte Casemanagement<br />
nicht mehr ein blosses<br />
Schlagwort! Unsere Aufgabe ist in<br />
den 20 Jahren, die ich überblicke,<br />
viel komplexer geworden. Komplex<br />
in dem Sinne, als die Situationen<br />
vielschichtiger sind, deutlich<br />
mehr und vielfältigerer Zusammenarbeitsbedarf<br />
vorhanden<br />
ist und die sozialen Netzwerke der<br />
Menschen teilweise fehlen oder<br />
nicht mehr verfügbar sind. Auch<br />
medizinisch betreuen wir heute<br />
sehr anfordernde und teilweise<br />
hochtechnische Pfl egesituationen.»<br />
Als Leiterin der Spitex ist sie<br />
aber im Alltag auch besonders<br />
von der Kurzfristigkeit betroffen,<br />
mit der heute in der Spitex Lösungen<br />
gefunden werden müssen.