Entwickeln, wachsen, reifen ... - bops
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Spitex<br />
Elisabeth Conte arbeitet<br />
als Pfl egeexpertin<br />
HöFA 2 bei der Interkantonalen<br />
Spitex-Stiftung<br />
in Wilen/Sarnen. In dieser<br />
Funktion bietet sie<br />
Beratung und Weiterbildung<br />
für den Bereich<br />
der Hilfe und Pfl ege in<br />
der Spitex an.<br />
e.conte@prospitex.ch<br />
In den Ruhestand<br />
«Nach einem langen, engagierten und arbeitsreichen Berufsleben tritt<br />
nun unsere liebe Kollegin in den wohlverdienten Ruhestand» – so etwa<br />
könnte es bei der Verabschiedung einer Mitarbeitenden auch aus dem<br />
Pfl egeberuf tönen. Dann gäbe es sicher noch einen schönen Apéro und<br />
ein nettes Geschenk von den Kolleginnen. Und dann? Wars das?<br />
Der Ausstieg aus dem Erwerbsleben<br />
ist immer eine äusserst emotionale<br />
Angelegenheit. Manchmal<br />
ist er sehnlichst herbeigewünscht,<br />
um endlich selbstbestimmt leben<br />
zu können, und manchmal fällt<br />
das Abschiednehmen von der Arbeitswelt<br />
enorm schwer und kann<br />
beinahe nicht bewältigt werden.<br />
Ein paar Angaben zum beruflichen<br />
Werdegang von Frieda<br />
Winis törfer: 1972 schloss sie in<br />
Solothurn die Ausbildung in allgemeiner<br />
Krankenpfl ege (AKP) ab<br />
und machte, wie damals üblich,<br />
das sogenannte Pfl ichtjahr im Spital<br />
Solothurn. Anschliessend bildete<br />
sie sich zur «Operationsschwester»<br />
weiter und arbeitete<br />
während drei Jahren im Spital Solothurn<br />
im Operationssaal (OPS).<br />
Später zog sie von Solothurn nach<br />
Oberkirch und arbeitete in Sursee,<br />
später in Olten im OPS. Sie sei jedoch<br />
nie eine «begeisterte OPS-<br />
Schwester» gewesen, berichtet sie<br />
mir. Sie sei damals eher einer Idee<br />
als ihrem Herzen gefolgt.<br />
1977 heiratete sie, gebar später<br />
eine Tochter und einen Sohn.<br />
Trotz Familienpfl ichten blieb sie<br />
stets mit einem Fuss im Berufsleben<br />
und arbeitete in Olten auf Abruf<br />
auf der Notfallstation.<br />
Die Aussage «In die Spitex gehe<br />
ich erst arbeiten, wenn man mich<br />
nirgendwo sonst mehr brauchen<br />
kann» stammt tatsächlich von<br />
44 NOVAcura 10|09<br />
Gerade wegen dieser hohen<br />
Emotionalität ist eine sorgfältige<br />
und umfassende Vorbereitung auf<br />
die eigene Pensionierung oder die<br />
Pensionierung von Mitarbeitenden<br />
sehr wichtig. Es liegt auch in<br />
der Verantwortung eines Betriebs,<br />
seinen Mitarbeitenden diese Vorbereitung<br />
zu ermöglichen. Eine<br />
Elisabeth Conte und Walter Wyrsch<br />
gute Vorbereitung umfasst neben<br />
fi nanziellen auch psychologische<br />
und soziale Aspekte.<br />
Gespräche mit zwei langjährigen<br />
Spitex-Mitarbeitenden, die<br />
kurz vor dem Austritt aus dem Erwerbsleben<br />
stehen, geben einen<br />
Einblick in die Situation.<br />
«In die Spitex gehe ich erst arbeiten, wenn man<br />
mich nirgendwo sonst mehr brauchen kann ...»<br />
Elisabeth Conte sprach mit Frieda Winistörfer, Leiterin<br />
Pfl egedienst Spitex in Kriegstetten<br />
Frieda. Dieser Satz ist jedoch nicht<br />
gegen die Spitex gerichtet. Er<br />
folgte auf schlechte Erfahrungen<br />
im Spitex-Praktikum, als sie noch<br />
Lernende war.<br />
Als ihre Kinder einen gewissen<br />
Grad an Selbstständigkeit gewonnen<br />
hatten, entschloss sie sich zu<br />
Schnuppertagen bei der Spitex<br />
Kriegstetten. Nach diesem Einblick<br />
in die Spitex, der ihr ganz<br />
gut gefallen hatte, wurde sie für<br />
sechs Monate «Bademeisterin Spitex».<br />
Das heisst, sie kam vor allem<br />
dann zum Einsatz, wenn Klient/innen<br />
ein Vollbad brauchten.<br />
Gegen Ende 1986 erhielt sie dann<br />
einen Arbeitsvertrag auf Abruf<br />
und arbeitete, ganz nach Bedarf<br />
der Spitex, ein Wochenende pro<br />
Monat und ein bis zwei Halbtage<br />
pro Woche.<br />
Doch die Verantwortung liess<br />
nicht lange auf sich warten. 1991<br />
übernahm sie die stellvertretende<br />
Leitung Pfl ege zu 40 bis 60 Prozent<br />
und engagierte sich in der<br />
Ausbildungsbegleitung von Lernenden.<br />
Acht Jahre später über-<br />
nahm sie die Leitung ganz und<br />
arbeitet inzwischen gut 23 Jahre<br />
in der Spitex.<br />
Spitex vor 20 Jahren Die Dokumentation<br />
der Arbeit war damals<br />
minimal. Es gab eine Karteikarte,<br />
auf der für den Verlaufsbericht<br />
nicht üppig Platz war – aber so<br />
viele Verlaufskommentare waren<br />
ja auch nicht notwendig. Verordnungsblätter<br />
kannte sie ebenfalls<br />
nicht, und selbst die Pfl egemassnahmen<br />
waren nicht schriftlich<br />
festgelegt. Einmal stand Frieda<br />
Winistörfer vor einem Patienten,<br />
der Diabetiker war und Insulin<br />
brauchte. Sie hatte aber keine<br />
schriftlichen Unterlagen, aus denen<br />
ersichtlich gewesen wäre,<br />
wie viele Einheiten der Mann<br />
brauchte. Peinlich! Von da an begann<br />
sie aus eigener Initiative ein<br />
Heft zu führen, in dem sie die<br />
Pfl egemassnahmen festhielt und<br />
den Verlauf dokumentierte. Auch<br />
die Art, wie da Verbandwechsel<br />
gemacht wurden, blieb ihr lebhaft<br />
in Erinnerung. Der Patient wies<br />
sie an, das schmutzige Verbandsmaterial<br />
auf eine Zeitung am Boden<br />
zu legen. Dieses Päckli kam<br />
dann so in den Kehricht. Hand-