Spiratec AG - Chemdelta Bavaria
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jekts überzeugt sind. Für ein Zentrum<br />
der geistigen Kreativität und<br />
der internationalen Begegnung gibt<br />
es keinen anderen Platz mit vergleichbarem<br />
Flair. Burghausen liegt<br />
nicht »irgendwo hinten«, sondern<br />
irgendwo im Zentrum Europas!<br />
Nachfrage, Herr Professor:Warum<br />
geht die TU überhaupt in das alte<br />
Gemäuer an der Salzach?<br />
Klöster waren Jahrhunderte lang<br />
Orte der geistigen Schöpfung, Orte<br />
des Wissens, der Gelehrsamkeit, des<br />
Disputs – genau das, was eine Universität<br />
braucht. Eine Universität ist<br />
ein Ort der Kommunikation, der<br />
streitigen Mitteilsamkeit wissenschaftlicher<br />
Standpunkte. Die Klöster<br />
mit ihren gelehrten Mönchsgemeinschaften<br />
waren es, die in der<br />
katholischen Aufklärung (18. Jahrhundert)<br />
die Wissenschaft in Bayern<br />
begründet haben. Dort standen die<br />
ersten astronomischen Fernrohre,<br />
dort wurden die ersten Chemie-<br />
und Physikbücher geschrieben. Forschen<br />
und beten – ein gutes Lebensmotto!<br />
Über 20 Prozent unserer<br />
Studierenden kommen aus dem<br />
Ausland, bei den Doktoranden ist<br />
die Zahl fast noch höher. Für die ist<br />
es eine Attraktion, sich in so einem<br />
ehrwürdigen Komplex zusammen<br />
zu finden, zu diskutieren, zu schreiben<br />
– und zu denken!<br />
Forschungspartnerschaften gibt<br />
es inzwischen mit der BASF Bauchemie<br />
in Trostberg und mit der<br />
Wacker Chemie in Burghausen. Sind<br />
weitere Partnerschaften geplant?<br />
Oder gewünscht?<br />
Wir beginnen uns als Universität<br />
den kleinen und mittleren High-<br />
Tech-Unternehmen zu öffnen, die<br />
sich vor allem in der Startphase die<br />
eigene, teure Forschung nicht leisten<br />
können. Denn wir wollen, dass<br />
sie verstärkt in den unmittelbaren<br />
� Lesetipp: Perspektiven: Seite 24<br />
Einzugsbereich der TUM kommen,<br />
dass sie hier bleiben und dass sie erfolgreich<br />
sind.<br />
In der Ausbildung von Studenten<br />
aus Asien, die in Singapur am<br />
German Institute of Science and<br />
Technology (GIST) studieren,<br />
arbeitet die TU München ebenfalls<br />
mit Unternehmen aus dem Bayerischen<br />
Chemiedreieck zusammen.<br />
Wird hier nicht leichtfertig deutsches<br />
Knowhow nach außen gegeben?<br />
Unsere Präsenz im Ausland macht<br />
unsere Forschungsattraktivität sichtbar<br />
und transportiert das hohe Ansehen<br />
der deutschen Ingenieur- und<br />
Naturwissenschaften. Über 50 Prozent<br />
dessen, was in Deutschland erforscht<br />
und erzeugt wird, geht ins<br />
Ausland, viele Unternehmen haben<br />
ausländische Töchter und brauchen<br />
dort ausgewiesene Spezialisten für<br />
Produktion und Vertrieb. In Singapur<br />
bilden wir Ingenieure und Chemiker<br />
so aus, dass sie vorzugsweise von<br />
deutschen Unternehmen im asiatischen<br />
Raum eingestellt werden.<br />
Ein kurzer Blick ins Nachbarland<br />
Österreich. Die TU München hat ein<br />
gemeinsames Studium mit natur-<br />
wissenschaftlichem Schwerpunkt<br />
mit der Universität Salzburg entwickelt.Wer<br />
profitiert davon –<br />
die Salzburger oder die Bayern?<br />
Von grenzüberschreitenden Projekten<br />
profitieren immer beide, da ist<br />
1+1 mehr als 2! Salzburg haben wir<br />
bewusst gewählt: Es liegt näher als<br />
Frankfurt, wir wollen die südliche<br />
Wissenschafts- und Industrieregion<br />
erschließen.<br />
Und noch ein Blick in den allernächsten<br />
Süden, vom Bayerischen<br />
Chemiedreieck aus gesehen, also<br />
in den Chiemgau: Hier haben die<br />
BSH und Heidenhain in Traunreut<br />
mit anderen Unternehmen aus<br />
Bayern und der Hochschule Rosenheim<br />
einen Studiengang für Mechatronik<br />
entwickelt, der Studium mit<br />
integrierten Berufspraktika kombiniert<br />
und auch ein Entgelt für die<br />
Studenten vorsieht. Gibt es auch an<br />
der TU München Überlegungen in<br />
diese Richtung?<br />
Kaum etwas verändert sich zur<br />
Zeit so schnell wie die Bildungslandschaft.<br />
Noch vor Jahresende sollen<br />
Absolventen von Meister- und Technikerkursen<br />
den allgemeinen Universitätszugang<br />
erhalten – und das<br />
ist gut so, denn die Durchlässigkeit<br />
zwischen den Systemen muss größer<br />
werden. Wir dürfen kein Talent<br />
zurücklassen, nur weil es in jungen<br />
Jahren einen bestimmten Weg<br />
eingeschlagen hat und seine Begabungsreserven<br />
erst später entdecken<br />
bzw. entfalten konnte. Die<br />
derzeit erwogene Hochschule für<br />
»Chemische Technologien« im Chemiedreieck<br />
basiert auf dem Konzept,<br />
forschungsnahe Aus- und Fortbildung<br />
mit den berufspraktischen<br />
Notwendigkeiten zu verbinden. Dieser<br />
besondere Ansatz könnte einen<br />
glänzenden Akzent setzen, wenn er<br />
finanzierbar ist.<br />
2009 37<br />
ZUR PERSON<br />
Prof. Dr.Wolfgang Herrmann (61)<br />
Professor Dr.Dr.h.c.mult.Wolfgang<br />
A.Herrmann ist seit 1995 der Präsident<br />
der TU München (TUM).1999,<br />
2005 und 2007 wurde er als Präsident<br />
wiedergewählt.Herrmann,<br />
weltweit renommierter Chemiker,<br />
ist Schüler des Nobelpreisträgers<br />
Ernst Otto Fischer (1918–2007),auf<br />
dessen Lehrstuhl an der TU München<br />
er 1985 berufen wurde.Für seinen<br />
Reformeifer an der TU München,mit<br />
Beispielcharakter für Deutschland,<br />
verlieh ihm „Die Zeit“ den Ehrentitel<br />
eines akademischen Raufbolds,<br />
ergänzt um das Urteil:»Die neue<br />
Hochschulordnung der TU München<br />
macht aus den einstigen akademischen<br />
Verwaltern der Hochschulorganisation<br />
Wissenschaftsmanager<br />
mit Entscheidungsbefugnissen –<br />
und der Pflicht zu persönlicher<br />
Rechenschaft.«<br />
Fotos: TU München