Foyer lesen - Foyer-Kulturjournal
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: Buch und<br />
Musik<br />
Bekenntnisse eines Stars<br />
Text: Simon Neubauer<br />
„<br />
singe mit Leib und Seele“, bekundet<br />
Vesselina Kasarova schon<br />
„ich<br />
„Hinzufügen<br />
im Titel ihrer ersten Biografie.<br />
Hinzufügen möchte man von Seite zu<br />
Seite: Und mit Köpfchen. Denn was die<br />
berühmte Mezzosopranistin zu sagen hat,<br />
was sie mit Mut und selten anzutreffender<br />
Offenheit von ihrer Kunst preisgibt, ist<br />
nicht nur dank ihrer Interviewerin Marianne<br />
Zelger-Vogt trefflich formuliert,<br />
sondern auch absolut ehrlich im angestrebten<br />
Fazit: Kunde zu geben von „der<br />
Kunst, Sängerin zu sein.“<br />
Natürlich sind die Bekenntnisse der Kasarova<br />
nicht pauschal auf jede Sängerin zu<br />
übertragen. Aber im Kern so wichtig und<br />
wahr, dass dieses Buch allen, die Gesang<br />
„produzieren“ oder gern hören, sehr zu<br />
empfehlen ist. Freilich hatte die „kleine<br />
Bulgarin“ Vesselina (übersetzt: die Fröhliche)<br />
das entsprechende Glück, zur rechten<br />
Zeit am richtigen Ort die entsprechenden<br />
Leute zu treffen, nachdem sie aus ihrer<br />
ziemlich abgeschotteten Heimat in den<br />
Westen gekommen war und den ersten<br />
kurzen Auftritt gleich an der Wiener Staatsoper<br />
hatte. Der bald danach die Intendanz<br />
am Zürcher Opernhaus übernehmende<br />
Christoph Groszer nahm sie schützend und<br />
aufbauend unter seine Direktoren-Fittiche.<br />
Denn es ist ja nach der Wahl der ersten<br />
Lehrer, der Festlegung des Stimmtyps, der<br />
selektierten Teilnahme an Wettbewerben<br />
ungeheuer wichtig, dass man nicht gleich<br />
(oft der Gagen wegen) so überfordert wird,<br />
dass die Stimme schon nach wenigen Jahren<br />
ihren Glanz verliert und erlischt. Nicht<br />
unerheblich ferner die Fähigkeit, Disziplin,<br />
Fantasie und Spiellust zu entwickeln, die<br />
Gefühlslagen von selbst dem eigenen Ich<br />
fremden Figuren zu erkennen und stimmlich<br />
einzufangen, schließlich mit dem Ergebnis,<br />
Singen und Spielen als untrennbar<br />
Ganzes und Glaubwürdiges zu kreieren.<br />
Doch Vesselina Kasarova wendet sich auch<br />
Tatsachen zu, die sie oft nicht unmittelbar<br />
beeinflussen kann: Sinnlos lange Probezeiten,<br />
plötzlich während der Aufführung die<br />
Tempi wechselnde Dirigenten, die Versuche,<br />
mit Hilfe von Alkohol, Schlaf-, Beruhigungs-<br />
oder Aufputschmitteln die künstlerische<br />
Leistung zu beeinflussen, schreiende Regisseure,<br />
Kostüm- und Bühnenbildner, die,<br />
verliebt in ihre Designs, nicht bedenken,<br />
dass die Akteure nicht nur herumstehen,<br />
sondern mit Spiel und Stimme einen Menschen<br />
glaubwürdig charakterisieren sollen.<br />
Im zweiten, nicht minder lesbaren Teil<br />
befasst sich die Interviewerin Marianne<br />
Zelger-Vogt mit der klug und stimmgerecht<br />
aufgebauten Weltkarriere der Kasarova.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder einmal<br />
in die von ihr so hoch geschätzte Glocke<br />
kommt!<br />
Vesselina Kasarova: „Ich singe mit Leib<br />
und Seele“. Bärenreiter-Verlag/Henschel<br />
Verlag. 217 Seiten, Euro 24,95.<br />
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