Seite <strong>12</strong>Dokurn.entier tDie Stadt, will die ZAST aus der Oststadt weghabenMit dem Verweis auf "die Zuständigkeitdes Landes" hat der Gemeinderatin den letzten Jahren jede Verantwortungfür die Lebensbedingungender Flüchtlinge in Karlsruhe zu':rückgewiesen. Einen Antrag derGrünen Liste anlaßlieh der erstenZAST-Neubaudebatte im März 86;die Sammellager und damit di,e,ZAST ,aufzulösen und die Flüchtlinge inWohnungen oder Wohnheimen unterzubringen,wischte der damaligeOberbürgermeister Dullenkopf lapidarvom Tisch: "Die Unterbringungin der ZAST (sei) ausschließlich Angelegenheitdes Landes und' Karlsruhe(habe) kein Mitspracherecht"(a mtsblattv z r.o j.Sö). _Niemand wird die juristische Zuständigkeitdes Landes für die 'ZentraleAnlaufsteIle bestreiten wollen,entschieden bestreiten muß man allerdingsdie Behauptung der Stadt,sie habe keinerlei Möglichkeiten" aufdie Lebensbedingungen der Flüchtlingeim Stadtgebiet Einfluß zu nehmen.Tatsächlich hat die Stadt in derVergangenheit Einfluß genommenund tut dies auch jetzt, allerdingsnicht gerade im Interesse derFlüchtlinge. Wir wollen dies am Beispielder Durchsetzung des ZAST-Neubaus belegen.Die ZAST wird 'weggeplant'In die öffentliche Diskussion kommtein ZAST -Neubau erstmals im Oktober1985. Aufgrund der totalenÜberbelegung der ZAST mit über1000 Flüchtlingen - es gibt nur <strong>12</strong>Duschen, in i y-qm-Zirnmern wohnen4 Leute - kommt es zu einem Hungerstreik,der durch die Verlegungder Streikenden gebrochen wird. DieForderungen nach besserer Unterbringungin der ZAST werden nichterfüllt. Allerdings machen sich jetzt. \plötzlich' Anwälte' der Flüchtlingebemerkbar: Die FDP-GemeinderatsundLandtagsfraktion verlangen:"Die ZAST muß aus der WolfartsweiererStraße verschwinden. Dafür sollan anderer Stelle ein neues Übergangslagergebaut werden" (BadischeNeueste Nachrichten, BNN,08.10.85). Nur so ließen sich die Problemelösen.Die Stadt scheint auf die Forderungdirekt anzuspringen. Schon imJanuar 86 wird der ehemalige Tiefbauhofam Gaskessel als Bauplatzfür die neue ZAST präsentiert, alshumanitärer Durchbruch, verstehtsich. Das Amtsblatt rühmt: "MenschenwürdigesLager für Asylbewerbergeplant" (arntsblatt, 31.01.86).Nur wenigen wird dabei aufgefallensein, daß mit der Überbelegung deralten ZAST, die für 840 Leute ausgelegtist, die Notwendigkeit einerneuen, menschenwürdigen ZAST begründetwird, die aber nur für 600Menschen geplant wird.In die freudigen Berichte über dieschnelle Lösung ZAST -Neubau fließeneher beiläufig Bemerkungen ein,die offen legen, daß die Stadt schon1984, also lange vor der Uberbelegungder ZAST, ein Grundstück füreinen Neubau gesucht hat (BNN, 24.01.86). Fertige Neubaupläne liegen,selbstverständlich "verwaltungsintern",schon 1985 vor, zu einem Zeitpunktalso, als die 'Idee' eines Neu":baus gerade geboren wird, um humanitäreProbleme zu lösen (BNN, 08.10.85)·Spätestens seit 1982 mit dem Wiederaufbaudes Gottesauer Schlossesbegonnen worden ist, ist für dieStadt klar, daß einer 'Aufwertung'der Schloßgegend die Flüchtlinge imWege stehen. Schon 1984 findet einstadteplaner ischer Wettbewerb füreinen Oststadtpark rund um SchloßGottesaue seinen Abschluß, denStadt und Land gemeinsam ausgeschriebenhaben und der die ZASTnicht mehr vorsieht (Der Oststadtbürger,April 84).Motive für die GettoisierungDie angeführten Gesichtspunkte belegen,daß die Initiative für die Verlegungder ZAST eindeutig von derStadt Karlsruhe ausgegangen ist undzwar lange bevor die ZAST in der öffentlichenDiskussion als 'Problem'gehandelt wurde. Diese Initiatorenschafthat Oberbürgermeister Seiler'selbst bekundet. In den BNN vom27.08.86 wird deutlich, daß die StadtKarlsruhe die Übernahme der Zencralsrellefür die Bearbeitung allerFolgeanträge 'direkt an die Bedingunggeknüpft hat, daß das Land dieZAST an die Durlacher Allee verlagert:"In der Folge des Kabinettsbeschlusseshofft das Stadtoberhaupt,daß das Drängen der Stadt auf dieVerlagerung der AnlaufsteIle aus derOststadt in die Nähe der Autobahnbeim Gaskessel bei den zuständigenMinisterien in der Landeshauptstadt'Unterstützung finden wird.", .Sozialdemagogisch erklärt Seiler,dies sei "sowohl, im Interesse desUmfeldes von Schloß Gottesaue undder Oststadt als auch im Interesse. der Asylanten zu sehen" (BNN, 27.08.86). Dieses "Interesse der Asylanten"sieht der Oberbürgermeister allerdingskeiner Erwähnung mehrwert, als er. den Mitgliedern des Bürgervereinsder Oststadt anlaßliehdes 9O-jährigen Vereinsjubiläumsstolz verkündet: "... und ich binnach meinem im Juli mit dem HerrnMinisterpräsidenten geführten Gesprächvoll Hoffnung, daß die ZentraleAnlaufsteIle für Asylbewerberbald an der Haltestelle-am Weinwegeine neue Bleibe finden wird. Dann'wird es möglich sein, daß das Gesamtarealum das GottesauerSchloß, das nun bald wiederaufgebautin neuem Glanz erstrahlen wird,nach preisgekröntem Entwurf gestaltetund zu einem neuen Anziehungspunktder .Oststadt werdenwird" (Der Oststadtbürger, Dezember86).Weniger offenherzig verkündet dieStadt in Gestalt ihres Baudezernen-:ten, Sack, ihre noch weitergehendenMotive. Sie entspringen offensichtlichVorstellungen einer 'Sozialhygiene'.Sack, auch fUr das ZAST-Neubau-Grundstück verantwortlich,hat sich im Zusammenbang mit derSüdstadtsanierung. .die zur Vertreibungvon Ausländern führen wird, diedie Mieten nicht mehr zahlen können,geäußert. Das Amtsblatt vom16.10.87 berichtet: "Ausführlichging der Baudezernent ... auf dieAusländersitua tion in der Südstadtein. Dabei gebe es eine 'Schmerzgrenze',die auszuloten sei, um einreibungsloses Zusammenleben zugewährleisten." 198-5wohnten in derSüdstadt 2443 Ausländer, in der Oststadt3449, ein Indiz dafür, daß auchin der Oststadt die 'Schmerzgrenzenübedegungen'eine Rolle gespielthaben.'Tatsächlich werden sie bei' derStandortwahl für die ZAST sichtbar.Hier hat die Stadt bisher jede Kritikzurückgewiesen und erklärt, sie habekein geeigneteres Grundstück gefunden,Fragt sich nur, welche Bedingungennach Ansicht der Stadt einGrundstück aufweisen muß, um geeignetzu sein? Hier gibt das Amtsblattselber Aufschluß: "Allen Beteiligtenwar klar, daß die Asylbewerbernicht weitab von der Stadt 'aufder grünen Wiese' wie in einemGhetto untergebracht werden dürfen:'Andererseits müßte die neue
Seite 13ZAST von der Wohnbebauuung soweit entfernt liegen, daß nicht vonvornherein Reibereien mit den Anwohnernvorprogrammiert sind. Deshalberscheint auch Bernd Aker dervorgeschlagene Bauplatz besondersgeeignet" (arntsblatt, 31.01.86).Gefunden wurde, was gesucht wurde:ein Ghetto. Zwar nicht auf der'grünen Wiese', die es in der Stadt jaeh nicht gibt, aber außerhalb jeglicherWohnbebauung. Mit keinem Gedankenwurde auf die Vorschläge derGrünen Liste eingegangen, dieFlüchtlinge dezentral in Wohnungenbzw. Wohnheimen unterzubringen.Begründung: Die vorprogrammiertenReibereien mit den Anwohnern. Diegab es allerdings 1984 zum Zeitpunk tder Planung des Neubaus noch garnicht, wie die Untersuchung derzeitlichen Abfolge von Planung und'Diskussion' ergeben hat. Drängtsich als weitere Frage auf: Wurdendie Reibereien vielleicht wirklichprogrammiert, um die Flüchtlingeaus der Oststadt zu vertreiben?Um ein Problem beseitigenzu können,muß man es erst habenen überwiegend Analphabeten sind.über die beobachtete Prostitutionkonnten wir bereits einmal berichten"(OSB, April 85). Die Vergehender Ausländer, die hier ausgemachtwerden, beschränken sich auf ihreFremdheit, die allerdings ausreicht,die Redakteure des OststadtbürgersSchlimmes vermuten zu lassen.Das Bildungserlebnis BNN zeitigtdarüberhinaus schon im August 85überzeugendere Früchte der Denunziation:"Bei ca. 20 verschiedenenVolksgruppen herrscht allein sprachlichein babylonischer Wirrwarr, vomreligiösen, kulturellen und politischenUnterschied ganz abgesehen... Lagerstreß heizt die Gemüterauf, führt von emotionalen Zorn- undWutausbrüchen zu Schlägereien. DiePolizei kann davon ein Lied singen.Schließlich verleitet die Einrichtungvon Selbstbedienungsläden zu Ladendiebstahlsdelikten"(OSB, August85)·Erst mit einer gezielten, monatelangenPressekampagne, die sich aufi\ußerungen der Stadt und des Regierungsprosidiumsstützen kann, gelingtes, ein "Ausländerproblem" inder Oststadt zu kreieren, eine Scharvon Ausländerfeinden gegen dieZAST zu mobilisieren.1m Oststadt-Die Bürgervereinszeitschrift "Der bürgerverein hat dabei die CDU einOststadtbürger" (OSB) fühlt der Oststadtkräftiges Wort mitzureden. Im Vor-den Puls. Ihr entgeht nichts. stand sitzen der CDU-StadtratWeder die Notwendigkeit eines HundeklosMünch, der Vorsitzende des CDUsienoch das 'große Übel' der, wie Verbands Oststadt und sein Stellver-es nennt, 'Bordsteinschwalben '. treter. Erwähnt werden muß allerdingsMan kann daher der Zeitschrift mitauch die Mitgliedschaft desgutem Gewissen glauben: wenn sie SPD-Stadtrats und DGB-Kreisvorsitzendendas ganze Jahr 1984 nichts über dieHarald Schöpperle im er-ZAST zu berichten weiß, dann gab es weiterten Vorstand des Vereins.nichts zu berichten. Jedenfalls keine Erst jetzt, im August 85 wird imvorprogrammierten Reibereien. Erst "Oststadtbürger" die Verlegung derdie Hetzkampagne der BNN, die im ZAST verlangt (OSB, August 85). DieJanuar 85 mit dem Artikel "Das LagerStimmung ist so angeheizt, daß einiwohnergleicht einer Müllkippe - Angefanatisierte Oststadtbürger in ei-protestieren gegen Zustände ner Unterschriftensammlung "Wegin Asylanten-Anlaufstelle" einsetzt, mit der ZAST aus einem WohngebietJmobilisiert die. aufmerksamen RedakteureVerstärkt die Polizeikontrollen!"des 'Oststadtbürgers': "In fordern und mit "Selbsthilfe" drohen·den BNN waren kritische Anmerkungen(OSB, Dezember 85). Die von denzur Überbelegung des Karlsruher Reaktionären programmierten "Rei-Asylantenlagers zu lesen, die u.a, bereien" sind da und dienen der Stadtauf den Vergleich mit einer Müllkippeals Begründung, die längst fertigenhinweisen" (OSB, April 85).Der halbseitige BNN-Artikel beschränktsich zwar auf nur zwei Zeugen,er beschränkt sich aber keineswegsin der Wiedergabe volksverhetzenderBeschuldigungen: Als 'Vergehen'werden u.a, großangelegterFahrraddiebstahl und Prostitutionbehauptet. Der "Oststadtbürger"kann trotz bester Beziehungen in derOststadt und sicherlich aufrichtigemBemühen zunächst nichts Vergleichbaresaufweisen. Trotzdem steht erselbstverständlich nicht abseits: "Eskönnten viele Beispiele angeführtwerden, z.B. auf die Mentalität vonLebensart, Religion und Kultur derEritreer und Ghanaesen, deren Frau- Parole an einem Nachbargebäude der ZAST.Pläne der Ghettoisierung der Flüchtlingeals "Problem lösung" und "BUrgerwunsch"zu präsentieren.Die Möglichkeiten der StadtWenn an der Durlacher Allee einFlüchtlingsghetto entsteht, dann istdafür einzig und allein die StadtKarlsruhe verantwortlich, die diesesAreal ausgesucht hat und die Mehrheitim Gemeinderat, die dem entsprechendenBebauungsplan zugestimmthat (CDU, FPD, SPD). DieseMehrheit im Gemeinderat hat sichmit der Übernahme der ZAST imStadtgebiet direkt die Zusage desLandes erkauft, daß die Stadt selberkeine Flüchtlinge aufnehmen muß.Entsprechend der Zuweisungsquotevon 2,3 Flüchtlingen auf 1000 Einwohnerwären das 626 Flüchtlinge,die die Stadt mit Wohnraum versorgenund denen sie Sozialhilfe zahlenmüßte. Das sind etwa genausovieleFlüchtlinge wie in der neuen ZASTaufgenommen werden sollen (BNN,31.01 .86). Der Unterschied bestehtnur darin, daß die Stadt Karlsruhejetzt für die Flüchtlinge überhauptnichts aufbringen muß.Wenn es der Stadt mit menschenwürdigenLebensbedingungen derFlüchtlinge ernst wäre, könnte siejederzeit die Weitedührung derZAST in Karlsruhe an Bedingungnknüpfen: etwa der dezentralen Unterbringungund Gleichstellung der >Flüchtlinge mit deutschen Sozialhilfeempfängern.Ansonsten könnte siedie Weiterführung der ZAST ablehnenund 626 Flüchtlinge entsprechendder Zuweisungsquote aufnehmen.Dabei könnte sie in eigener Regiedemonstrieren, wie menschenwürdigeLebensverhältnisse aussehenmüssen. Dies wäre zudem eineMöglichkeit, der vom Gemeinderatim Sommer 87 einstimmig verabschiedetenResolution gegen Rassismusund Fremdenfeindlichkeit praktischeKonsequenzen folgen zu lassen.- (bab, Flüchtlingsrat KA, Gegendruck,März 88)
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