Seite 6619.05.88 Ein Gespräch zwischen Vertretern desFlüchtlingsrates. Bürgermeister E.Sack, Baudirektor Bürger vom Regierungspräsidium,dem Lagerleiter Raißle und seinem StellvertreterWeiß findet statt. Bgm. Sack stellt das bauliche Konzeptder neuen lAST dar. Wesentlich Neues ergibtsich dabei nicht. Sobald es um die schlechte Behandlungder Flüchtlinge geht, weist Bgm. Sack auf eineNichtzuständigkeit der Stadt hin, Herr Bürger verweistauf seine Anweisungen, die von der übergeordnetenLandesregierung kommen. Bgrn. Sack verweistauf eine Stellungnahme des Pfarrers Kar! vom DiakonischenWerk, der den Neubau teilweise gutheißt.Nach dem Gespräch schließt Bgm. Sack mit der Feststellung,man hätte den Bau ha lt besser schon vor derGründung des Flüchtliugsra tes errichten sollen.20.05.88 Die Badischen Neuesten Nachrichtenberichten unter dem Titel "Flüchtlingsratkritisiert erneut ,lAST-Neubaupläne" erstmaligüber die Kritik des Flüchtlingsrat. In einem Kommentar"Schlechtes Gewissen" wird deutlich, daß dieStadt die Gettoisierung der Flüchtlinge will. In einemLeserbrief (18.06.88) bekräftigt der Flüchtlingsratseine Kritik an der Stadt und der Position des DiakonischenWerks.29.06.88 Der Nachbarscha ftsverband Karlsruhe,das offizelle Entscheidungsgremium,beschließt auf Antrag der Stadt Karlsruhe die ~nderungdes FNP wie beabsichtigt. Die Bedenken desFlüchtlingsrates werden zurückgewiesen: "Die Verlagerungder lAST vom jetzigen Standort an der WolfartsweiererStrasse ist insbesondere wegen der z.Z:unzulänglichen Unterbringung der Asylbewerber,aber auch wegen der Umgestaltung des Areals um dasSchloß Gottesaue (Stadttcilpark u.a.) erforderlich.Stadt Karlsruhe und Land Baden- Württemberg habensich einvernehmlich für das Verbleiben der lAST inKarlsruhe entschieden. Diese kann jedoch aus organisatorischenGründen nicht in kleinere, dezentraleEinrichtungen aufgeteilt werden (u.a, wegen Verwaltungund Sozialbetr euung). Bei Überprüfung von 1IStandortalternativen hat sich das Gelände des altenBauhofs in der Durlacher Allee als der noch am ehestengeeignete Standort für den Neubau der lAST erwiesen.lwar ist die dominante Lärmquelle die BahnlinieKarlsruhe-Mannheim, Untersuchungen ergabenjedoch, daß durch Maßnahmen am Projekt selbst(Grundriß, Eigenabschirmung, passiver Schallschutz)ein ausreichender Schallschutz möglich ist. Mit derEinrichtung der lAST soll auch der wichtige Stadteingangvon Osten her aufgewertet werden, u.a, durcheine anspruchsvolle bauliche Gestaltung ~er lASTselbst und durch den Abbruch des Gasbehälters." (Mitteilungdes Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe vom21.06.1988) Damit ist der Weg zum Neubau des Sammellagersfrei.27.06.88 Ein Gespräch zwischen Vertretern derSPD-Fraktion des Gemeinderates undVertretern des Flüchtlingsrates findet im Haus Solmsin Karlsruhe statt. Dabei wird deutlich, daß die SPD-Fraktion keine grundsätzliche Kritik an der lAST hat.Es werden lediglich Detailveränderungen an Speiseplänenund der Nationalitäten-Zusammenstellung inden Zimmern angestrebt.19.08.88 Interview des Flüchtlingsrats mit·Flüchtlingen aus der lAST. Drei Asylbewerberschildern die bedrückenden Verhältnisse imLager aus eigener Anschauung. Abschiebungen, psychischeBelastungen, Schikanen der Lagerverwaltungund der Hausmeister, Mängel beim Essen und derKleiderversorgung kommen zur Sprache. Der Interviewtextwird den Medien übergeben und bei mehrerenInformationsständen des Flüchtlingsrates öffentlichverteilt.26.08.88 Die SPD-Fraktion teilt dem Flüchtlingsratmit, daß weitere Diskussionenüber das Thema lAST nur noch im Ausländerbeiratder Stadt stattfinden sollen.Aug. 88 OB Seiler lehnt einen Antrag der GL-Frak tion, seitens der Stadt Karlsruheein öffentliches Hearing zum Neubau der lASTdurchzuführen, ab. Die Standortfrage der lAST seiwiederholt beraten und bereits entschieden worden.Bauliches Konzept, psychologische Fragestellungensowie eventuelle Alternativen lägen allein im Zustandigkeitsbereichdes Landes.07.09.88 Sitzung des Ausländerbeirates derStadt Karlsruhe: unter anderem wirdder ZAST-Neubau besprochen. Die Sitzung ist nichtöffentlich, eine öffentliche Vorstellung der lAST-Pläne wird vom Regierungspräsidium abgelehnt. DieErläuterung der alterna tiven Standorte, die in Erwägunggezogen worden waren, zeigt, daß die Stadt nochweitaus schlechtere Möglichkeiten als die jetzt beschlossenebevorzugt ha tte. Eine Diskussion zwischenBürgermeister Vöhringer und Herrn Bürger vom Regicrungspräsidiumbestätigt, daß die Stadt Karlsruhedie treibende Kraft bei der Verlagerung der lAST war'und ist. Pfarrer Kar! vom evangelischen Gemeindedienstbegrüßt den Neubau ausdrücklich. Der Vertreterdes Flüchtlingsrates stellt seine Ablehnung derNeubaupläne dar. Einwände der ausländischen Beiratsmitgliedergegen den lAST -Neubau werden vonBürgermeister Vöhringer mit dem Hinweis zurückgewiesen,daß nur das Regierungspräsidium für die Planungzuständig sei.2 1.09.88 Der Flüchtlingsrat widerspricht der Positionder SPD, die lAST nur noch imAusländerbeirat zu behandeln, in einem Schreiben anden Fraktionsgeschäftsführer Fischer. Der Flüchtlingsratstellt weiter die Forderung nach einer öffentlichenAnhörung über die lAST -Neubaupläne.01.10.88 Beim "Fest des ausländischen Mitbürgers"auf dem Kronenplatz in Karlsruheerhebt der Flüchtlingsrat öffentlichen Protest gegendie ZAST -Plane der Stadt. Bei der oberflächlich "ausländerfreundlichen",aber völlig unverbindlichen Eröffnungredevon Oberbürgermeister G. Seiler wird einTransparent aufgebaut: "Stadt Karlsruhe will ein neuesGhetto für Flüchtlinge. Wir nicht." Der OB geht daraufnicht ein. Ein Informationsstand und ein Redebeitragdes Flüchtlingsrates konkretisieren die Kritik.(10.10.88 Stadträtin Aune Riehle (GL) erkundigtsich in einer Gemeinderatsanfrage beider Verwaltung nach einer vermuteten Kontaminierungdes lAST -Bauplatzes mit Schwermetallen undanderen Giftstoffen.
Seite 6713.<strong>12</strong>.88 Im Gemeinderat wird die Anfrage derStadträtin Riehle zu Giftstoffen aufdem lAST-Bauplatz beantwortet. Die Existenz vonerheblichen Konzentrationen von Blei, Kupfer undlink im Boden wird zugegeben. Da die Schwermetallejedoch nur zum geringeren Teil in wasserlöslicherForm vorliegen, hält die Verwaltung eine Sanierungnicht für erforderlich. Weiterhin wird zugegeben, daßaus dem Boden in Teilbereichen permanent Methan-Gas entweicht. Daher soll in den nicht unterkellertenBereichen eine Belüftung des Gebäudesockels vorgesehenwerden; wo für die Unterkellerung (des Verpflegungsgebäudesund eines Teils des Männerblocks) Bodenausgehoben werden muß, soll nachher unverseuchterBoden eingebaut werden, der Bodenaushubmuß auf eine Mülldeponie gebracht werden; ansonstenmuß überall eine Schicht unbelasteten Bodens aufgetragenwerden. Die Kontaminierungen werden durcheine alte Hausmülldeponie an dieser Stelle erklärt. Inder gleichen Sitzung beschließt der Gemeinderat, dasin städtischem Eigentum befindliche Grundstück andie Landesentwicklungsgesellschaft LEG für 50 Jahrein Erbpacht zu geben. Wegen der festgestellten Giftstoffewird der LEG eine wesentliche Minderung desPachtzinses zugestanden: Von der an sich zu erhebendenPacht von 107000 DM pro Jahr erläßt die Stadtdeswegen 36000 DM pro Jahr; vom Rest erläßt dieStadt weitere drei Viertel, solange des Gelände alslAST genutzt wird, so daß nur noch ein Pachtzins von18000 DM pro Jahr (für 20000 qm Bauland) verbleibt.Die Stadt trägt weiterhin das Risiko von allen späternoch bekannt werdenden Altlasten, die weitereKosten verursachen.Dez. 88 Die Stadt Kar lsruhe erteilt der LEG dieBaugenehmigung, unter Befreiung vomgeltenden Bebauungsplan, der jegliche soziale Einrichtungenin diesem Gebiet ausschließt. Der Flüchtlingsratbeauftragt eine Karlsruher Rechtsanwaltskanzlei,die Möglichkeit von Rechtsmitteln gegendiese Entscheidung zu prüfen. Es zeigt sich, daß allevon seiten des Flüchtlingsrates einlegbaren Rechtsmittelnur eine geringfügige Verzögerung des Bauesbewirken könnten und keinen entscheidenden Einflußhaben könnten.Dez. 88 OB Seiler entwickelt die Idee, Karlsruhefür eine Bundesgartenschau um dieJahrtausendwende vorzuschlagen. Das Gelände sollauch die jetzige lAST umfassen.01.01.89 lnkrafttreten des "Karlsruher Modells"in Kar lsruhe: Die Anhörungen der Asylbewerberdurch die Ausländerbehörde und durch dieAußensteIle des Bundesamtes finden innerhalb einigerTage nach der Ankunft in Karlsruhe in der lAST statt.lu nächst gilt dieses Verfahren nur fUr einige Herkunftsländer.01.01.89 In Baden-Württemberg tritt das neue"Asylbewerber Unterbringungsgesetz(AsyIUG)" in Kraft. Es enthält zahlreiche Verschlechterungenfür die Situation der Asylbewerber in denGemeinden.J an. 89 Baubeginn an der neuen lAST Karlsruhedurch die Rastätter Baufirma Weißenburgerund das Spezialtiefbauunternehmen GKNKeller.18.02.89 Protestaktion von etwa 100 Flüchtlingenin der (alten) lAST. Ein Essensboykottsoll auf die Lebensbedingungen in der lAST hinweisen:- Wenig und schlechtes Essen,- unhygienische Duschen und Toiletten,- unzureichendes Taschengeld,- unzulängliche Versorgung mit Kleidung,- schikanöse Kontrollen ander Pforte und im Lager,- Besondere Belastungen für Folgeantragsteller ,- keine Gesprächsbereitschaft der offiziellen Stellen.Vier Mitglieder des Flüchtlingsrates, die auf Bitte derFlüchtlinge als Beobachter anwesend sind, erhaltenvon der Lagerleitung Hausverbot, das auf Protestnach einigen Wochen wieder zurückgenommen wird.Eine Presseerklärung veröffentlicht den Protest desFlüchtlingsrates. Verbesserungen der Lagerverhältnissewerden nicht erreicht.18.03.89 Der Flüchtlingsrat veranstaltet gemeinsammit der Landtagsfraktion derGrünen eine eintägige öffentliche Expertenanhörung(Hearing) "Gegen Sammellager und lAST-Neubau" inKarlsruhe. Daran anschließend findet ein Besuch deralten lAST statt, der die dargestellten Mißstände bestätigt.25.08.89 Der Freundeskreis für AsylbewerberKarlsruhe fragt beim lAST -BauherrnLEG nach Informationen über den Bau und den beabsichtigtenBezugstermin an. - Nach 4 Wochen lehntdie LEG nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidiumund der Landesregierung die Preisgabe jeglicherInformationen mit dem Hinweis auf "Sicherhe itsaspekte"ab.<strong>12</strong>.09.89 Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhebeschließt die Bewerbung für die Bundesgartenschau2001. Dabei soll auch die KriegstraßeOst als Schnellstraße entlang der neuen lAST ausgebautwerden. - Der Bau an der neuen lAST ist mittlerweileweit fortgeschritten. Der größte Teil des 190m langen "Männerblocks" entlang des Bahndamms istim Rohbau fertiggestellt. Der "Frauen-/Familienblock"ist im Rohbau fertig. Die Ausbauarbeiten beginnen.Die Arbeiten am Verwaltungs- und Verpflegungsgebäudelaufen. Der Gasbehälter besteht weiterhin.01.10.89 Bundesweites Inkrafttreten des "KarlsruherModells": Auf Beschluß aller Innenministerder Länder soll die Dauer der Asylverfahrenextrem beschleunigt werden. Dadurch ist auchbeabsichtigt, eine Information der Flüchtlinge überihre Rechte und über das geltende Asylverfahren zuunterbinden. Flüchtlingsräte und Asylgruppen aus derganzen BRD lehnen das Verfahren als weiteren Beitragzur Abschaffung der Asylgewährung ab. DerFlüchtlingsrat Karlsruhe hat seine Kritik am Modellin Presseerklärungen veröffentlicht und seine bisherigenErfahrungen mit dem Modell am Ort den Asylgruppenbundesweit zur Verfügung gestellt.Ok t , 89 Parallel zur "Anne-Frank"-Ausstellungdes Stadtjugendausschusses Karlsruhezeigen Mitglieder des Freundeskreises für Asylbewerberund des Flüchtlingsrates eine öffentliche Ausstellung"Flüchtlinge heute"; dabei wird auch die Problematikdes Karlsruher Sammellagers und des lAST-Neubaus dargestellt.(Gerhard Schulz-Ehlbeck, Flüchtlingsrat Karlsruhe)
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