Seite 54RoseGlaserAlternativenzum SammellagerkonzeptMenschenwürdige Unterbringung stattAusgrenzungund Isolation- ------~------------------------------------~---------------------------------Ich möchte mich jetzt nicht für die Einladungbedanken, denn ich gehöre ja im Auftrag derLandtagsfraktion der GRÜNEN zu denMitveranstalterlnnen;ich möchte mich aber an dieserStelle stellvertretend für viele Flüchtlingsinitiativenund für viele Arztegruppen, wie siehier von Herrn Vorbrodt dargestellt wurden,beim Flüchtlingsrat Karlsruhe für die geleiste- .te Arbeit bedanken, denn ohne das ehrenamtlicheEngagement dieser und anderer Asylinitiativenim ganzen Bundesgebiet würden die Lebensbedingungender Flüchtlinge noch schwärzerund trostloser aussehen, als sie es eh schontun.Vor allem von oberen verantwortlichen Stellenist immer wieder zu hören, anders als durchLager sei das Problem der Asylbewerber garnicht zu bewältigen; Lager gelten als "pragmatischeLösung". Hier wurde und wird der Notstandjedoch herbeigeredet. Erst in Zusammenhangmit den Aussiedlern waren andereTöne zu hören; da hieß es auf einmal, es seiMenschen nicht länger als sechs Monate zuzumuten,in einem Sammellager zu leben - unddas, obwohl AussiedlerInnen vom ersten Tag andie Möglichkeit der Selbstverpflegung haben.Wenn sie zur LandesanlaufsteIle (LAST) kom-.men, bekommen sie gleich ein Tablett mit demnötigsten Geschirr, Besteck und Töpfen, so daßsie sich selbst versorgen können. Alles, was wirin den Inis schon seit Jahren für die Flüchtlingeverlangen, ist da plötzlich möglich. Anders alsin den "Asylantenlagern" sind in den "übergangswohnheimen"auch keine Küchen herausgerissenworden.KritikpunkteDoch nicht nur die fehlende Möglichkeit derSelbstversorgung gilt es scharf zu kritisieren,sondern auch die Zwangszuweisung, die jeglicheSelbsthilfe untereinander unterbindet.Wenn Flüchtlinge hier im Land schon Freundehaben, können sie bei ihrer Ankunft nicht einfachsagen: "Ich will nach Stuttgart." Sie müssenan die zugewiesenen Orte. Auch wenn siegar nicht hilflos auf den deutschen Staat angewiesensein wollen, wird es ihnen durch die Residenzpflichtverwehrt, sich von Freundinnenund Freunden, die schon hier sind und über entsprechendeErfahrung verfügen, helfen zu lassen.Reisen sie aber unter Umgehung der Residenzpflichtill.egal zu ihren Freundinnen undwerden dabei zweimal erwischt, gilt ihre Fahrtbeim zweiten Mal als Straftat und nicht mehrals Ordnungswidrigkeit.Der dritte Kritikpunkt ist das Arbeitsverbotfür Asylsuchende. Und als viertes sind sie mitder rigiden herrschenden Rechtsprechung konfrontiert,die - wie wir das heute schon gehörthaben - Folter nicht mehr als Asylgrund anerkenntund im unsäglichen Saulgau-Beschlußsogar soweit geht, einen Asylgrund nur dannals vorhanden anzunehmen, wenn einem einzelnenMenschen in seinem Heimatland mehrzugemutet wird, als der Personengruppe, zuder er gehört. Mit Blick auf die Vorgänge in derNazizeit würde das bedeuten, daß die jüdischenMitbürgerInnen, die der grausamen Verfolgungjaals Gruppe ausgesetzt waren, nachder heutigen Rechtsprechung in der Bundesrepublikkein Asyl bekamen. Darauf hat ProfessorOberndörfer, CDU-Mitglied aus Freiburg,in der ZEIT hingewiesen. Wenn ich Kolleginnenund Kollegen von der CDU in Diskussionen dasentsprechende Zitat vorhalte, erlebe ich esimmer wieder, daß sie darauf mit großer Verwunderungbis Empörung reagieren, zum Teilsogar regelrecht ausfallend werden. Sage ichIhnen dann, daß dieses Zitat von einem überzeugtenCDU-Mitglied stammt, bekommen siemeist den Mund nicht mehr zu. Ich halte es
Seite 55'aber für wichtig, daß in diese CDU-Kreise hineinder Widerspruch zwischen vorherrschenderEinstellung und Christlichkeit deutlich wird.Und ich denke, daß da auch einiges am Aufbrechenist, und meine, wir sollten um jeden Menschenfroh sein, der von dieser Seite kommtund sich engagiert für Flüchtlinge einsetzt.Die rechtlichen Regelungen, die ich geradeaufgeführt habe, führen zu Problemen, auf diedann mit Lagerhaltung von Menschen reagiertwird. Diese Probleme sind von der Landes- undBundesregierung hausgemacht. Die amtlichenRegelungen führen in völlig unsinniger Weisezur Konzentration von vielen Menschen und zuden ganzen Zwängen, die daraus folgen. Folgeantragstellermüssen beispielsweise in dieZAST, egal wie sehr sie sich an ihrem bisherigenAufenthaltsort schon integriert haben. Esheißt so beschönigend: "Folgeantragstellermüssen in der ZAST Wohnung nehmen." 'Ehrlicherwäre, zu sagen: "Sie müssen in der ZASTihren Schlafplatz nehmen und ihren Stehplatzin der Essensschlange - auch wenn sie schon 70Jahre alt sind." JÜngere dürfen ihnen nämlichnichts bringen.Abschreckungdurch SammellagerDas Sammellagerkonzept der baden-wür tternbergischen'Landesregierung spielt in der Bundesrepublikeine Vorreiterrolle. Der Landesregierungging es von Anfang an darum, durch dieVerhältnisse in den Sammellagern potentielleAsylsuchende abzuschrecken. Lothar Späthsoll einmal gesagt haben, es müsse bis hin zurletzten Buschtrommel klar sein, daß es hier inBaden- Württemberg die Flüchtlinge sehrschwer haben; deshalb müßten die Bedingungenwirklich so rigide wie möglich sein, deshalbbräuchten wir Sammellager und sonst keinerleiandere Art der Unterbringung.[ Bis I985 hat das Sammellagerkonzept "funktioniert".Dann wurde die Zahl der Asylsuchendenso groß, daß die vorhandenen Sammellagerdie Flüchtlinge zahlen mäßig nicht mehr aufnehmenkonnten und die Skandale in einzelnenSammellagern einfach zu offensichtlich wurden.Daraufhin wurde zugelassen, daß auch inStädten und Gemeinden über IOOOO EinwohnernFlüchtlinge Aufnahme finden konnten.Dabei wurden aber die Finanzierungsbedingungenentsprechend hart gestaltet, so daß bispraktisch Ende I988 diese 4,5-qm-Regelunggegolten hat. Das bedeutete von der Erstattungdes Landes an die Gemeinden her gese-Wohncontainer in Weinheim: "Menschenwürdeauf Containerformat reduziert." .hen, daß jemand, der eine Privatwohnung vonSo qm zur Verfügung gestellt hat, fast 20 Leutehätte unterbringen sollen, da das Land lediglichdie Unterbringung in Lagern oder lagerähnlichenUnterkünften bezahlt. Seit dem1. Januar '89 ist eine ganz kleine Verbesserungeingetreten. Da wird pro Person bis zu 8 qm erstattet,so daß man jetzt "nur" noch 10 Leutein eine Bo-qrn-Wohnung aufnehmen muß. Einenormale Wohnung wird natürlich aber auch sonoch zur lagerähnlichen Unterkunft.Durch diese Praxis wird die Menschenwürdeauf Containerformat reduziert. Die Sammelcontainerhängen nämlich - auch wenn dasvielleicht kaum bekannt ist - unmittelbar mitdieser Regelung zusammen, denn von der vorgegebenenQuadratmeterzahl her passen genau3 Menschen in einen Container. Die kommunalenSpitzenverbände haben sich übrigenssehr dagegen verwahrt, bei der Aufnahme vonAsylbewerbern ständig derlei Rechenspielemit der Menschenwürde anstellen zu sollen.Aber das Ganze hat scheint's Methode: Offenbarsollen alle Beteiligten möglichst vergraultwerden, damit die Einstellung den AsylbewerberInnengegenüber möglichst negativ ist - imGrund genommen soll alles auf ein Rausekelnhinauslaufen.
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