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kleines PDF, 12 MB - Aktion Bleiberecht

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Seite 53Geld." Und sie kommen hierher undfragen nach dem Geld, und hier sagensie dann "Nein, Dein Geld ist nochnicht gekommen." Und dann bekommendiese Leute vielleicht gleich eineVerlegung am Auszahlungstag, dannmüssen sie vormittags weg und habenihr Geld hier auch nicht gekriegt. Dashabe ich gesehen.A.:lch weiß von vier Kurden. Sie habenmir gesagt, daß sie von Schwalbachdas Geld nicht gekriegt haben,und hier haben sie es auch nicht gekriegt.Die in Schwalbach haben gesagt"Wenn Du nach Karlsruhe gehst,kannst Du dort gleich das Geld für dieganze Woche mitnehmen" und als siedann hier auf die Ausländerbehörde 'gegangen sind, hat Koch gesagt: "Ach,kein Geld, kein Geld, Dein Geld istnoch nicht gekommen." Wenn die Leutevon Schwalbach weggehen, sagendie dort "Du kannst das Geld in Kar lsruhenehmen", und hier sagen sie "Dubekommst es in Tübingen oder Freiburg."B.: Und dort bekommt er dann nur die70 DM, ab dem Zeitpunkt, wo er dortist, für die Wochen davor bekommt ernichts.FR: Wie ist es eigentlich mit Seifeund solchen Sachen? ''A.: Das muß man alles mit den 70 DMkaufen. Seife und Shampoo und Handtuch,Unterwäsche, Socken,Strümpfe.B.: Alles, was man braucht, muß manmit 70 DM besorgen."Die Regierung will, daß dieLeute stehlen"A.: Nach meiner Meinung will die Regierung,daß die Leute stehlen. Siegibt den Leuten so wenig Geld und von70 DM kann man nicht leben. Wennman keine Bekannten hat, von denenman Geld kriegt, dann muß man praktischstehlen. Und dann sagen sie:"Hast Du gesehen, ein Ausländer!"B.: Auch in den Geschäften, wenn einAusländer kommt, dann kommengleich 2 oder 3 Angestellte undkucken, was der macht. Manchmal binich mit diesen Leuten böse, ich habeimmer wieder mit ihnen gesprochen:"Warum machen Sie das?" Ich bin jetztvier Jahre in Deutschland, aber ichhabe noch nichts gestohlen, keineSchachtel Zigaretten. Aber wenn ichin ein Geschäft gehe, immer kommendie Angestellten und schauen, immerwenn ein Flüchtling kommt.A.: Bei mir ist es auch so. Wenn ich inein Geschäft gehe, um Hosen anzuschauen,ich will nichts kaufen, abergleich kommen sie und fragen "Kannich helfen?".B.: Kürzlich hatte ich Probleme miteiner Verkäuferin. Ich hatte, ein PäckchenTabak in der Brusttasche, das ichvor zwei Wochen in dem Geschäft gekaufthatte. Ich kam mit einemFreund und wollte Saft kaufen. Da wareine alte Dame, sie hat mich so angesehenund zu der Arbeiterin - gesagt:"Schauen Sie, er hat etwas in seinerTasche". Die Verkäuferin: "Ah ja, den,frage ich gleich". Dann habe ich gleichgesagt: "Was wollen Sie mich fragen?"Dann habe ich ihr das Päckchen gezeigt,das fast leer war. Sie: "Ah ja,Entschuldigung". Ich habe gesagt:"Okay, aber das ist nicht gut."A.: Letzte Woche gab es in der StraßenbahnFahrkartenkontrolle. Bei allenLeuten ha t er so kurz auf die Kartegeschaut, aber bei mir hat er sie ganzgenau angekuckt und gewendet.B.: Die Geschäfte machen das immermit uns. Neben dem Lager gibt es einenSupermarkt. Jedesmal wenn einAsylbewerber kommt, gleich kommen2 bis 3 Verkäufer. Jeden Tag habe ichProblemeC.: Und wenn man sehr wenig GeldDurch einen Hungerstreik versuchtenFlüchtlinge im September 1985, ihreLebensbedingungen in der ZAST zuverbessern.hat, muß man die richtige Ware guttreffen und muß viel sehen, anschauen,nicht sofort zack, zack kaufen."Erst nach 6 Monatengibt es Kleider"FR: Wie sieht es mit der Kleiderversorgungaus?B.: Es gibt z.B. Kleider für die Leute,aber erst nach 6 Monaten, für die meistengibt es hier also nichts. Vorherbekommt man höchstens alte Kleidervom Roten Kreuz. Die Leute, die dringendKleider brauchen, müssen dieseKleider nehmen. Wenn jemand im Novemberhierher kommt, ist esschlecht, weil er hier keine Kleiderbekommt.A.: Nach den 6 Monaten kann man mit200 oder 210 DM einkaufen.B.: Nein, nein, jetzt haben sie inBlock 4 oben ein Kleiderlager . Da mußman hingehen. Dort gibt es Jeans, füralle Leute die gleichen Jeans. Es gibtkein Geld, keine Gutscheine mehr.Nur noch für 25 DM kann man in denGeschäften in der Stadt was kaufen.FR: Früher konnte man doch immerbei Firma Morlock in der Karlstraßeeinkaufen.B.: Ja, das weiß ich, ich war dort einmal,als ich zum ersten Mal hier war.Aber jetzt geht das nicht mehr, jetztist das im Lager.A.: Jetzt ist im Lager alles, Arzt, Polizeibehörde,Bundesamt, Kleider ....FR: Was bekommt man da für Kleider?B.: Man kann vielleicht eine Hose, eineJeans nehmen und ein Hemd, eineJacke vielleicht. Ich weiß nicht, ob esauch eine Jacke gibt. Und ein paarSchuhe. Mit einem 25 DM-Gutscheinkann man sich ein T-shirt oder Unterwäschekaufen. Aber nur in bestimmtenGeschäften, Hertie etc .. AndereGeschäfte sagen "Nein", aber vieleakzeptieren das.FI~: Hosen kann man nicht im normalenLaden kaufen?B.: Hosen, Hemden, Schuhe bekommtman nur im Lager. Manchmal gibt esProbleme. Er will z.B, eine Jeans haben,aber ich mag keine Jeans. Aberich muß sie nehmen, es gibt nur Jeans.Alle Leute haben gleiche Kleider wieim Gefängnis.A.: Alle haben gleiche Schuhe jetzt -wie Soldaten.FR: Früher gab es nur eine Wartezeitvon drei Monaten für die Kleidung.B.: Jetzt sind es 6 Monate. Früher hatman gleich am ersten Tag ein Kleidungsstückgekommen, eine Hose odereine Jacke oder ein Hemd. Als ich zumersten Mal hierher kam, habe ich beiMorlock eine Hose, eine Unterhoseund ein Hemd bekommen.FR: Ja, so war es noch bis 1984. 1985,als es den Hungerstreik gab, war esschon anders. Da haben sie gesagt,entweder Jacke oder Hose, nach 3Monaten Wartezeit bekam man dannSchuhe, nach weiteren 3 Monaten bekamman ein Hemd.B.: Die meisten bekommen hier garkeine Kleider, nur die Folgeantragsteller,die 6 Monate hier bleiben. Ichhabe bis jetzt noch nichts bekommen.A.: Ich habe mir alles selbst gekauft,ich hatte nichts mehr, kein Hemd, keineHose.FR: Gibt es noch die Kleiderkammerder Diakonie?B.: Ja, die steht allen Leuten offen.Jede Nationalität kann an' einem anderenTag dort hingehen, aber das sindkeine guten Kleider, die sind alle sehralt. Aber wenn jemand dringend etwasbraucht, muß er sie nehmen.

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