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Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

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Wolf: Quo vadis Russland?rüstungs- und Rüstungskontrollpolitik zu erreichen.<strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit dem im Jahr 2002 gegründetenNATO-Russland-Rat (NRR) sieht Russland alswichtiges Element <strong>der</strong> Kooperation mit dem Westen.Nachdem im Zuge des Georgienkrieges <strong>der</strong> NRR ausgesetztwurde, hat er seine Arbeit am 29.6.2009 wie<strong>der</strong>aufgenommen. 56)Präsident Obama hat mit seinem Besuch in Moskauim Juli 2009 unterstrichen, dass er seine Ankündigungumsetzen will, mit Russland enger zusammenzuarbeiten.<strong>Die</strong>s wird von Russland begrüßt. Nüchtern, zurückhaltendund eher kühl reagierten hingegen sowohl die russischenMedien als auch die Bevölkerung auf den Besuch desneuen amerikanischen Präsidenten. 57)Daneben beurteilt die NSS2020 das NordatlantischeBündnis als eine unverän<strong>der</strong>t gegen Russland gerichteteBedrohung. 58) Offiziell strebt die RF eine gleichberechtigteund vollwertige Partnerschaft mit den USA an, wobeidie NSS2020 hervorhebt, dass den künftigen russischamerikanischenBeziehungen eine Schlüsselrolle in <strong>der</strong>internationalen Diplomatie, v.a. beim Erhalt des Weltfriedens,zukommt.Das Verhältnis zu EuropaGrundlage für den Aufbau einer strategischen Partnerschaftzwischen <strong>der</strong> EU und Russland ist das Partnerschafts-und Kooperationsabkommen von 1997 (PKA)und <strong>der</strong> durch dieses ins Leben gerufene Kooperationsrat,<strong>der</strong> inzwischen zum „Ständigen Partnerschaftsrat“ aufgewertetwurde. Auf dieser Basis haben sich die Beziehungenzwischen <strong>der</strong> EU und Russland in den letzten Jahren verbreitertund vertieft. <strong>Die</strong> EU ist wichtigster HandelspartnerRusslands (52% des russischen Außenhandelsumsatzes)und wichtigster Investor (über 60% <strong>der</strong> ausländischenDirektinvestitionen). Umgekehrt ist Russland - nachden USA und China - <strong>der</strong> drittgrößte Handelspartner <strong>der</strong>EU. Aus russischer Sicht bewährte sich das EU-Krisenmanagementzur Beendigung des Georgienkrieges vomAugust 2008. Zwischen Russland und <strong>der</strong> EU bestehenweiterhin Differenzen zur Lage in Georgien, v.a. wegen<strong>der</strong> Anerkennung von Abchasien und Südossetien durchRussland. 59)Der Georgienkonflikt vom August 2008 hat ausrussischer Sicht außerdem gezeigt, dass die <strong>der</strong>zeitigeneuropäischen Sicherheitsstrukturen im Falle einer Krisenicht effizient sind. Im Rahmen <strong>der</strong> Münchner Sicherheitskonferenz2010 sagte Außenminister Sergej Lawrow,dass Russland deshalb einen neuen, rechtsverbindlichenVertrag zur euro-atlantischen Sicherheitsarchitekturanstrebe. 60)<strong>Die</strong> Bildung eines offenen Systems <strong>der</strong> kollektivenSicherheit in Europa, verankert in einem rechtsverbindlichenVertrag, ist daher auch ein determiniertes Ziel <strong>der</strong>NSS2020.Auf militärischem Gebiet stellen sich die RF undEuropa geradezu als Antagonisten dar. <strong>Die</strong> EU alsStaatenverbund im gesamten, aber auch ihre einzelnenMitgliedstaaten, wie z.B. die BRD, haben in jüngsterVergangenheit ihre Verteidigungsbudgets, aber auch ihreStreitkräfte selbst massiv reduziert. <strong>Die</strong> nach dem Kalten20Krieg lukrierte „Friedensdividende“ wurde und wird zum- immer kostspieligeren - Absichern des europäischenWohlfahrtstaates verwendet.Eine konventionelle Bedrohung <strong>der</strong> EU wird, mit<strong>der</strong> oft zitierten Vorwarnzeit von zumindest zehn Jahren,nicht identifiziert.Jene Teile <strong>der</strong> europäischen Streitkräfte, die in <strong>der</strong> Lagewaren, den Kampf <strong>der</strong> verbundenen Waffen zu führen, erfuhreneinen geradezu besorgniserregenden Kahlschlag.Ebenso ist <strong>der</strong> politische Wille, Streitkräfte einzusetzen,in den allermeisten westeuropäischen Staatskanzleienkaum mehr vorhanden. <strong>Die</strong> Haltung <strong>der</strong> RF läuft, wieim folgenden Abschnitt dargestellt, dieser europäischenEntwicklung jedoch diametral entgegen.Auswirkungen auf die StreitkräfteDas russische Verteidigungsbudget hat eine Höhe von45 Mrd. USD, was 16% des Budgets ausmacht. Russlandsumfangreiche Rüstungsprogramme werden durch diestark schwankenden Preise für Erdöl und Erdgas negativbetroffen. <strong>Die</strong>s betrifft v.a. die hohen Kosten für neu zuentwickelnde Systeme. 61)„... the most important thing is to accomplish our strategicobjective: reforming the Russian Army and the Navy,improving their combat readiness and mobility.“ 62)Präsident Jelzin legte bereits im Mai 1996 in einemErlass fest, dass bis 2000 eine Berufsarmee zu schaffensei. In <strong>der</strong> Realität wurden aber die Verwirklichung dieserKernaufgaben <strong>der</strong> Militärreform immer wie<strong>der</strong> aufgeschobenund bereits durchgeführte Reformschritte wie<strong>der</strong>aufgehoben. <strong>Die</strong> nicht behobenen Mängel, insbeson<strong>der</strong>eim Bereich <strong>der</strong> Ausrüstung, <strong>der</strong> Garnisonierung, desAusbildungssystems blieben weitgehend ungelöst. <strong>Die</strong>unverän<strong>der</strong>t aufgeblähte, ineffiziente <strong>Führung</strong>sstruktur<strong>der</strong> Streitkräfte zeigte sich insbeson<strong>der</strong>e bei dem tragischenUnglück <strong>der</strong> K-141 Kursk. Am Ende <strong>der</strong> erstenAmtszeit Putins hatte sich die Situation <strong>der</strong> Streitkräfteweiter verschlechtert, und die Sicherheitsproblematikblieb weitgehend ungelöst. 63)Daher wurde 2008 eine umfassende Militärreformbegonnen, die zur von Verteidigungsminister AnatoliSerdjukow gefor<strong>der</strong>ten Reduzierung <strong>der</strong> Armee auf untereine Million Soldaten führen soll. 64) Statt <strong>der</strong> Regimenterund Divisionen wird eine Brigadestruktur eingeführt.Mobile, hochmo<strong>der</strong>n ausgerüstete und zum Kampf <strong>der</strong>verbundenen Waffen befähigte Truppenteile mit ständigerGefechtsbereitschaft werden aufgestellt.In den ersten 22 Monaten <strong>der</strong> Existenz des russischenStaates hat es keine nationale Militärdoktrin gegeben.Stattdessen wurden aus <strong>der</strong> Doktrin des Kalten Kriegesjene sicherheitspolitischen und strategischen Zielsetzungenaufrechterhalten, die verlangten, auf Basiseiner großen Wehrpflichtigen-Armee äußere wie innereFeinde zu vernichten. Im Vor<strong>der</strong>grund stand einmal <strong>der</strong>offensive und („unausweichliche“) Krieg <strong>der</strong> Sowjetunionals ideologischer Kampf gegen den Kapitalismus.<strong>Die</strong>sen Krieg hatte man allerdings spätestens 1990endgültig verloren. 65) Man tat sich ideologisch schwersich umzustellen, und erst die nach 1993 entstandenenDoktrinen nahmen die geän<strong>der</strong>ten internationalenÖMZ-Online 6/2011

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