„Zieh mich nicht unüberlegt und bringmich nicht ohne Ehre zurück!“Maximilian Freiherr von Wimpffen (1770-1854)Hubert Michael Ma<strong>der</strong>In Deutsch-Wagram ist <strong>der</strong> Degen des GeneralsMaximilian von Wimpffen zu besichtigen,dessen Klinge die eingravierten französischenWorte zieren: „Zieh mich nicht unüberlegt und bringmich nicht ohne Ehre zurück!“ 1) <strong>Die</strong>ser Wahlspruchprägte das ganze Leben dieses bedeutenden Offiziers<strong>der</strong> altösterreichischen Armee und reicht weit überdie Napoleonische Zeit bis in unsere Tage herein. Imfolgenden Artikel soll eine kurze Biografie Wimpffenswie<strong>der</strong>gegeben und anschließend die für Österreichbedeutende Schlacht von Aspern am 21./22. Mai 1809kurz umrissen werden.Das Geschlecht <strong>der</strong> WimpffenDer Ursprung des Geschlechtes <strong>der</strong> Wimpffeno<strong>der</strong> Wümpffen lässt sich bis in die erste Hälfte des11. Jahrhun<strong>der</strong>ts urkundlich zurückführen, als Dagobertvon Wümpffen die beiden Neckarstädte „Wimpfen amberge“ und „Wimpfen im tale“ dem Hochstift Worms um1.300 Mark Silber unter <strong>der</strong> Bedingung verkaufte, dasssein Bru<strong>der</strong> Arnold von Wümpffen Bischof von Wormswerde (was 1044 tatsächlich eintrat). <strong>Die</strong> „Wimpffen“traten demzufolge als schwäbisches Geschlecht inErscheinung, das zur reichsunmittelbaren Ritterschaftdes Kantons Ortenau zählte. <strong>Die</strong> ersten Adels- undWappenbriefe dieses Hauses reichen in das Jahr 1375zurück, <strong>der</strong> nächste stammt vom 15. August 1555. Am13. November 1658 in den Freiherrenstand erhoben,wurde dieser mit Diplom vom 19. Oktober 1781 fürFranz Ludwig von Wimpffen und seine drei Brü<strong>der</strong>Stanislaus, Christian und Georg bestätigt. Darüberhinaus erfolgte die Erhebung von Franz Karl EduardWimpffen, dem Sohn von Franz Ludwig, am 8. April1797 in den Reichsgrafenstand. 2)<strong>Die</strong> männlichen Mitglie<strong>der</strong> des Hauses Wimpffenwidmeten sich vorwiegend dem Waffendienst, undzwar „mit einem Glanz und Ruhme, wie er in den österreichischenAdelsfamilien wohl immer, nur nicht sohäufig vorkommt“. <strong>Die</strong>s galt nicht nur für jene, die inden österreichischen Heeren kämpften, son<strong>der</strong>n ebensoauch für die, die in Armeen an<strong>der</strong>er Staaten dienten.Hingegen erscheint die Kirche für die Wimpffen als„eine wenig begehrenswerte Stätte“, in <strong>der</strong> nur wenigeden Aufstieg zu Ämtern und Ehren suchten. Dagegenzeigten die meisten Mitglie<strong>der</strong> des Geschlechts einlebhaftes Interesse für Kunst und Wissenschaft, ein24Verlangen, „die Welt zu sehen“. Wobei Letzterem dieWahl des Kriegerstandes sehr entgegenkam. So fandenauch in den Salons des Maximilian von Wimpffen jene,die sich <strong>der</strong> Literatur und Wissenschaft widmeten, regeAufnahme. 3)Maximilian von Wimpffen (1770-1854)Seine Jugend bis zum Türkenkrieg 1789Maximilian Freiherr von Wimpffen wurde am19. Februar 1770 zu Münster in Westfalen geboren. Er tratals Sohn des k. k. Feldmarschall-Leutnants Georg Siegmundam 1. Mai 1781 in die Wiener Neustädter Akademieein, aus <strong>der</strong> er am 1. November 1786 als Fahnenkadett bei<strong>der</strong> Clerfait-Infanterie Nr. 9 eingeteilt wurde. Bereits imnächsten Jahr kam er als Fähnrich zur Alvinczy-InfanterieNr. 19, wo er sich während des Türkenkrieges in denJahren 1788/1789 mehrmals auszeichnete. 4)Noch im Verlauf des Feldzuges zum Leutnant beför<strong>der</strong>t,beteiligte er sich am Sturm auf die Festung Belgrad(30. September 1789) an <strong>der</strong> Spitze von Freiwilligen,die zuerst in die Stadt eindrangen. Ein Steinsplitter verwundeteWimpffen am linken Fuß, setzte ihn aber nichtaußer Gefecht. So verwendete ihn Graf Kolowrat, seinKommandant, noch weiterhin zu mehreren wichtigen wieauch gefahrvollen Aufträgen. An diesem bedeutenden Tagzog <strong>der</strong> junge Offizier „durch seinen Mut, unermüdeteTätigkeit und praktische Anwendung <strong>der</strong> erworbenenmilitärischen Kenntnisse zuerst die Aufmerksamkeit aufsich“. Aufgrund seines ausgezeichneten <strong>Die</strong>nstes währenddes Türkenkrieges erfolgte hierauf seine Beför<strong>der</strong>ung zumOberleutnant im Grenadierbataillon Morzin. 5)<strong>Die</strong> Franzosenkriege<strong>Die</strong> Revolution in Frankreich und die daraus folgendenUnruhen in Belgien bedeuteten für die Truppen,unter denen sich auch Wimpffen befand, den Befehl,in die österreichischen Nie<strong>der</strong>lande vorzurücken undvon dort unter Feldzeugmeister Clerfayt nach Frankreichvorzudringen. Der daraus folgende Feldzug in<strong>der</strong> Champagne pouilleuse gestaltete sich als überausbeschwerlich; nicht nur wegen <strong>der</strong> sich bewaffneterhebenden Franzosen, son<strong>der</strong>n es fehlte auch an <strong>der</strong>Versorgung mit wichtigen Gütern, zudem herrschte einsechswöchiges ununterbrochenes Herbst-Regenwetter. 6)Nach <strong>der</strong> Schlacht von Jemappes, an <strong>der</strong> Wimpffen nurgering beteiligt war, sah sich das österreichische HeerÖMZ 6/2011
In <strong>der</strong> Schlacht von Aspern konnte Generalstabschef von Wimpffen - mit einer taktischen und operativen Meisterleistung - dieösterreichischen Truppen zum Sieg führen (Bild: Gemälde <strong>der</strong> Schlacht von Johann Krafft).gezwungen, bis fast an den Rhein zurückzuweichen undWinterquartier zu beziehen. 7)<strong>Die</strong> Schlacht von NeerwindenIm Feldzug des Jahres 1793 nahm Wimpffen mit einerKompanie in <strong>der</strong> Schlacht von Neerwinden das Dorfgleichen Namens ein, eroberte zwei Geschütze und rücktebis an das äußerste Ende des Ortes vor. Hier befand er sichindessen nahe am rechten Flügel <strong>der</strong> hinter Neerwinden inSchlachtordnung aufgestellten französischen Armee, undim Kampf mit einer weitaus überlegenen französischenKolonne, ohne Unterstützung sich selbst überlassen, mussteer schließlich den Rückzug antreten. Dabei verwundeteeine Gewehrkugel Wimpffen am rechten Fuß, und er fiel inKriegsgefangenschaft. Nun ließ Wimpffen seine Kontaktespielen, die sich ihm aufgrund <strong>der</strong> weiten Verzweigungseines Geschlechts boten. Er berief sich auf seinen Onkel,den französischen General Felix Wimpffen, und erreichtedamit, dass ihn General Dumouriez nach sechs Wochenwie<strong>der</strong> in Freiheit setzte. 8)<strong>Die</strong> Schlacht von LoanoZum Kapitänleutnant beför<strong>der</strong>t, wurde Wimpffen imJahre 1795 von den Grenadieren weg versetzt und nachItalien überstellt. Bei <strong>der</strong> Schlacht von Loano oblag ihmdie Verteidigung <strong>der</strong> auf dem äußersten linken Flügel amMeer gelegenen Stadt. 9) Obgleich diese Aufgabe einenwichtigen Stützpunkt <strong>der</strong> Armee betraf, hatte Wimpffennur ungenügende Mittel zur Verfügung. Er konnte aberalle vom Feind gegen die Stadt unternommenen Angriffezurückschlagen und selbst einige Ausfälle befehlen. Erstals <strong>der</strong> allgemeine Rückzug <strong>der</strong> Armee angeordnet wurde,räumte auch Wimpffen die Stadt. Mit Beginn des Jahres1796 erschien <strong>der</strong> Flügeladjutant Major Malcamp, <strong>der</strong>nach Voltri bei Genua zwecks <strong>Führung</strong> <strong>der</strong> französischenKorrespondenz beor<strong>der</strong>t war, und bewog Wimpffen, mitihm in das Hauptquartier zu kommen. Dort wurde er demFeldzeugmeister Beaulieu zur <strong>Die</strong>nstleistung zugeteilt,kurz danach zum Hauptmann im Generalquartiermeisterstabernannt. 10)<strong>Die</strong> Treffen am Mincio, an <strong>der</strong> Brenta und beiArcoleIn dem am Mincio 1796 vorgefallenen Treffen verlorWimpffen ein Pferd und wurde durch zwei Bajonettsticheverwundet. Der kommandierende General jedoch sowiedie Kriegskasse wie auch das Hauptquartier in Valeggiokonnten durch Wimpffen und eine von ihm eilends zusammengewürfelteTruppe gerettet werden. 11) Nach <strong>der</strong>Übernahme des Armeekommandos durch FeldmarschallWurmser hatte Wimpffen das Glück, dass er sich bei dessenzweitem Versuch, Mantua zu entsetzen, gerade unterdem Kommando von Feldzeugmeister Alvinczy befandund bei den Kämpfen an <strong>der</strong> Brenta (6. und 12. November1796) zum Siege beitragen konnte.In <strong>der</strong>, um es wörtlich zu zitieren, „für die österreichischenWaffen zwar unglücklichen, aber dennoch,nach den Relationen des Feindes selbst, sehr ruhmvollenSchlacht von Arcole“, 12) die vom 15.-17. November 1796stattfand, hielt sich Wimpffen als einziger dirigieren<strong>der</strong>Offizier des Generalquartiermeisterstabes bei <strong>der</strong> linkenHälfte <strong>der</strong> Armee auf. <strong>Die</strong>se hatte sich während <strong>der</strong> zweiTage an <strong>der</strong> Schlacht mit meist glücklichem, aber nichtentscheidendem Erfolg beteiligt. 13)<strong>Die</strong> schwere Verwundung im Kampf bei TauffersIm Folgenden wurde Wimpffen nach Tirol versetztund mit <strong>der</strong> Oberleitung <strong>der</strong> Generalquartiermeister-<strong>Bundesheer</strong>/Heeresgeschichtliches MuseumÖMZ 6/2011 25