12.07.2015 Aufrufe

Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> Schlacht bei Marathonvor 2.500 Jahren„... ein Ereignis von nicht großer militärischerDimension, aber voll von Zukunft, gleichsam ein ernstesWort des Schicksals“ 1)Eberhard BirkJubiläen waren, sind und bleiben neben individuellenNeigungen ein starkes Movens historischenForschens, Denkens und Lernens - umso mehr,wenn den dahinterliegenden Ereignissen und Prozesseneine starke, individuelle und kollektive, regionale o<strong>der</strong>nationale sowie kulturelle und geschichtsphilosophischeIdentität(en) stiftende Kraft zugeschrieben wurde o<strong>der</strong>wird. Verbinden sich dabei „runde“ historische Daten mitaktuellen Prozessen wie zum Beispiel 1789 (FranzösischeRevolution) und 1989 (Mauerfall und Ende des KaltenKrieges), so mochte mancher das „Ende <strong>der</strong> Geschichte“ 2)in Form ideologischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen o<strong>der</strong> eineBestätigung geschichtsphilosophischer Teleologien imSinne Hegels erkennen, <strong>der</strong> hinter den Ereignissen undGestalten das Prinzip <strong>der</strong> „Freiheit“ vermutete, das seit <strong>der</strong>Antike in wechselnden Phasen, mit Brüchen und Grenzendie europäische Geschichte beschleunigte. 3)Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Perserkriege um 500 v.Chr. nahmen für Hegel „die Griechen“ als Verteidigerdes Prinzips <strong>der</strong> Freiheit vieler gegen das „persischePrinzip“ <strong>der</strong> Freiheit des Einen - jener des Großkönigs- eine prominente Rolle ein. Dass dabei gerade die PolisAthen durch die siegreichen Schlachten von Marathon(490 v. Chr.) und Salamis (480 v. Chr.) gestärkt aus dieserAuseinan<strong>der</strong>setzung hervorging und in <strong>der</strong> Folgezeit biszum Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.), einemDreißigjährigen Krieg <strong>der</strong> Antike, in <strong>der</strong> Lage war, das5. vorchristliche Jahrhun<strong>der</strong>t zu einem <strong>der</strong> athenischenSuprematie in Politik, Militär und v.a. Kultur zu gestalten,lag jedoch zu Beginn des Ringens in weiter Ferne.Gleichwohl soll es im Folgenden nicht um eineWie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> „Entstehung des Politischen bei denGriechen“ 4) und noch weniger um eine „KulturgeschichteGriechenlands“ 5) gehen. Im Zentrum <strong>der</strong> Untersuchungsollen allein mögliche „strategische“ historisch-politischeund militärische Ableitungen stehen - orientiert anMarathon.Selbst wenn <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Strategie im griechischenAltertum durch seine Fokussierung auf die militärische<strong>Führung</strong>sfähigkeit des Feldherrn (des strategós) vorund im Gefecht auf taktischer Ebene angesiedelt warund sich erst in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne dem Bedeutungsinhalt <strong>der</strong>gegenwärtigen Terminologie angenähert hat, 6) so waren- abseits ihrer Kodifizierung - die verschiedenen Facettenrespektive Komponenten von strategische Handlungsoptionenbegünstigenden o<strong>der</strong> limitierenden Faktoren einerhöheren Gesamtführung bekannt: Politik und Diplomatie,wirtschaftliche Ressourcen und Finanzen sowie Geographieund sozio-kulturelle Faktoren, aber auch Bewaffnung,Stärke und Einsatzwert <strong>der</strong> Truppen. Daraus lassen sich inForm eines induktiven Ansatzes respektive interpretativenAnnäherungsprozesses plausible, indes nicht immer belegbarestrategische Horizonte <strong>der</strong> Akteure rekonstruieren. 7)Hierfür ist es notwendig, über eine Analyse <strong>der</strong>Gesamtheit <strong>der</strong> politischen Rahmenbedingungen dieZielsetzungen <strong>der</strong> Kontrahenten ebenso zu erörtern wieden Ablauf <strong>der</strong> militärischen Operationen vor dem Verlauf<strong>der</strong> Schlacht bei Marathon, da erst dadurch Ableitungenin ihren politischen, militärischen und traditionsstiftendenDimensionen ermöglicht werden.Strategische RahmenbedingungenSeit dem Ende des 6. vorchristlichen Jahrhun<strong>der</strong>tshatte sich das Persische Reich insbeson<strong>der</strong>e unter seinenachaimenidischen Großkönigen Kyros (559-530 v. Chr.),Kambyses (530-522 v. Chr.) und Dareios I. (522-486 v.Chr.) zum geopolitischen Gravitationszentrum entwickelt,dessen Grenzen nach <strong>der</strong> militärischen Nie<strong>der</strong>werfung <strong>der</strong>medischen, babylonischen, lydischen und ägyptischenKönigreiche ein gigantisches Landimperium zwischenden Außenbastionen Schwarzes und Kaspisches Meer,Hindukusch, Indus und Indik umfassten - es war bereitsHerodots Antrieb, dessen Entstehung und Entwicklung zuergründen. 8) <strong>Die</strong> Landbrücke nach Ägypten wurde durchdie syrische Küste gebildet. Und obwohl es eine Arabiagenannte Satrapie (IV) gab, war die gesamte arabischeHalbinsel außerhalb persischer Einflussnahme. Gleichesgalt auch für die nördlichen Steppen hinter dem Kaukasusund dem Schwarzen Meer, wo das Reitervolk <strong>der</strong> Skythenkeine strategische, das Perserreich existenziell bedrohendeGefahr bildete.Gänzlich an<strong>der</strong>s war hingegen die strategische Herausfor<strong>der</strong>ungan <strong>der</strong> westlichen Flanke - <strong>der</strong> Nahtgrenze zwischenpersischer Landmacht und <strong>der</strong> ägäischen Inselwelt.ÖMZ-Online 6/2011 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!