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Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

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men sicherte, und alle, die unter ihm bei den beidenGeneralkommanden, denen er längere Zeit vorstand,dienten, erschöpften sich in nicht hervorgerufenenÄußerungen von Zufriedenheit. Obgleich von Wundenund Kriegsfatiguen herrührende anhaltende Leidenihm die letzten Jahre seines Daseins verbitterten, verließihn die Lieblingsgewohnheit einer ausgebreitetenGastfreundschaft nicht. Allein hierin bestand auchsein einziges Vergnügen, indem <strong>der</strong> so herabgekommeneGesundheitszustand ihn an dem Genusse je<strong>der</strong>sonstigen Unterhaltung gänzlich hin<strong>der</strong>te. Er bliebdaher auf die größte Zurückgezogenheit beschränkt.Erinnerungen an die zahlreichen großen welterschütterndenEreignisse einer längst vergangenen, so vielbewegten Zeit beschäftigten seinen Geist, angenehmeauserlesene Lektüre und Besuche von Freunden erheitertenihn, und überschritt mit Mut und Ergebung denÜbergang, <strong>der</strong> zur Unsterblichkeit führt.“ 59)<strong>Die</strong>se blumige Charakteristik des 19. Jahrhun<strong>der</strong>tstrifft sicherlich einige <strong>der</strong> wesentlichen EigenschaftenWimpffens, wenngleich in ausgesprochen stilisierterArt und Weise. Wimpffen kommt wohl dem Idealbilddes Offiziers im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t ziemlich nahe.Eine eiserne Treue zum österreichischen Kaiser undzur Habsburgermonarchie als das „große“ Vaterlandbeseelte ihn, von <strong>der</strong> er auch nicht abrückte, als ihm<strong>der</strong> russische Zar ein verlockendes Angebot für einenWechsel in seine <strong>Die</strong>nste anbot. Wimpffen besaß reicheKenntnisse in taktischen wie operativen Fragen. Mitdiesen Eigenschaften erfüllte er vorzüglich die Funktioneines Offiziers des Generalquartiermeisterstabesbzw. als dessen Chef.Wimpffen trat als hoher Offizier <strong>der</strong> „zweitenReihe“ in Erscheinung, das heißt, es war ihm nichtbestimmt, als Feldherr im Sinne eines Erzherzogs Karlo<strong>der</strong> später eines Radetzkys glorreich in Erscheinungzu treten. Viele seiner Beiträge zur Entscheidung vonSchlachten geschahen jenseits des öffentlichen Interesses.Auch sind vom ihm kaum schriftlich festgehalteneErfahrungen - die er als langjähriger Offizier imGeneralstab und wie<strong>der</strong>holt als dessen Chef in reichemAusmaß hatte - vorhanden. Nur einmal ließ er, freilichanonym, seine Zurückhaltung fallen und trat mit <strong>der</strong>Flugschrift: „Warum benützten die Oesterreicher denSieg von Aspern zu keiner offensiven Operation auf dasrechte Donauufer?“ 60) in Erscheinung. Darin begründeter die defensive Haltung, die das österreichischeHeer nach <strong>der</strong> Schlacht von Aspern gezeigt hatte. 61)Wimpffen war die militärische Tugend persönlicherTapferkeit in mehr als außerordentlichem Maße eigen.Schon als Leutnant zeigte er eine ausnehmende Bravourin <strong>der</strong> Schlacht, die ihn zeit seines Lebens nichtverlassen sollte. Nach seiner schweren Verletzung warfsich Wimpffen erst recht in den Kampf und trotzteverbissen den Schmerzen <strong>der</strong> alten wie auch neuenVerwundungen. Vielleicht war es dieser Heldenmut,<strong>der</strong> heute Wimpffen als einen signifikanten Vertreterdes Offiziersstandes schlechthin erscheinen lässt. Seineunerschütterliche Tapferkeit zeigte sich beispielsweisewährend <strong>der</strong> Schlacht von Austerlitz: Ungeachtet alleroffensichtlichen Ignoranz <strong>der</strong> Vorgesetzten bewies sichWimpffen als ausgesprochen mutiger Soldat.Zusammenfassend lässt sich sagen: Tapferkeit,Loyalität, Entschlossenheit und Autorität sind jeneentscheidenden Merkmale, die einen guten Offizierausmachten und wohl stets ausmachen werden. WimpffensTapferkeit steht außer Zweifel, ebenso seineLoyalität gegenüber seinem Kriegsherrn. Im Sinneeines Offiziers <strong>der</strong> neuen Stunde zeigte sich Wimpffenentschlossen, seinem Scharfblick zu folgen. Dabei warer durchaus bereit, das Leben seiner Truppen wie auchsein eigenes aufs Spiel zu setzen. <strong>Die</strong> vielen Beispielefür Bravour haben indessen mit Draufgängertum undHasardspiel nichts gemein. <strong>Die</strong>s zeigt sein Verhaltenbei Austerlitz o<strong>der</strong> Aspern.Zusammengefasst lässt sich sagen: „MaximilianFreiherr von Wimpffen war ein glänzen<strong>der</strong> Soldat, mutigund äußerst tapfer im Gefecht, gewandt in <strong>der</strong> Stabsarbeitund dem Adjutantendienst, von Untergebenen wieauch Vorgesetzten stets hoch geachtet.“ 62) ■ANMERKUNGEN:1) Hubert Gundolf: Um Österreich!/Schlachten unter HabsburgsKrone, Graz-Stuttgart: Leopold Stocker Verlag, 1995, S.219.2) Vgl. Johann Svoboda: <strong>Die</strong> Theresianische Militär-Akademie zuWiener Neustadt und ihre Zöglinge von <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Anstaltbis auf unsere Tage, Bd. 1, Wien: k. k. Hof- und Staatsdruckerei,1894, S.184f.3) Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des KaiserthumsOesterreich, Bd. 56, Wien: k. k. Hof- und Staatsdruckerei,1888, S.237.4) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.252.Vgl. hier und im Folgenden auch: Allgemeine Deutsche Biographie,Bd. 43, Leipzig: Verlag von Duncker & Humblot, 1898, S.327ff.5) Wurzbach, 56/1888, S.252f.6) Vgl. Jaromir Hirtenfeld: Der Militär-Maria-Theresien-Orden undseine Mitglie<strong>der</strong>/Nach authentischen Quellen bearbeitet, Wien: k. k.Hof- und Staatsdruckerei, 1857, S.871.7) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.253.8) Vgl. Hirtenfeld, 1857, S.871f.9) Wimpffen diente damals unter dem österreichischen OberbefehlshaberFeldzeugmeister Graf von Wallis. - Vgl. Jeans-FlorianEbert: <strong>Die</strong> Österreichischen Generäle 1792-1815/FeldmarschallFreiherr von Wimpffen, unter URL: http://www.napoleon-online.de/AU_Generale/html/wimpffen.html [23.7.2008].10) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.253ff.11) Vgl. Hirtenfeld, 1857, S.872.12) Wurzbach, 56/1888, S.254.13) Vgl. Hirtenfeld, 1857, S.872f.14) Ein Neffe des berühmten Feldmarschalls.15) Hirtenfeld, 1857, S.873.16) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.255. - Vgl. Jeans-Florian Ebert: <strong>Die</strong>Österreichischen Generäle 1792-1815/Feldmarschall Freiherr vonWimpffen, unter URL: http://www.napoleon-online.de/AU_Generale/html/wimpffen.html[23.7.2008].17) Hirtenfeld, 1857, S.873.18) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.255.19) Hirtenfeld, 1857, S.874.20) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.255.21) In <strong>der</strong> damaligen Bezeichnung: Chef des Generalquartiermeister-Stabes.22) Michael Laurionowitsch Golenitschew Kustusow (1745-1813),General <strong>der</strong> Infanterie und russischer Oberbefehlshaber.23) Vgl. Wurzbach, 56/1888, S.255f.24) Vgl. Svoboda, 1894, S.183.25) Vgl. z.B. Maximilian von Hoen: Krieg 1809, Bd. 4, Wien: L.W. Seidel & Sohn, 1910; Manfried Rauchensteiner: <strong>Die</strong> Schlachtvon Aspern am 21. und 22. Mai 1809, Wien: Bundesverlag, 19864ÖMZ-Online 6/2011 31

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