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Die Fundamente der Führung - Österreichs Bundesheer

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„antiken Standard“ (Hdt. VI, 18-20). Der kurze Traum<strong>der</strong> Selbstbehauptung führte trotz Aufrechterhaltungwirtschaftlichen Wohlstandes und kultureller Blüte zu<strong>der</strong> Erkenntnis, dass Dareios, seinem Selbstverständnisgeschuldet, politische Autonomiebestrebungen an <strong>der</strong>Peripherie seines Reiches nicht hinzunehmen bereit war- mochten <strong>der</strong>artige Unbotmäßigkeiten auch mehr als2.000 Kilometer von seiner Hauptstadt Susa entfernt stattfinden.Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Nie<strong>der</strong>schlagung wurde darüberhinaus verbunden mit dem machtpolitischen Willen zurAusmerzung des vermuteten „Treibsatzes“ hinter demionischen Aufstand.Strategische Reformenund StrategenamtDas gesamte politische Potenzial Athens wird in <strong>der</strong>Revolutionierung des politischen Systems durch den AlkmaionidenKleisthenes gegen Ende des 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts v.Chr. fassbar. Mit <strong>der</strong> Einteilung <strong>der</strong> Bürgerschaft <strong>der</strong> dreiBereiche Küste, Binnenland und Stadt in zehn Phylen,30 Trittyen mit je drei bis vier Demen (unter Kleisthenesinsgesamt 139) zielte er darauf, die sozialgeographischeDreiteilung <strong>der</strong> Polis zu durchbrechen. Dadurch hoffte er,seinen politischen <strong>Führung</strong>sanspruch gegenüber seinenadeligen Konkurrenten durchsetzen zu können, <strong>der</strong>en Klientelherrschafter damit unterminieren wollte. Trotz allerNeuerungen des Kleisthenes blieben jedoch traditionelleEinrichtungen wie <strong>der</strong> Areopag, das Archontat mit seinenneun Archonten aus <strong>der</strong> höchsten Gesellschaftsschicht sowiedie generelle <strong>Führung</strong>srolle des Adels aufgrund seinerwirtschaftlichen Überlegenheit, seinem sozialen Prestigesowie seiner politischen Erfahrung und Fähigkeit, je<strong>der</strong>zeitpolitische und militärische Spitzenämter ausfüllen zukönnen, nahezu unangetastet.Doch so sehr Kleisthenes eigene politische Zielsetzungenverfolgte, so gelang ihm perspektivisch mitseiner Phylenreform dennoch unbestritten ein Meilensteinpolitischen Denkens und Handelns. 11) <strong>Die</strong> von Kleisthenesermöglichte Isonomia, <strong>der</strong>en Kern - das „gleichverteilte“individuelle bürgerliche politische Partizipationsrecht -sich zur Demokratie als Selbstrepräsentation des Volkesweiterentwickelte, fand ihre militärische Abbildung inden als Phalangiten respektive Hopliten die Hauptlast desGefechtes gegen auswärtige Feinde tragenden schwerbewaffnetenVollbürgern.Aus den zehn Phylen, die je eine Hoplitenabteilung(Taxis) als Regimentsäquivalent bildeten, 12) wurde einStratege als militärischer Führer <strong>der</strong> Abteilung in daszehn Strategen und einen Archon polemarchos umfassendeKollegium abgeordnet. Gegenüber dem Zufall desLoses für politische Ämter war die Wahl <strong>der</strong> Strategenein Zugeständnis an die notwendige Fachexpertise. Dass<strong>der</strong>en Kommando im Krieg täglich wechseln sollte, warideell dem neuen „demokratischen“ politischen Systemgeschuldet; es war jedoch gleichzeitig vor dem Hintergrundtheoretisch täglich neuer Entschlüsse und wechseln<strong>der</strong>Operationsplanungen für eine nachhaltige undim Kern unteilbare militärische <strong>Führung</strong>sverantwortungdysfunktional - wie es in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung Herodots vomvermeintlichen <strong>Führung</strong>sdisput im Vorfeld <strong>der</strong> Schlachtbei Marathon, wenn auch als literarische Fiktion (Hdt. VI,109), exemplarisch deutlich wird.Miltiades, <strong>der</strong> schließlich in <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung Herodotsals energischer Feldherr die mit Truppen aus Athen undPlataiai gebildete Hoplitenphalanx bei Marathon zumSieg führte, schien für das Strategenamt genügend politischeErfahrung mitzubringen: Als Schwiegersohn einesthrakischen Fürsten konnte er auf ein Informations- undBeziehungsgeflecht zurückgreifen; <strong>Führung</strong>sverantwortunghatte er als Nachfolger seines Onkels, dessen Tyrannisauf <strong>der</strong> thrakischen Chersones (heute: Gallipoli) er inpersischem Einflussbereich fortführte, wodurch er auchEinblicke in das persische Militärwesen erhielt. Obgleicher vielen Athenern nach seiner (erzwungenen) Rückkehrin die Polis als Ex-Tyrann kaum als vorbehaltloser Protagonist<strong>der</strong> <strong>der</strong> Isonomia verpflichteten neuen politischenKultur erscheinen konnte - seine innenpolitischen Kontrahentenwollten ihn von <strong>der</strong> Volksversammlung, indesergebnislos, verurteilen lassen -, erwies er sich in Athenals kompromissloser Verfechter eines Krieges gegen diePerser.Strategische Zielsetzungund operativer VerlaufAus persischer Perspektive schien gerade die vonKleisthenes durch seine Phylenreform geschaffene innenpolitischeOrdnung <strong>der</strong> Isonomia als ideelles Movenshinter dem ionischen Aufstand zu stehen - ein Beleg dafür,wie eine Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> innenpolitischen OrganisationAuswirkungen auf die außenpolitische Perzeption hat. Auf<strong>der</strong> attischen Gegenküste, die auch für Persien den Freiheitswillenund politischen Selbstgestaltungswillen verkörperte,sollte durch die (Re-)Installation einer Tyrannis 13)des von den Athenern 510 v. Chr. vertriebenen Hippias einepotenzielle neue Empörung, diesmal indes präventiv unddauerhaft, ausgeschaltet werden. Auch wenn <strong>der</strong> nunmehrgreise Ex-Tyrann für die persische Perspektive nur eineZwischenlösung war, konnte <strong>der</strong> „Großkönig“ für seinePolitik durchaus auf Zuspruch auf <strong>der</strong> attischen Halbinselhoffen. <strong>Die</strong> jahrzehntelange Gewöhnung an die Tyrannis<strong>der</strong> Peisistratiden und das spartanische Doppelkönigtumließen dieses Unterfangen in Reichweite kommen. Auchdurfte er im Rahmen seiner Beurteilung <strong>der</strong> strategischenLage in Rechnung stellen, dass es auf dem griechischenFestland viele perserfreundliche, oligarchische Kreisegab, die sich nicht für die „demokratische“ Selbstverwirklichung<strong>der</strong> Athener in vor<strong>der</strong>ster Front opfern wollten- zudem gab es Hellenen, die sich vom persischen Königeine (militärische) Kampagne, einen „war to end all wars“zwischen den griechischen Poleis geradezu erhofften.Hinzu kam die schier gigantische Größe des PersischenReiches im Vergleich zu den kleinen Poleis.Spätestens nach dem Scheitern <strong>der</strong> ersten, unter <strong>der</strong><strong>Führung</strong> von Dareios’ Schwiegersohn Mardonios mitLand- und Seestreitkräften vorgetragenen Strafexpedition- die persischen Flottenkontingente wurden 492 v. Chr.während eines Unwetters am Berg Athos zerstört -, 14) dieals einzigen Erfolg die Bestätigung <strong>der</strong> Nordflanke durchein erfolgreiches Vorstoßen und Festsetzen in Thrakien undMakedonien, die möglicherweise als Grundstein einer 21.ÖMZ-Online 6/2011 35

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