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Schizophrenie - verstehen, behandeln, bewältigen - Therapie ... - ACC

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DR. MED. SAMUEL PFEIFER: SCHIZOPHRENIEDas «Israel-Syndrom»Jedes Jahr erkranken 50 bis 200 Touristen in Jerusaleman einer psychotischen Phase, in dersie Wahnideen entwickeln, sie seien biblischeGestalten. »Jeder Dritte hält sich für Jesus Christus,aber auch in ‹Gott› oder einen ‹Teufel›wollen sich manche verwandelt haben. WährendChristen eher die Rolle von Aposteln liegt, bevorzugenJuden König David, Abraham oder einender biblischen Propheten. . . Für den plötzlichenAusbruch der Krankheit macht Dr. Bar-El dieüberwältigenden Eindrücke verantwortlich, diein der Heiligen Stadt auf einen tiefgläubigenNeuankömmling einstürmen. Meist löst sich«Okkulte Belastung» und KausalitätsbedürfnisWenn schwere Ereignisse über sie hereinbrechen,so neigen viele Men schen unwillkürlichdazu, eine Ursache für die Erkrankungzu suchen. «Was ist schuld? Haben Drogen diePsychose ausgelöst? Sind giftige Dämpfe amArbeitsplatz schuld?» etc.Bei religiösen Menschen wird häufig die Fragegestellt, ob möglicherweise dämonische («okkulte»)Einflüsse hinter dem Geschehen stehen.Wenn im Verlauf der Entwicklung einer psychotischenKrise ein Kontakt mit «okkulten Praktiken»(z.B. eine Person hat sich von einer Wahrsagerinaus der Hand lesen lassen) aufgetretenist, so wird darauf geschlossen: Schuld an derPsychose ist eine «okkulte Belastung». Hätte siedas nicht getan, so hätte sich keine Psychoseentwickelt. Oft werden dabei wesentliche Aspektein der Diagnostik und in der umfassendenProblembeschreibung ausser acht gelassen.Grundsätzlich gilt: Eine magische Betätigung(insbesondere in ihren dramatischen und angstauslösendenFormen) kann zwar Auslöser oderfehlgeleiteter Bewältigungsversuch sein, sie istaber nicht Ursache der Erkrankung.In einer eigenen Studie (*) an 60 religiösen<strong>Schizophrenie</strong>patienten fand sich bei 53 % dieVermutung einer «okkulten Belastung».28 (46 %) suchten eine Heilung durch einBefreiungsgebet oder durch einen Exorzismus(besonders häufig in charismatischen Gemeinschaften).In einzelnen Fällen führten solche Ritualezu einer Verschlechterung der Symptomatik,einerseits wegen der psychischen Belastung,andererseits wegen des Verzichts auf Medikamente.In keinem Fall konnte eine Verbesserungdes langfristigen Verlaufes festgestellt werden.* Pfeifer S. (1994): Belief in demons and exorcism. Brit J MedPsychol 67:247–258.Weitere Artikel zum Thema können heruntergeladen werden vondieser Website: www.seminare-ps.net.der Wahn nach einigen Tagen von alleine wiederauf.» (aus Psychologie Heute, August 1992, S. 14)33

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