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Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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c) Das Sprechen der Familienmitglieder<br />

Es sollte soviel Sprachmaterial gesammelt werden, dass eine Beurteilung<br />

der Sprachkompetenz (der Lerner, Geübten, Sprachkompetenten) möglich<br />

ist. Übergänge zwischen Hd und Pd sind als Indikatoren wertvoll und<br />

sollten geduldet bzw. gefördert werden.<br />

4. Interviewsprache: Basissprache ist (wenn möglich) Plattdeutsch; wenn<br />

der Interviewte dies wünscht oder dazu übergeht: Hochdeutsch. Das<br />

Tiefeninterview soll der narrativen Entfaltung des Interviewten möglichst<br />

viel Raum geben.<br />

5. Kamera: Die Kamera sollte alle Sprechenden (möglichst gleichzeitig)<br />

im Bild festhalten und eher auf die Totale ausgerichtet sein (damit die<br />

Blickkontakte und die nonverbalen Zeichen im Gespräch sichtbar sind).<br />

Bei mehreren Kindern ist eventuell eine leichtere Kamera oder ein<br />

Tonbandgerät in Reserve zu halten, damit die Kinder begleitet werden<br />

können. In diesen Fällen sind zwei Interviewer einzuplanen.<br />

6. Auswertung:<br />

Für jede Familie wird ein Familienporträt erstellt. Es enthält eine Beschreibung<br />

der Familie (Zusammensetzung, Alter, Beruf usw.), der Aufnahmesituation,<br />

sowie eine thematisch gegliederte Zusammenfassung der<br />

Aussagen im Interview mit der Transkription wichtiger Aussagen (als<br />

Zitat im Text). Das Porträt wird durch eine einseitige Kurzfassung abgeschlossen.<br />

Dem Porträt sind ein oder mehrere Standaufnahmen der Familie<br />

beizufügen.<br />

2.3. Erste Ergebnisse der Interviews<br />

Die Interviews zum Sprachwechsel und Sprachverlust weisen auf einen<br />

zentralen Prozess hin. Die Familie, häufig stellvertretend die Mutter, entscheidet,<br />

dass die gewohnte Sprache, die meist die Umgangssprache der<br />

Eltern untereinander und mit den Großeltern ist, nicht mehr nützlich,<br />

vielleicht sogar nachteilig für die Kinder ist. In dieser Bewertung wird die<br />

Familie meist durch die Lehrer, die Institution Schule bestärkt bzw. es<br />

wird ihr diese Entscheidung nahegelegt, wenn nicht gar aufgezwungen.<br />

Die Lehrerschaft wiederum bezieht diese Einstellung aus den Lehrerseminaren<br />

oder aus der Einstellung, die sich in Gebieten mit erfolgtem<br />

Sprachwechsel durchgesetzt hat, falls sie von dort stammen. Die politischen<br />

Zielvorstellungen (z.B. nationale Einheit, wirtschaftliche Globalität),<br />

werden über die Medien und die Ausbildung der Lehrer vermittelt.<br />

Solche Prozesse fanden und finden in praktisch allen Regionalkulturen<br />

Europas statt.<br />

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