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Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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„Da sagen die Eltern: die Kinder müssen in der Schule hochdeutsch<br />

sprechen und dann fangen wir jetzt auch mit Hochdeutsch an“.<br />

- Auf die Frage: Warum sprecht ihr Platt und nicht Hochdeutsch? antworten<br />

die Eltern, dass sie untereinander sowieso Platt gesprochen<br />

hätten. Sie gäben diese Sprache in natürlicher Weise an die Kinder<br />

weiter; später kamen ihnen aber Zweifel wegen der Schule:<br />

„Und irgendwann kam uns der Gedanke, die müssen ja auch mal zur<br />

Schule und wie wird das dann? Und dann haben wir uns überlegt,<br />

dass wir mit ihnen weiter Platt sprechen, damit sie das lernen. Wir<br />

haben bei anderen auch oft gesehen, wenn man erst mit Hochdeutsch<br />

anfängt, dann verstehen die Kinder wohl Platt, aber sie sprechen es<br />

nicht.“<br />

- Wegen der überwiegend hochdeutschen Sprachumgebung (in <strong>Bremen</strong>)<br />

lernen die Kinder diese Sprache sowieso:<br />

„Sie haben es ziemlich einfach, Hochdeutsch zu lernen, denn wenn wir<br />

hier sind, mit Freunden oder in der Schule, überall wird ja hochdeutsch<br />

gesprochen. Das brauchen sie nicht zu lernen, das lernen sie<br />

von alleine.“<br />

- Die in der Familie zu stützende Sprache ist jetzt nicht mehr das Hochdeutsche<br />

für die Schule, sondern das bedrohte Plattdeutsche.<br />

- Immerhin gibt es Probleme, wenn einzelne Kinder starke (und frühe)<br />

Bindungen an Hochdeutsch sprechende Gleichaltrige eingehen und<br />

deshalb gegen die Familiensprache Plattdeutsch optieren.<br />

Das Interview von Markus Gormanns und Katja Kolbe mit einer Familie<br />

ans Blender-Oiste zeigt ein typisches Muster der mittleren Generation<br />

(Eltern). Die Wahl Hochdeutsch—Plattdeutsch ist instabil; bei manchen<br />

Bekannten hat man sich auf eine der beiden Sprachen festgelegt, obwohl<br />

beide Parteien Plattdeutsch können. Auch die Paare müssen häufig erst<br />

das Plattdeutsche als Familiensprache untereinander konsolidieren, bevor<br />

sie diese Sprache an die Kinder weitergeben. Auch hier wird die Kenntnis<br />

des Plattdeutschen durch die Kinder als Vorteil (quasi als Zusatzqualifikation<br />

zur Schul- und Umgangssprache Hochdeutsch) gesehen. Und diese<br />

Qualifikation können die Kinder am besten von ihren Eltern erwerben<br />

(bei dem wenigen, was die Eltern noch als Qualifikation vermitteln können/dürfen,<br />

ist dies auch für die Eltern ein Gewinn).<br />

2.4. Schlußbemerkungen<br />

Die Befragungsergebnisse haben eine erstaunliche Identifikation der<br />

norddeutschen Küstenregion mit dem Plattdeutschen, die in einem schein-

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