Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen
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6. Skizze der Grundorientierung im Ausbildungsbereich<br />
„Niederdeutsche Regionalkultur“<br />
6.1. Welches ist die „Region“?<br />
Um „Regionalkultur“ näher bestimmen zu können, muss zuerst die „Region“<br />
festgelegt werden; da die Regionalkultur aber eine historische Dimension<br />
hat, kann eine solche Festlegung nicht allein aufgrund aktueller<br />
Verhältnisse erfolgen.<br />
- Die älteste Festlegung einer Kulturregion, die mit dem Weser-Gebiet<br />
assoziiert werden kann, bildet der sächsische Teilstamm der Ang(r)arii<br />
(Egern) an der mittleren Weser (vgl. Sanders, 1973: 32). Durch die kirchenpolitische<br />
Neuorganisation wurden die benachbarten Regionen<br />
Westfalen und Ostfalen den Erzbistümern Köln bzw. Mainz unterstellt.<br />
Das Zwischengebiet trat historisch (soweit Quellen vorliegen) in den<br />
Hintergrund, obwohl es ursprünglich die zentrale Region der sächsischen<br />
Stämme darstellte. Dieser große Kulturraum, der im Norden von<br />
den Dänen (Jüten), im Osten (an der Elbe) von den Slawen, im Westen<br />
von den Rheinfranken und Nordwesten von den Friesen begrenzt<br />
wurde, ist wohl das älteste regionale Substrat, das heute grob der Region<br />
des Nordniedersächsischen als Teilgebiet des Niederdeutschen<br />
entspricht. Im Norden (jenseits der Elbe) schlossen sich die Nordalbinger<br />
(Albingii Septentionales) an, die dem Kultur- und Sprachraum<br />
Schleswig-Holsteins entsprechen. <strong>Bremen</strong> lag schon an der Grenze<br />
zum Territorium der Friesen, die den Küstenraum und die Mündungsgebiete<br />
der großen Flüsse besiedelten.<br />
- Die Christianisierung, die von den Franken, besonders unter Karl dem<br />
Großen, intensiv und auch mit den Mitteln der Gewalt betrieben<br />
wurde, verschob die alten Regionen.<br />
Ursprünglich waren <strong>Bremen</strong> und Hamburg von den Erzbischofssitzen<br />
Köln bzw. Mainz abhängig. Im 9. Jh. erlangte das Erzbistum <strong>Bremen</strong>—<br />
Hamburg mit Sitz in <strong>Bremen</strong> seine Unabhängigkeit. 967 erhielt der Erzbischof<br />
von <strong>Bremen</strong> die volle gräfliche Gerichtsbarkeit und wurde damit<br />
ein Reichsfürst. Adalbert, Erzbischof von <strong>10</strong>43-<strong>10</strong>72, erweiterte das<br />
Territorium und strebte ein Patriarchat mit Kontrolle der skandinavischen<br />
Gebiete an. Die wechselvolle mittelalterliche Geschichte führte zu einer<br />
Umwandlung der Region. Die mittelalterliche Geographie der Region ist<br />
in Abbildung 7 dargestellt (vgl. Gläbe, 1961: 52).