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Rundbrief 2/2004 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit eV ...

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den Kiez offen zu legen und Erfahrungswissen der Kassenaktivenauszutauschen und für andere verfügbar zu machen.Die Erstellung einer Kiezkarte hat sich in unterschiedlichen Zusammenhängenals sehr wirkungsvolles Instrument der Mobilisierungund Beteiligung erwiesen. Als Medium der Öffentlichkeitsarbeit- ergänzt durch Fotomaterial oder „Spielgeld“ - sorgte dieKiezkarte im Schaufenster oder auf öffentlichen Veranstaltungenfür Aufsehen und machte plastisch, um was es bei der KiezAktiv-Kasse geht. Nicht zuletzt lernten sich die Kassenaktiven bei derErarbeitung auch ein bisschen besser kennen.Gute Erfahrungen haben die Berliner KiezAktivKassen mit der Auslageund Verteilung von einfachen Antragsformularen gemacht.Die Nutzung dieser Formulierungshilfen war aber nie Fördervoraussetzung.Um das Risiko der Sprachbarriere zu vermindernwurden in einem Fall sowohl Informationen als auch Antragsformularein die von MigrantInnen am häufigsten genutzten MuttersprachenübersetztUm den <strong>Arbeit</strong>saufwand möglichst gering zu halten, haben sichviele KiezAktivKassen dazu entschieden, den Antrag inklusiveProjektbeschreibung auf 1-2 Seiten zu begrenzen und mehrereAnträge zu sammeln, bis darüber in einer gemeinsamen Sitzungentschieden wurde. Es wurde auch in den meisten Fällen aufeine persönliche Vorstellung des Vorhabens durch die Antragstellendenverzichtet. Einige haben sich jedoch auch viel Zeit fürpersönliche Gespräche und Vor-Ort-Besuche genommen. ÖffentlicheBeratungstermine haben, wenn alle Antragsteller eingeladenwurden, zu hilfreichen Kontakten unter Kiezaktiven beigetragen.Antragstellung und Mittelvergabe organisierenAuch wenn im Stadtteil intensiv für die Antragstellung geworbenwird, dauert es in der Regel mehrere Wochen, bis die erstenAnträge bei der KiezAktivKasse eingehen. Deshalb sollte mit derWerbung und Ankündigung eines ersten Entscheidungsterminsnicht gewartet werden, bis alle Details der Förderkriterien oderder „Kiezgrenzen“ entschieden sind.Das Verfahren der Antragstellung soll keine bürokratischenHürden aufbauen und die Mittelvergabe sollte zeitnah erfolgen.So kann gewährleistet werden, dass der Kreis der Antragsteller/-innen nicht nur aus den üblichen „Akquisitionsprofis“ besteht.Eine klare Trennung zwischen Entscheidungsverfahren (durch dieKassenaktiven) und formaler Abwicklung der Förderung (Auszahlung,Abrechnung und Dokumentation durch die Gastorganisation)ist für das Funktionieren der KiezAktivKasse besondershilfreich..Erfahrungen austauschenZur Weiterentwicklung der KiezAktivKasse sollten nach einerangemessenen Laufzeit die am Programm beteiligtenKiezbewohner/-innen zu einem Erfahrungsaustausch eingeladenwerden. Hier können geförderte Aktivitäten vorgestellt, bisherErlebtes ausgetauscht und ausgewertet werden.Bestimmte Themen, zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit undFundraising, können aus der Nähe betrachtet und bei BedarfFragen geklärt, benötigtes Wissen vermittelt und Tipps gegebenwerden - und auch das gemeinsame Feiern sollte nicht zu kurzkommen.Erfolge feiernSehr positiv haben die Beteiligten in Berlin das Angebot zumErfahrungsaustausch aufgegriffen. Nach einigen Erfahrungen mitAntragstellungen und Mittelvergabe wurde dazu im Mai <strong>2004</strong>eine weitere KiezAktivKassen - Werkstatt durchgeführt.Der Schwerpunkt lag bei Erfahrungen und Anregungen derKassenaktiven. Außerdem wurden von einer PR-Fachkraft Informationenund Empfehlungen zur Öffentlichkeitsarbeit und zurWerbung von Partnern und Förderern vermittelt.Der von Michael Seberich moderierte Austausch machte folgendesdeutlich: Die Etablierung der Idee benötigt in der Regel einhalbes Jahr Vorlauf bis zur Umsetzung der ersten Projekte. EinStart im Winterhalbjahr ist deshalb günstiger als im Sommer• In der Anfangsphase macht es Sinn auch bereits bestehendeInitiativen zu fördern, um die Fördermöglichkeitbekannt zu machen. Später ist es sinnvoller neueInitiativen anzuregen ·• Wird der Kiez zu weitläufig definiert steigt der Organisationsaufwandüberproportional an und es besteht dieGefahr sich zu verzetteln.• In multikulturell geprägten Stadtteilen ist es sinnvoll, Infomaterialienin verschiedenen Sprachen zur Verfügungzu haben• Je mehr Menschen von einem Thema betroffen sindund sich bei einem Vorhaben einbringen können, destoleichter ist es zusätzliche Mittel für die Verwirklichung zuakquirieren• Aktivitäten zur Verkehrsberuhigung und zur Gestaltungbzw. Pflege öffentlicher Räume bzw. Freiflächen habensich als besonders wirkungsvoll erwiesen• Unerfahrene Kassenaktive benötigen Coaching, um dieBalance zwischen Autonomie der Jury und vorgegebenenFörderzielen zu entwickeln• Die Mitarbeit in der Jury bedarf der besonderen AnerkennungDie Einladung aller Beteiligten zu einem schmackhaften undreichhaltigen Buffet bildete einen angemessenen und gern angenommenenAbschluss der Pilotphase.PerspektivenAls wichtigste Erkenntnis aus der <strong>Arbeit</strong> der KiezAktivKassen wurdeimmer wieder formuliert, dass schon mit wenig Mitteln viel inBewegung gebracht werden kann. So bekam bei einer Befragungder Kassenaktiven das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzensehr gute Noten.Die Befragung ergab auch, dass niemand die Teilnahme bereuthat und fast alle sich erneut daran beteiligen würden. Auch wennin Bezug auf spezifische Wirkungen der geförderten Aktivitätennoch nicht viel ausgesagt werden konnte, außer, dass mit Sicherheitbestehendes Engagement gestärkt wurde, so waren sich dieBeteiligten doch mehrheitlich darüber einig, dass die Wirkungenfür den Stadtteil dauerhafter Natur sein werden.Neben der Motivation, sich für den Kiez zu engagieren spielt auchdas Knüpfen neuer Kontakte im Stadtteil eine wichtige Rolle beimEngagement in der KiezAktivKasse. Das von den Jurybeteiligtenselbst entwickelte Vergabeverfahren wurde einheitlich von allenals sinnvoll bezeichnet. Dies bestätigt die Herangehensweise derJugend- und Familienstiftung, diesbezüglich möglichst wenig<strong>eV</strong>orgaben zu machen.Interessant war die äußerst ausgewogene Mischung von Alteingesessenenund neu oder erst vor wenigen Jahren Zugezogenenin den Jurien. Rund die Hälfte der Beteiligten Kassenaktiven hättesich etwas mehr Unterstützung erhofft, vor allem im BereichInformation und Öffentlichkeitsarbeit sowie bei der Akquisitionvon weiteren Mitteln.In Einzelinterviews mit Kassenaktiven wurde aber auch deutlich,dass durch den Erfahrungsaustausch bereits viele Anregungen indie weitere <strong>Arbeit</strong> der Kiezaktivkassen eingeflossen sind oder zuweitergehenden Versuchen angeregt wurde.Als Konsequenz aus den guten Erfahrungen mit der Pilotphasehat die Jugend- und Familienstiftung beschlossen, das Förderprogrammzu verlängern und auf weitere Standorte auszudehnen.Die Bertelsmann-Stiftung hat sich darüber hinaus für eine Initiativezur Übertragung in andere Städte entschieden.Oliver Ginsberg(Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der JugendundFamilienstiftung einer ausführlicheren Projektdokumentationentnommen, die bei der JFSB - Kontaktadresse s.o. - zu beziehen ist)14

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