JahresthemaAbb. 1: Der Grundmechanismus bestehender TransferangeboteDie Effekte dieses institutionalisierten Technologietransfers bleiben jedoch weit hinter den Erwartungenzurück.• Einschätzungen zu Akzeptanz und Kompetenzen von Transferstellen an Universitäten falleneher negativ aus: „Das sehr breite Wissens- und Technologieangebot der Universitäten erschwerteine zielgerichtete Vermittlungs- und Verwertungsstrategie.“ 10• In einer Studie für Nordrhein-Westfalen wurden selbst traditionelle Leistungen der Uni-Transferstellen wie Herausgabe von FuE-Projekt-Dokumentationen oder -Datenbanken,Messebeteiligungen (Schaufensterfunktion) oder die Durchführung von Veranstaltungen kritischbeurteilt. 111011Vgl. Schmoch, U.; Licht, G.; Reinhard, M. (Hrsg.): Wissens- und Technologietransfer in Deutschland, Stuttgart 2000, S.346.Vgl. Elle, H.-D. et al.: Technologiezentren in Nordrhein-Westfalen – Ergebnisse einer Studie zu Entwicklung, Leistungenund Perspektiven, Düsseldorf 1997, S. 98 ff.16
Jahresthema• Technologietransferstellen an Universitäten haben „als Impulsgeber für die inhaltliche Ausrichtungder Forschungstätigkeit de facto keine Bedeutung.“ 12 Ihnen kommt bei Unternehmenals Informationsquellen für Innovationstätigkeiten nur ein sehr geringer Stellenwert zu.• Die Angebote des institutionalisierten Technologietransfers gehen weitgehend an den Bedarfender Unternehmen vorbei. Orientiert an den Technologieanbietern begnügt man sich mitder Bekanntgabe „fertiger“ Forschungsergebnisse. Angesichts dieses Anliegens ist dasTransfersystem selbst inzwischen derartig unübersichtlich geworden, dass Informationsvermittlungüber Informationsvermittler fast unumgänglich13wird.• Ernüchternd auch die Akzeptanz auf Seiten der Wissenschaft. Nach einer Untersuchung ander TU Dresden ist die Transferstelle mit ihrem Leistungsangebot zwar im Kreis der Wissenschaftlerzu zwei Dritteln bekannt, tatsächlich wird sie aber nur von vergleichsweise wenigenWissenschaftlern genutzt. 14Diese ernüchternde Bilanz ist als Indiz für die Fehleinschätzungen der den Innovationsprozessenzugrunde liegenden Mechanismen und der Unterschätzung der in solchen Prozessen auftretendenBarrieren zu werten:• Transfer lässt sich nicht auf die (informationsbasierte) Vermittlung einer bestehenden „Technologiehalde“aus der Wissenschaft in die Wirtschaft reduzieren. Die einfache betrieblicheÜbernahme von Technologie in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren ist der absoluteGrenzfall. Die erfolgreiche Umsetzung neuer Technologien in unterschiedlichen Anwendungsfeldernsetzt erhebliche Anpassungsentwicklungen und die Lösung umfangreicherIntegrationsprobleme bei Fertigungstechnologien, Personal- und Organisationsstrukturen,Kunden- und Zuliefersystemen – mithin die Überwindung komplexer Innovationsbarrieren –voraus. Fehleinschätzungen über die Aufnahmefähigkeit potentieller Kunden, die LeistungsundÜberzeugungsfähigkeit der Neuerungen selbst oder die Fähigkeit, die technologischenPotenziale im Unternehmen umzusetzen, führen zum Scheitern gefeierter Forschungsergebnisse.121314Schmoch, U.; Licht, G.; Reinhard, M. (Hrsg.): Wissens- und Technologietransfer in Deutschland, Stuttgart 2000, S. 347;vgl. hierzu auch Heidenreich, M.; Krauss, G.: Das baden-württembergische Produktions- und Innovationsregime:Zwischen vergangenen Erfolgen und neuen Herausforderungen, Arbeitspapier Nr. 54/1996 der Akademie fürTechnikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, S. 25 ff.Vgl. Staudt, E.; Krause, M.; Kerka, F.: Innovationsbarrieren und Transfermaßnahmen in der Mikrosystemtechnik – Eineempirische Analyse zum Stand der Diffusionsförderung, in: Staudt, E. (Hrsg.): Berichte aus der <strong>angewandte</strong>n Innovationsforschung,No. 168, Bochum 1997; Staudt, E.; Kriegesmann, B.; Krause, M.; Kerka, F.; Lewandowitz, T.: Innovationstransferfür kleine und mittlere Unternehmen – Eine Untersuchung am Beispiel des Handwerks im Ruhrgebiet, in: Staudt,E. (Hrsg.): Berichte aus der <strong>angewandte</strong>n Innovationsforschung, No. 144, Bochum 1996.Vgl. Meißner, D.: Technologietransfer von Universitäten – Kurzfassung, Dresdner Beiträge zur BetriebswirtschaftslehreNr. 20/99, Dresden 1999.17