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FRISCH eingekleidet<br />

Mobilkrane. 1964 hat die damalige Deutsche Bundespost die erste Parabol-Antenne der Erdfunkstelle<br />

Raisting (Bayern) in Betrieb genommen. Nach fast 50 Jahren war die Hülle der inzwischen zum<br />

Industriedenkmal gewordenen Anlage nun porös. Zum Wechsel der so genannten Radom-Haut waren<br />

vom Krandienstleister BKL zwei Liebherr-Mobilkrane, ein LTM 1400-7.1 und ein LTM 1100-4.2 vor Ort.<br />

Bei Inbetriebnahme der Anlage 1964<br />

musste die neue Technik noch mit<br />

einer kugelförmigen Traglufthalle,<br />

einem so genannten Radom, vor Wind<br />

und Wetter geschützt werden. Die Bezeichnung<br />

leitet sich aus dem Englischen<br />

„Radar Dome“ (Radarkuppel) ab. Nach<br />

fast 50 Jahren drohte das Kollabieren der<br />

porösen Hülle. Nähte waren undicht und<br />

ein Austauschen der Membran war dringend<br />

erforderlich, da nur ein leicht erhöhter<br />

Luftdruck im Inneren für die Stabilität<br />

der Kuppel sorgt.<br />

Bisherige Erfahrungen fehlten<br />

Es war ein zweitägiger, spannender Job,<br />

den hier Rainer Speich, Bereichsleiter<br />

Autokrane bei BKL, und seine Kranfahrer<br />

übernommen hatten. Denn nach Recherchen<br />

des Landkreises Weilheim als Bauherren<br />

war bisher noch nie die Hülle<br />

einer ähnlich großen Traglufthalle –<br />

das Radom hat einen Durchmesser<br />

von 48 m – mithilfe eines Kranes<br />

gewechselt worden.<br />

Auch Liebherr wurde früh in<br />

die Planungen mit einbezogen,<br />

musste doch die maximale<br />

Windstärke errechnet werden,<br />

bei der der 400-t-<br />

Mobilkran die Hülle mit<br />

rund 1000 m2 Windangriffsfläche<br />

und einem<br />

Gewicht von<br />

annähernd 16 t<br />

noch heben<br />

darf. Das<br />

Ergebnis war eine maximale Windgeschwindigkeit<br />

von 3 m/s. Also warteten<br />

am Tag der Demontage die Akteure und<br />

mit ihnen das zahlreich erschienene Publikum<br />

dann auch rund fünf Stunden auf<br />

nachlassenden Wind.<br />

Wind entscheidend<br />

Selbst die ausführenden Monteure betraten<br />

Neuland mit dem Tausch der fast<br />

kugelförmigen Hülle. „Betreten“ darf hier<br />

wörtlich genommen werden, denn zunächst<br />

wurden drei Arbeiter auf dem<br />

Scheitel der Kugelmembran abgesetzt, um<br />

eine Haltevorrichtung zum Anschlagen<br />

zu montieren. Gesichert am Mannkorb<br />

verschraubten die Männer eine Zehn-Eck-<br />

Metall-Konstruktion. Dafür wurden Löcher<br />

in die Membran gebohrt, um die<br />

Haut zwischen den eingeführten Metallwinkeln<br />

und der auf der Außenhaut liegenden<br />

Vorrichtung einzuspannen.<br />

Nach gut einer Stunde – die Windgeschwindigkeit<br />

musste beachtet werden –<br />

war es geschafft und der Klemmring war<br />

befestigt. Der Anemometer an der Auslegerspitze<br />

des Mobilkranes meldete sehr<br />

geringe Windgeschwindigkeiten nach<br />

unten in die Krankabine. Es konnte endlich<br />

losgehen. Nach der Lastaufnahme<br />

durch den LTM 1400-7.1 wurde die Membran<br />

entlang des Betonsockels aufgeschnitten.<br />

Keine zwei Minuten später<br />

war der Überdruck entwichen, hingen<br />

rund 5200 m2 Schutzhaut schlaff am<br />

Kranhaken, nur durch ein Mastgerüst<br />

vom empfindlichen Parabol-Spiegel auf<br />

Abstand gehalten. Wie ein Theater-Vorhang<br />

im Zeitlupentempo hob sich dann<br />

die Hülle und gab erstmals den Blick auf<br />

die mächtige Antennen-Konstruktion im<br />

Inneren frei.<br />

Beim Aufbau im Jahre 1963 wurde das<br />

Radom nämlich zunächst in leerem Zustand<br />

aufgeblasen. Danach wurden über<br />

große Luftdruckschleusen die einzelnen<br />

Elemente in die Traglufthalle verbracht.<br />

Mechanische Unterstützung<br />

Am nächsten Tag sah sich getäuscht, wer<br />

dachte, das Installieren der neuen Membran<br />

könnte rascher vonstatten gehen als<br />

der Abbau tags zuvor. Das Anbringen der<br />

Anschlagmittel war problemlos, da eigens<br />

eine kreisförmige Falte am Scheitel<br />

der Kugelhülle gefertigt worden war. Als<br />

die neue Schutzhaut über der Parabol-<br />

Antenne schwebte, wurden ein Dutzend<br />

Halteseile zu den Männern am Boden ab-<br />

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gelassen. Über Erdanker umgelenkt, wurden<br />

die Seile an den Anhängerkupplungen<br />

von Fahrzeugen befestigt und gespannt,<br />

nachdem man zunächst erfolglos<br />

versucht hatte, mit rund 30 Mann genügend<br />

Zugkraft zum Weiten der Öffnung<br />

zu erhalten.<br />

12/2010 K&H 19

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