Mythologie Titelblatt - Gymnasium Interlaken
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8 Sage, Mythos, Legende: Begriffsbestimmung<br />
3)<br />
Legende: Der heilige Christophorus<br />
Der Sänger<br />
Mythen und Mythendeutung<br />
Christophorus war Kananäer Er war riesengross und hatte ein furchterregendes Gesicht. Seine Grösse betrug<br />
zwölf Ellen. Wie in einigen Geschichten über ihn zu lesen ist, stand er einmal vor einem König der Kananäer, und<br />
da kam es ihm in den Sinn, den grössten König der Welt zu suchen, zu ihm zu gehen und bei ihm zu bleiben. Er<br />
kam also zu einem sehr grossen König, von dem es allgemein hiess, es gebe keinen grösseren König als ihn auf der<br />
Welt. Als dieser ihn sah, nahm er ihn gern auf und liess ihn an seinem Hofe bleiben. Eines Tages jedoch sang der<br />
Spielmann in Gegenwart des Königs sein Lied, in dem er häufig den Teufel erwähnte. Da der König aber an Chri-<br />
stus glaubte, schlug er jedesmal, wenn er den Namen des Teufels hörte, das Zeichen des Kreuzes vor seinem Ge-<br />
sicht. Als Christophorus dies sah, wunderte er sich sehr, warum der König dies tue und was ihm dieses Zeichen<br />
bedeute. Als er aber den König danach fragte und jener ihm dies nicht erklären wollte, entgegnete ihm Christopho-<br />
rus: “Wenn du mir dies nicht sagst, werde ich nicht länger bei dir bleiben.”<br />
Deshalb sprach der König gezwungenermassen zu ihm: “Jedesmal, wenn ich den Namen des Teufels nennen<br />
höre, schütze ich mich mit diesem Zeichen, weil ich fürchte, dass er Gewalt über mich bekommt und mir Schaden<br />
zufügt.”Ihm antwortete Christophorus: “Wenn du fürchtest, der Teufel könne dir Schaden zufügen, dann steht fest,<br />
dass er grösser und mächtiger ist als du, da du offensichtlich so grosse Angst vor ihm hast. Also habe ich mich ge-<br />
täuscht, als ich glaubte, den grössten und mächtigsten Herrn der Welt gefunden zu haben. Lebe nun wohl. Denn<br />
ich will den Teufel selbst suchen, um ihn mir zum Herrn zu wählen und sein Diener zu werden.”<br />
Im Dienste des Teufels<br />
Er verliess also jenen König und beeilte sich, den Teufel zu suchen. Als er aber durch eine einsame Gegend ging,<br />
sah er eine grosse Schar Soldaten. Einer von ihnen allerdings war ein wild und schrecklich aussehender Krieger. Er<br />
kam zu ihm und fragte ihn, wohin er denn wolle. Christophorus antwortete ihm: “Ich bin auf der Suche nach dem<br />
Herrn, dem Teufel, um in seine Dienste zu treten.” Jener antwortete ihm: “Ich bin es, den du suchst.” Christophorus<br />
freute sich, verpflichtete sich dazu, auf ewig dessen Diener zu sein, und nahm ihn als seinen Herrn an.<br />
Als sie nun zusammen weitergingen und auf ein an einer öffentlichen Strasse aufrecht stehendes Kreuz gestos-<br />
sen waren, erschrak der Teufel heftig, als er das Kreuz sah, und floh. Er verliess die Strasse und führte Christopho-<br />
rus über einen unwegsamen Pfad und liess ihn erst später wieder auf die Strasse zurückgehen. Als Christophorus<br />
das sah, wunderte er sich und fragte ihn, warum er sich so gefürchtet und die ebene Strasse verlassen habe und<br />
dann über den unwegsamen Pfad gegangen sei. Der Teufel wolle ihm dies auf keinen Fall erklären Da sprach Chris-<br />
tophorus: “Wenn du mir dies nicht erklärst, werde ich dich sofort verlassen. ” Da musste der Teufel nachgeben und<br />
sagte zu ihm: “Es wurde einmal ein Mensch, der heisst Christus, an ein Kreuz geschlagen. Wenn ich das Zeichen<br />
seines Kreuzes sehe, bekomme ich einen furchtbaren Schrecken und laufe voll Angst davon.” Christophorus “Ist<br />
also jener Christus grösser und mächtiger als du, dessen Zeichen du so sehr fürchtest? Vergeblich habe ich mich<br />
also bemüht und den grössten König der Welt noch nicht gefunden. Nun lebe wohl, denn ich will dich verlassen<br />
und Christus suchen.”<br />
Auf der Suche nach Christus<br />
Er war nun schon lange auf der Suche nach jemandem, der ihm über Christus etwas mitteilen könnte. Schliess-<br />
lich kam er zu einem Eremiten, der ihm von Christus predigte und ihn gewissenhaft im Glauben an den Herrn un-<br />
terwies. Der Einsiedler sagte zu Christophorus: “Der König, dem du dienen willst, verlangt als Beweis deines<br />
Gehorsams, dass du häufig fasten musst.” Darauf erwiderte Christophorus: “Er möge einen anderen Beweis meines<br />
Gehorsams fordern, denn das kann ich auf keinen Fall tun.” Darauf wieder der Einsiedler: “Du wirst auch oft zu<br />
ihm beten müssen.” Christophorus: “Ich weiss nicht, was das ist, ich kann ihm meinen Gehorsam auch hiermit nicht