thema - Immobilien Magazin
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Hintergrund Senioren<br />
Ein paar Verbände haben nun endlich Geld in die Hand genommen<br />
und TNS Emnid mit einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage<br />
unter Mietern und Eigentümern ab 50 Jahren beauftragt.<br />
Bereits in 15 Jahren wird ein Viertel der Privathaushalte in<br />
Deutschland Bewohner haben, die 70 Jahre und älter sind. Dies<br />
sind rund zehn Millionen Haushalte 70 plus. Doch altersgerechte<br />
Wohnungen sind noch immer Mangelware. Nach Schätzungen<br />
der Verbände müssten, um den Bedarf nach einem selbstbestimmten<br />
und sicheren Wohnen in den eigenen vier Wänden<br />
im Alter zu decken, pro Jahr rund 100.000 seniorengerechte<br />
Wohnungen durch Neubau oder Modernisierung geschaffen<br />
werden. Dies wären rund zwei Millionen altersgerechte Wohnungen<br />
bis 2025. Sie fordern daher die Politik auf, dringend<br />
mehr Anreize zu schaffen, damit private Investoren stärker in<br />
altersgerechten und bezahlbaren Wohnraum investieren.<br />
Hier ein paar Einblicke in die Studie: Wenn es um die bevorzugte<br />
Wohnform im Alter von 70 Jahren und älter geht, sind sich<br />
Mieter und Eigentümer einig: Zwei Drittel der Befragten bevorzugen<br />
ein eigenständiges Leben in einer gewöhnlichen Wohnung<br />
oder im Haus. 57 Prozent der Befragten würden jedoch<br />
nicht auf ein zusätzliches Hilfsangebot verzichten wollen. Nur<br />
ein Drittel möchte zwecks altersgerechten Wohnens umziehen.<br />
Jeder zweite Befragte würde stattdessen lieber die Wohnung<br />
oder das Haus umbauen. Allerdings würden über 80 Prozent der<br />
Befragten beim Verlust der Selbstständigkeit im Alter noch einmal<br />
umziehen. Das Alter spielt dabei eine untergeordnete Rolle.<br />
Wichtig für ein selbstständiges Leben im Alter ist die Möglichkeit,<br />
Hilfen im Haushalt und bei der Pflege in Anspruch nehmen<br />
zu können und Geschäfte, Ärzte und öffentliche Verkehrsmittel<br />
in unmittelbarerer Nähe – 95 Prozent bzw. 94 Prozent<br />
der Befragten erachten dies als wichtig. 84 Prozent stufen den<br />
Einbau von altersgerechten Techniken und Kommunikationsmitteln<br />
wie Hausnotruf oder Kommunikation mit Ärzten und<br />
Pflegern als wichtig ein. Ein barrierearmer Zugang zur Wohnung<br />
z. B. durch weniger Treppen oder den Einbau eines Fahrstuhls<br />
(82 Prozent) und bauliche Anpassungen in der Wohnung wie<br />
z. B. eine bodengleiche Dusche (81 Prozent) sind weitere wichtige<br />
Voraussetzungen. Auch Sicherheitsmaßnahmen wie z. B.<br />
eine Gegensprech- oder Alarmanlage spielen für 72 Prozent eine<br />
bedeutende Rolle – gerade Frauen fühlen sich damit wohler.<br />
Foto: iStock<br />
UnTErsTüTzUng bEi PflEgE UnD HAUsArbEiT<br />
Im Alter werden Hilfsangebote offenbar überaus gern in<br />
Anspruch genommen: Ganz oben auf der Präferenzliste steht<br />
die Hilfe bei der Pflege. Für 77 Prozent der Befragten wäre ein<br />
solches Angebot wichtig im Alter. Aber auch Hilfen bei der<br />
Hausarbeit (69 Prozent), bei kleineren Reparaturen (66 Prozent),<br />
bei Einkäufen (66 Prozent), bei Behördengängen (63<br />
Prozent), bei der Körperpflege (62 Prozent), bei Arztbesuchen<br />
(60 Prozent) sowie gemeinsame Unternehmungen (59 Prozent)<br />
sind besonders beliebt. Lediglich das bekannte „Essen<br />
auf Rädern“ ist weniger stark nachgefragt (34 Prozent). Interessant:<br />
Insbesondere der Hilfsbedarf bei der Hausarbeit nimmt<br />
ab 80 Jahren sprunghaft zu.<br />
Im Schnitt können die Befragten für Serviceleistungen oder<br />
altersgerechte bauliche Veränderungen 280 Euro monatlich<br />
aufbringen. Eigentümer haben mehr Ressourcen als Mieter –<br />
sie können im Schnitt 384 Euro aufbringen, während es bei<br />
Mietern lediglich 161 Euro sind. Mieter mit beispielsweise einem<br />
monatlichen Haushaltseinkommen von bis zu 1.500 Euro<br />
können zu ihren monatlichen Wohnkosten durchschnittlich<br />
fünf Prozent ihres Haushaltseinkommens für zusätzliche Serviceleistungen<br />
und bauliche Anpassungen aufwenden. Eigentümer<br />
hingegen durchschnittlich das Doppelte. Bei einem<br />
Haushaltseinkommen von über 1.500 Euro könnte ein Mietshaushalt<br />
bis zu 15 Prozent und ein Eigentümer bis zu 25 Prozent<br />
für zusätzliche Serviceleistungen aufbringen.<br />
Der Begriff „altersgerecht“ hat offenbar nicht die Stigmatisierung,<br />
die ihm immer zugeschrieben wird. Bei dem Angebot<br />
von seniorengerechtem Wohnraum setzen die Deutschen auf<br />
klassische Begriffe. Als „sicher“ (80 Prozent), „altersgerecht“<br />
(77 Prozent) und „individuell“ (75 Prozent) sollte eine Wohnung<br />
oder ein Haus angepriesen werden, damit sie/es Interesse<br />
weckt. Auch die Bezeichnung „barrierefreies bzw. -armes Wohnen“<br />
(72 Prozent) wird positiv bewertet. Begriffe wie „komfortables“<br />
oder „generationengerechtes“ (55 Prozent) Wohnen<br />
scheinen hingegen weniger greifbar für die Menschen zu sein<br />
und werden von deutlich weniger Befragten favorisiert.<br />
PoliTik isT gEforDErT, AnrEizE zU scHAffEn<br />
Warum eigentlich gibt es dann noch immer so wenig Wohnraum<br />
für diese Zielgruppe – wenn ohnehin die Bedürfnisse<br />
geklärt und der Bedarf hoch ist? Es fehlt an wirtschaftlichem<br />
Anreiz. Daher auch die Forderung der deutschen Verbände –<br />
der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der<br />
Bundesverband Freier <strong>Immobilien</strong>- und Wohnungsunternehmen<br />
(BFW), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und<br />
Wohnungsbau (DGfM) sowie der Deutsche Mieterbund (DMB)<br />
– an die Politik, sie müsse mehr Anreize schaffen, damit private<br />
Unternehmen in bezahlbaren altersgerechten Wohnraum<br />
investieren (siehe Kasten).<br />
DAs kAnn so nicHT wEiTErgEHEn!<br />
Die deutschen Verbände hauen auf den tisch. Sie haben<br />
sich zusammengeschlossen um mit vereinten Kräften die<br />
Politik dazu zu bringen, mehr Anreize für altersgerechtes<br />
Wohnen zu schaffen.<br />
„Wir brauchen deutlich mehr Wohnungsneubau, insbesondere<br />
neue barrierearme oder barrierefreie Wohnungen. Anreize<br />
zum Bau und eine verbesserte öffentliche Förderung<br />
sind unverzichtbar. Das gilt genauso für entsprechende modernisierungen<br />
der Wohnungsbestände.“<br />
LukAs siebenkOtten, direktor des deutschen Mieterbundes<br />
(dMb)<br />
„es kann nicht sein, dass die Schere zwischen Aufgabe und<br />
Unterstützung immer größer wird. Wir brauchen einen mix<br />
aus Förderung und Anreizen. Das KfW-Programm ‚Altersgerecht<br />
umbauen‘ muss auch nach 2011 fortgeführt werden.<br />
Gleichzeitig sind insbesondere bessere steuerliche rahmenbedingungen<br />
für den altersgerechten Umbau und den<br />
neubau wichtig – allen voran die einführung einer richtig<br />
bemessenen Abschreibung für Gebäude in Höhe von vier<br />
Prozent.“<br />
WALter rAscH, Präsident des bFW bundesverband Freier<br />
immobilien- und Wohnungsunternehmen e. V.<br />
„Auch wenn der Hausbesitzer üblicherweise sanieren würde,<br />
kann im einzelfall ein Abriss und ersatzneubau eines<br />
Wohngebäudes die wirtschaftlichere und hochwertigere<br />
lösung sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn neben<br />
der altersgerechten Anpassung des Wohnraums auch eine<br />
energetische Verbesserung geschaffen werden soll. Denn<br />
bei der Kombination von energetischen und altersgerechten<br />
Sanierungsmaßnahmen wird bei einigen Gebäuden neubaukostenniveau<br />
erreicht oder sogar überschritten, ohne<br />
dass neubauqualität erreicht werden kann.“<br />
HAns geOrg Leuck, Vorsitzender der deutschen gesellschaft<br />
für Mauerwerks- und Wohnungsbau e. V.<br />
„Wir müssen schon heute alles daran setzen, mit jeder neu<br />
gebauten Wohnung qualitativ auf die Anforderung in 15<br />
Jahren zu reagieren – in den Förderbedingungen und bei<br />
den investitionsanreizen. nur dann wird es uns gelingen,<br />
rechtzeitig die Qualität dem markt zur Verfügung zu stellen,<br />
die älteren menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes<br />
Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Und damit<br />
erheblich zur entlastung der Sozialsysteme beiträgt.“<br />
steFAn tHurn, Präsident des bundesverbands deutscher<br />
baustoff-Fachhandel e. V.<br />
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