Das Buch - 10 Jahre AG (PDF) - Académie Galan
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KAROLIN LEITERMANN<br />
Kiosk<br />
2007 habe ich auf Reisen durch China und Japan, aber auch in verschiedensten<br />
europäischen Städten begonnen Marktstände, Imbissbuden,<br />
Fast-Food-Häuschen – kurz: Kioske – zu fotografieren und davon<br />
ein Archiv aus mehreren hundert digitalen Fotografien anzulegen.<br />
Dabei interessierte mich weniger die genuine Funktion des Kiosks<br />
als vielmehr seine universelle Formsprache – die gleichwohl aus der<br />
Funktion hervorgeht. Bereits bei der Verwendung des Ausdrucks „Kiosk“<br />
selbst fiel mir auf, dass das Wort von Nordeuropa bis Südostasien<br />
gemeinhin verständlich ist. Wenn ich auch feststellen musste, dass<br />
viele Menschen einen engeren Begriff des Kiosks vertraten – gemeint<br />
war hier meist der typische Zeitungs- und Zigaretten bzw. Bahnhofskiosk<br />
– schloss ich in meinem Verständnis von Kiosk nahezu alle Formen<br />
von Verkaufsständen ein. Elementar dafür ist lediglich, dass alle diese<br />
Kioske Phänomene von temporärer und urbaner Architektur sind.<br />
Sprich: sie bestehen wie Marktstände nur für einen (Wochen-)Tag oder<br />
wie Imbissbuden sind sie häufig „genau so schnell wieder weg, wie sie<br />
auftauchen“. Letzteres freilich häufig aufgrund prekärer wirtschaftlicher<br />
Verhältnisse, die in meiner Auseinandersetzung mit dem Kiosk aber<br />
keine bzw. nur eine geringe Rolle spielen. Vielmehr interessiert mich<br />
am Kiosk als urbanes Phänomen der Umstand, dass er Zwischenräume<br />
schafft und fühlbar macht. Sei es die Marktbude, die dem Markt-Platz<br />
ja erst seinen Sinn gibt, ihn aber auch seiner Form als offener, von Gebäuden<br />
unberührten Raum beraubt, sei es die Gemüsebude, die sich<br />
in die duch ein Abrisshaus entstandene Lücke zwischen zwei Häuser<br />
fügt, sei es der Asiaimbiss am Rand der Fußgängerzone, der wenige<br />
Wochen später einem 1-Euro-Shop Platz macht.<br />
Alle diese Kioske verbindet jedoch eine ganz eigene Form, die sie von<br />
„fester“ Architektur unterscheidet. Ebenso wie der Umstand, dass ein<br />
Kiosk in einem Dorf – in einer homogen gewachsenen Dorfstruktur mit<br />
Tante-Emma-Laden – gewöhnlich nicht vorzufinden ist. Der Kiosk tritt<br />
quasi nur als „Beiwerk“ einer heterogenen und schnelllebigen Stadtentwicklung<br />
auf.<br />
Meine Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Kiosk schließt mittlerweile<br />
drei dem Kiosk in <strong>Galan</strong> vorausgehende Objekte ein. Wobei der