Das Buch - 10 Jahre AG (PDF) - Académie Galan
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Eine über die Kritik an den Bedingungen des Systems maßlos hinausgehende<br />
Kritik zu üben, indem man etwas als Kunstwerk behauptet,<br />
was nicht so aussieht, sondern nur ein solches wird, weil es so genannt<br />
wird. Mit JDs Begriffswahl der Dekonstruktion für die Überschreitung<br />
oder Überforderung der Diskursgrenzen kann ich durchaus<br />
einverstanden sein, will das aber jetzt nicht weiter verfolgen, sondern<br />
gehe weiter zurück: in der antiken Philosophie nannte man diese Art<br />
der Kritik Kynismus. „Mit der Untersuchung dieses Begriffs steht die<br />
öffentliche Manifestation des Wahren nicht mehr einfach nur im Zeichen<br />
eines Hervorbringens von riskanten Werken, sondern erscheint<br />
in der Dichte einer Existenz, die durch das Erfordernis der Wahrheit<br />
dramatische Züge annimmt. Der Kynismus verweist nicht auf die Verachtung<br />
von Werten oder auf kalte und eigensüchtige Berechnung.<br />
Durch das Zurückblicken auf die kynische Schule der Alten soll die<br />
skandalöse Inszenierung des Wahren in einem anderen, sich absetzenden,<br />
provozierenden Leben gedanklich durchdringbar werden.<br />
Was ist das wahre Leben? Und warum lässt sich ein wahres Leben<br />
nur als anderes Leben verwirklichen?(MF)“<br />
Indem ich selbst noch danach suchend unterwegs bin, möchte ich<br />
gleichzeitig in gebotener Zurückhaltung vorschlagen, die Führung des<br />
eigenen Lebens, wenn man Künstler ist oder werden möchte, nach<br />
ästhetischen Kriterien zu versuchen. Einen Lebensstil zu finden, den<br />
ich Künstlerleben nennen möchte. Eine Lebensform des „verfemten<br />
Künstlers“ nicht nur zu führen, sondern es auch mit riskanten Worten<br />
selbst zu bezeichnen: Der Wille zur Wahrheit ist verbunden mit der<br />
Bereitschaft, sein Leben zu verändern. Zugegeben, eine aktivistische<br />
Lebensform, die man ebenso bei den so genannten philosophischen<br />
Helden finden kann. „Eine kynische Existenzweise“, sagt MF in seiner<br />
Genealogie des verfemten Künstlers, „in deren Kern die von der<br />
Wahrheit lebende Existenzform des Skandals auszumachen ist. Würde<br />
man darüber übereinkommen können, das Thema des Lebens als<br />
Skandal der Wahrheit oder des Lebensstils, der Lebensform, als Ort<br />
des Hervortretens der Wahrheit aufzufassen...“, könnte man die Idee<br />
klarer verfolgen, die Bedingungen des Lebens mit denen der Kunst,<br />
der künstlerischen Arbeit, nicht nur zu vergleichen, sondern den Ver-