Das Buch - 10 Jahre AG (PDF) - Académie Galan
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CHRISTIANE FICHTNER<br />
Notizen einer langsamen Bewegung<br />
Im Hochsommer 2003 fährt eine Frau mit einem Trecker Marke Hanomag,<br />
Baujahr 1962, die 1500 Kilometer von Bremen bis zu dem Ort <strong>Galan</strong><br />
nahe Toulouse in Südfrankreich im Fünfzehnkilometertempo. Sie<br />
hat einen wohnlich eingerichteten Bauwagen im Schlepp, in dem sie<br />
arbeiten, essen und schlafen kann. Sie benutzt ausschließlich kleine<br />
Nebenstrassen, leistet Schwerarbeit an der altmodischen Schaltung<br />
des Oldtimers unter der sengenden Hitze des heißesten europäischen<br />
Sommers seit Jahrzehnten. Mit ihrem elf Meter langen Gespann steht<br />
sie nicht selten als Verkehrshindernis in der Welt, muss manchmal<br />
riskante Wendemanöver unternehmen. Die Reise dauert einen Monat.<br />
<strong>Das</strong> sind die Fakten.<br />
Es ist eine abenteuerliche und strapaziöse Reise,<br />
wie sie einige wagemutige Frauen in den ersten<br />
Dekaden des 20. Jahrhunderts in ferne Länder<br />
und ebenfalls meist im Alleingang unternahmen,<br />
und wie sei heute im Zeichen des globalen Tourismus<br />
kaum mehr möglich ist. Derart langsames<br />
und beschwerliches Reisen, ganz auf sich selbst<br />
gestellt, ist im Zeitalter von Hochgeschwindigkeitszügen<br />
und Ferienclubs ein Anachronismus,<br />
der ein besonderes Erfahrungspotential enthält.<br />
Für Christiane Fichtner ist das allerdings weit<br />
mehr als nur eine Bewährungsprobe ihrer Planungsfähigkeit<br />
und Ausdauer. Die Erfahrung<br />
einer langsamen Bewegung durch den Raum,<br />
der Ortlosigkeit, der Einsamkeit, des Ausgesetztseins<br />
in einer von der Sonne versengten Landschaft, der Angst und<br />
schließlich der Konfrontation mit sich selbst sind in (..einem)<strong>Buch</strong><br />
nicht nur dokumentiert, sondern künstlerisch verarbeitet….<br />
Natascha Würzbach, Köln<br />
Aus „Notizen einer langsamen Bewegung“ von Christiane Fichtner