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30 F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN SCIENTIA HALENSIS 2/10 (Fach-)Literaturfabrik Universität Lese-Empfehlungen querbeet N EUES VOM HASSELPOGG Alle Jahre wieder quaken sie. Im April. Ganz gleich, ob der Laie (regional bedingt) Baum-, Hecken- oder Laubfrosch, Laubkleber, Wetterfrosch oder -prophet oder hoch im deutschen Norden Haselpogg sagt – der Wissenschaftler nennt die sympathischen Tiere Hyla arborea. Wer diese Spezies mit ihren zahlreichen Gattungen und Hunderten von Arten erforschen will, kann fast weltweit unterwegs sein; nur in Zentral- und Südafrika sowie in Teilen Südostasiens kommen sie nicht vor. PD Dr. Wolf-Rüdiger Große vom Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität, Leiter der Arbeitsgruppe Spezielle Zoologie und der Zoologischen Sammlungen, zählt zu den international renommierten Experten der Hylidenforschung. Jüngst erschienen erneut zwei Bücher von ihm, die sowohl in der einschlägigen Fachliteratur ihren Platz finden, für Biologiestudenten auf der Lektüreliste stehen als auch manchem Naturfreund zur besseren Orientierung dienen werden. Die Monografie „Der Laubfrosch“ kam schon zum zweiten Mal (zuerst 1994) in der Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“ heraus; als Band 27 der Frankfurter Beiträge zur Naturkunde erschien, mit wunderschönen Fotos ausgestattet, die umfassende Darstellung „Laubfrösche. Europa – Mittelmeerregion – Kleinasien“. Große beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit seinen Lieblingsamphibien. Schon in der Jugend begeisterter Terrarianer, betreibt er Freilandforschungen vor allem in den Auwaldgebieten zwischen Halle und Leipzig im Sinne des Biotop- und Artenschutzes. In den zurückliegenden 40 Jahren publizierte er über 300 wissenschaftliche Beiträge in Büchern und Zeitschriften. Seine Studenten motiviert er in den Fachpraktika zur Amphibienkunde jedes Frühjahr neu für die weit über Halle hinaus bekannten Krötenschutzaktionen an den Kreuzerteichen und im Amselgrund. Denn vom steten Rückgang der Laubfroschbestände ist er wie alle Herpetologen alarmiert und engagiert sich deshalb intensiv im Natur- und Umweltschutz. Margarete Wein � Wolf-Rüdiger Große Laubfrösche. Europa � Mittelmeerregion � Kleinasien, Edition Chimaira, Frankfurt am Main 2009, 288 Seiten, mit über 200 Farbfotos, Karten, Grafiken, Tabellen und einer ausführlichen Bibliografie, 39,80 Euro, ISBN: 978-3-930612-81-9 � Wolf-Rüdiger Grosse Der Laubfrosch. Hyla arborea, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Die Neue Brehm-Bücherei, Band 615, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2009, 236 Seiten, mit 102 Abbildungen, 16 Tabellen, 1 S/W- und 4 Farbtafeln, 29,95 Euro, ISBN: 978-3-89432-407-0 Webcode SH-868 unter www.uni-halle.de/webcode Langfassung der Rezension
C AROLINEN, DOROTHEEN, LUISEN ⁄ … auch Annen und Julianen en masse – so hieß man eben als Frau im 18. Jahrhundert und war’s zufrieden. Protest jedoch forderten die damals vielen aufgezwungenen Lebensumstände heraus. Der (100.!) internationale Frau- S O ROMANTISCH � UND DOCH KRIMINELL! „TatortOst“ kennt kein Tabu; nicht einmal vor Reformation und Romantik macht die Reihe halt. So avancieren selbst Luther und Eichendorff in historischen Krimis zu Hauptakteuren. Wie der mitteldeutsche Reformator taucht entag ist gerade vorbei, der Muttertag steht vor der Tür, und man staunt, wie modern manche Ideale von Frauen vor zwei oder drei Jahrhunderten schon waren. Und darüber, dass ein Kompendium wie dieses erst jetzt zusammengestellt worden ist. Doch besser spät als nie! Das Resultat – Band 4 der vom Kultusministerium des Landes geförderten Reihe „Sachsen-Anhalt im 18. Jahrhundert“ und zugleich offizieller Katalog zum Themenjahr 2008 – ist ein wunderbares Buch, mit dem interessierte Leser niemals fertig werden. Leserinnen erst recht nicht. Sowohl die Aufzählung der hier porträtierten Frauen wie die der Autoren – das Inhaltsverzeichnis mit seinen in der Mehrzahl der Fälle Neugier weckenden Titeln und Untertiteln – verspricht eine spannende und interessante Lektüre, die an historischen Details und kritischen Betrachtungen (deren einige man durchaus auf die Gegenwart übertragen darf oder gar muss) wenig zu wünschen übrig lässt. „Wo ist das glückliche Land, in dem ein milder Genius die Blüten des weiblichen Geistes pflegt?“ fragte Louise von Anhalt- Dessau 1801 ihr Tagebuch. Ob ihr heutige Blogger eine Antwort geben könnten? Als Teil der seit 2003 wirkenden Landesinitiative „Sachsen-Anhalt im 18. Jahrhundert“ war das Jahr 2008 den „Frauen im 18. Jahrhundert“ gewidmet. Museen und andere kulturelle Ein- auch der schlesische Adelsspross nicht zum ersten Mal im neuen Mitteldeutschen Verlag auf. Nach der gediegenen, autobiografisch orientierten Edition 2007 – „Joseph von Eichendorff. Halle, Harz und Heidelberg“, herausgegeben von Heidi Ritter und Eva Scherf (s. scientia halensis 1/08, S. 33) – nunmehr die „Folgen einer Landpartie“. Andere aber als der fast anzüglich anmutende Titel suggeriert. Hier schreibt ein hallescher Student über das hallesche Studentenleben. Allerdings liegen über zweihundert Jahre zwischen Beschreibung und Beschriebenem! Der gegenwärtige Autor (27) studiert Literatur und Geschichte in Halle und Leipzig; der unvergangene Freiherr und Held des Romans (damals 17) widmete sich an der Alma mater halensis neben der Jurisprudenz einem halben Dutzend anderer Fächer und – den üblichen studentischen Vergnügungen. Dazu zählten Theaterbesuche in Goethes Theater im nahen Bad Lauchstädt oder im Merseburger Schlossgartensalon. Bei einer solchen Gelegenheit begegnet er einer rätselhaften Rothaarigen zum ersten Mal. Näherer Bekanntschaft scheint nichts im Weg zu stehen, sie stammt gleich ihm aus gutem Haus. Zudem ist Undine von Botfelds Bruder Heinrich, Gutsherr in Geusau, sein Kommilitone an der halleschen Universität. Dann jedoch kommt es dick. Begleitet von seinem treuen Diener und Freund Jakob SCIENTIA HALENSIS 2/10 richtungen brachten sich mit über 300 Veranstaltungen ein: Ausstellungen, Führungen, Lesungen, Konzerte, wissenschaftliche Tagungen etc. pp. Auch die Universitäten des Landes waren mit verschiedenen Projekten dabei. In Halle beteiligten sich außerdem die Franckeschen Stiftungen, das Händelhaus und das Stadtmuseum mit großem Engagement. Seitens der Uni sind – neben der Zentralen Kustodie – mehrere Institute und interdisziplinäre Zentren vertreten. Die faktenreichen Texte sind von vielen Faksimiles, Fotos, Gemälden und Kupferstichen illustriert, so dass die Vergangenheit auf eindrucksvolle Weise lebendig wird und wir die vorgestellten „Weibsbilder“ an ihren diversen „FrauenOrten“ leibhaftig vor uns sehen. Margarete Wein � Thomas Weiss (Hg.) Frauen im 18. Jahrhundert. Entdeckungen zu Lebensbildern in Museen und Archiven in Sachsen-Anhalt, unter Mitarbeit von Katrin Dziekan und Ingo Pfeifer, Halle 2009, 368 Seiten, viele Abbildungen, 25,00 Euro, ISBN 978-3-89812-648-9 Webcode SH-867 Langfassung der Rezension Schöpp, folgt Eichendorff einer Einladung zur Entenjagd in Geusau. Bei der Rückkehr erwartet die Jagdgesellschaft die Nachricht, Botfelds Kammerdiener habe sich aufgehängt. Das mag der Gast nicht glauben. Vor allem nicht, weil Michael Thiel verliebt war (wie er selbst). So setzt es sich Eichendorff in den Kopf, ein Verbrechen aufzuklären. Umso mehr, nachdem es einen zweiten Toten – womöglich den Mörder des ersten? – auf Gut Geusau gibt … Nicht nur die spannende Handlung (Restzweifel bleiben bis zum Schluss) lohnt die Lektüre. Mindestens ebenso interessant sind die Einblicke in den städtischen und studentischen Alltag jener Zeit, inklusive anschaulicher Lokalinformationen und stimmiger Personenporträts. Alles Ergebnisse genauer Recherchen des Autors, der überdies bereits eine Fortsetzung zu seinem Debüt geschrieben hat. Margarete Wein � Bernhard Spring Folgen einer Landpartie. Ein historischer Halle-Krimi, Halle 2010, 166 Seiten, 9,90 Euro, ISBN 978-3-89812-681-6 Webcode SH-869 unter www.uni-halle.de/webcode Langfassung der Rezension 31 F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN
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