03.12.2012 Aufrufe

Uni-Magazin 02_2010.indd

Uni-Magazin 02_2010.indd

Uni-Magazin 02_2010.indd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Halles größter Medizin-Mann<br />

Zum 350. Geburtstag von Friedrich Hoffmann<br />

J ÜRGEN HELM<br />

Am 19. Februar 2010 jährte sich der Geburtstag von Professor Friedrich Hoffmann zum 350.<br />

Mal. Hoffmann war einer der bekanntesten europäischen Mediziner in der ersten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts. Gemeinsam mit Georg Ernst Stahl gründete er die hallesche Medizinische Fakultät.<br />

Bis heute bleibt Hoffmanns akademische Karriere an der MLU unerreicht. 48 Mal war er<br />

Dekan der Medizinischen Fakultät, fünfmal Dekan der Philosophischen Fakultät und ebenso oft<br />

Prorektor. Unter anderem Hoffmanns Denken bereitete den Weg für die technische Sicht auf den<br />

menschlichen Organismus, welche die moderne Medizin heute prägt.<br />

Links der berühmte Mediziner, rechts seine berühmte Medizin. Das Hoffmann-Porträt stammt aus der Vitrinenausstellung<br />

der <strong>Uni</strong>versitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (Schabkunstblatt von Johann Jakob Haid<br />

nach einem Gemälde von Antoine Pesne). Foto rechts: Maike Glöckner<br />

Hoffmann wurde in Halle geboren und ist auf<br />

dem Stadtgottesacker beerdigt. Er studierte an<br />

der <strong>Uni</strong>versität Jena, wo er 1681 zum Dr. med.<br />

promoviert wurde. Nach kurzer Lehrtätigkeit<br />

praktizierte er als Arzt in Minden und Halberstadt.<br />

Im Jahr 1693 wurde der Mediziner<br />

vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich<br />

III. auf die erste Professur für Medizin an der<br />

neu gegründeten <strong>Uni</strong>versität Halle berufen.<br />

Hier las er über Anatomie, Chirurgie, Therapie,<br />

Physik sowie Chemie und erwies sich als<br />

sehr erfolgreicher akademischer Lehrer, der<br />

zahlreiche Studenten nach Halle zog. Unter<br />

seiner und Professor Stahls Leitung wurde die<br />

hallesche Medizinische Fakultät an der Wende<br />

zum 18. Jahrhundert zur führenden deutschen<br />

Ausbildungsstätte für akademische Ärzte.<br />

In seinen Hauptwerken präsentierte sich der<br />

Hallenser als konsequenter Vertreter einer<br />

medizinischen Richtung, die im Anschluss<br />

an Descartes‘ mechanische Naturphilosophie<br />

die Funktionen des menschlichen Körpers<br />

ausschließlich mit Grundsätzen der Mechanik<br />

zu erklären versuchte. Der menschliche Körper<br />

galt als eine kunstvoll zusammengesetzte<br />

Maschine, deren einzelne Bestandteile sich so<br />

bewegten, wie es sich aus ihrer Form, Größe,<br />

Lage und ihrem Zusammenwirken ergab.<br />

Krankheiten fasste Hoffmann als Störungen<br />

in den normalen Bewegungen der festen und<br />

flüssigen Teile des Körpers auf. Aufgabe des<br />

Arztes war es demzufolge, dem Organismus<br />

zu einer Normalisierung der Bewegungsabläufe<br />

zu verhelfen. Hoffmanns Therapie war<br />

zurückhaltend und mild: Im Wesentlichen<br />

bestand sie in diätetischen Maßnahmen und<br />

in der Verschreibung einfacher Medikamente.<br />

Als „Hoffmannstropfen“ sehr bekannt geworden<br />

ist das von Hoffmann entwickelte und<br />

verkaufte Schmerzmittel, der so genannte Liquor<br />

anodynus mineralis.<br />

■<br />

SCIENTIA HALENSIS 2/10<br />

Festkonzert<br />

Am 24. April veranstaltet das Orchester der<br />

Medizinischen Fakultät in der Museumsnacht<br />

zu Ehren Hoffmanns ein Festkonzert in der Aula<br />

der MLU. Noch bis zum Juni ist in der <strong>Uni</strong>versitäts-<br />

und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt<br />

(ULB) zudem eine Vitrinenausstellung zu sehen,<br />

die das Wirken des Arztes, Wissenschaftlers<br />

und Gelehrten skizziert. Voraussichtlich im Juni<br />

wandert die Schau dann in das <strong>Uni</strong>versitätsklinikum<br />

Halle.<br />

Symposium<br />

Friedrich Hoffmann steht neben weiteren<br />

berühmten halleschen Gelehrten der Heilkunst<br />

auch im Mittelpunkt eines wissenschaftlichkünstlerischen<br />

Symposiums auf dem Templerhof<br />

Gut Mücheln (bei Wettin). Der Verein<br />

Freunde Templerhof Gut Mücheln veranstaltet<br />

das Symposium, das durch das Engagement und<br />

die Mitwirkung einiger Professoren der MLU,<br />

vorwiegend aus der Medizinischen Fakultät,<br />

getragen wird. Das Programm widmet sich auch<br />

so herausragenden Medizinerpersönlichkeiten<br />

wie Johann Christian Reil, Meckel dem Jüngeren,<br />

Richard von Volkmann und Ernst Kromayer.<br />

Interessenten sind dazu am 19. Juni 2010,<br />

um 14 Uhr, herzlich eingeladen. Anmeldung<br />

erforderlich bei Achim Lipp, unter achim.lipp@<br />

gmx.de.<br />

Akademische Ehrung<br />

Mit einer Dosis Hoffmannstropfen und einem<br />

Festvortrag gedachte die MLU einem ihrer<br />

größten Mediziner Ende Februar im Historischen<br />

Sessionssaal der <strong>Uni</strong>versität. Zwischen großformatigem<br />

Hoffmann-Porträt zur Linken und<br />

Hoffmann-Gipsbüste zur Rechten hob Rektor<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Wulf Diepenbrock in seinem<br />

Grußwort die überragende Bedeutung des<br />

Gelehrten für die hallesche <strong>Uni</strong>versität und die<br />

Medizin hervor.<br />

Im Festvortrag schlug Dr. Jürgen Helm den<br />

Bogen von Hoffmans Zeiten zur modernen<br />

Medizin. Er sprach über ein Problem, welches<br />

Mediziner bis heute umtreibt: Wie lässt sich<br />

medizinische Gewissheit gewinnen? Für eine<br />

gelungene Geburtstagsüberraschung sorgte im<br />

Anschluss Prof. Dr. Hans-Herbert Haase. Der<br />

Inhaber der Mohren-Apotheke schenkte allen<br />

Gästen Hoffmanns-Tropfen. Die Arznei aus zwei<br />

Dritteln Alkohol und einem Drittel aus Äther<br />

kann bei Schwächeanfällen, Ohnmachten oder<br />

Krämpfen helfen.<br />

Webcode<br />

SH-866 unter www.uni-halle.de/webcode<br />

Mehr zum Symposium<br />

35<br />

P ERSONALIA

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!