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2007 Weihnachten - Nikolaus - Cusanus - Haus

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22<strong>Haus</strong>zeitungDas Märchen von der AngstEs war einmal ein junger Bursche, gesund und gerade gewachsen, mit klugem Kopfund tüchtigen Händen. Aber er wurde doch im ganzen Dorf gehänselt und verspottet,weil er – immer wieder ein Hasenfuß – vor so vielen Dingen oder MenschenAngst hatte. Die ließ ihn bleich werden, seine Hände kraftlos, den Kopf leer. Er fingzu zittern an, trotz aller Scham vor dem Gelächter der anderen.Der Junge arbeitete bei einem Schmied und machte seine Arbeit gut. Aber kam einBauer und sagte grinsend zu ihm: „Pass auf, dies Pferd ist besonders gefährlich!“ –war er oft nicht fähig, seine Arbeit zu tun. Und er lief gar einmal vor den anderenBurschen davon, die ihn zu schlagen drohten, um ihm die Angst auszutreiben.Eines Abends saß der Junge ganz traurig draußen bei einem Schafhirten, weitab vomDorf, und meinte: „Wenn ich doch bloß etwas wüsste, das mir armem Menschennoch helfen könnte“... Der alte Hirte sah ihn lange aufmerksam und schweigend an,legte dann seine Pfeife zur Seite und griff nach einem Stein, der geheimnisvollglitzernd neben ihm im Grase lag. „Schau dir den an, mein Junge, siehst du dasgeheimnisvolle Feuer in ihm? Weißt du, welche Kraft und Härte so ein Stein hat?Du vertrautest mir immer, glaube mir auch diesmal. Stecke ihn ein, und du wirst esspüren: wenn die Angst wieder in dir aufkommen will, wie seine Härte und Kraftauf dich übergehen. Behalte ihn in deiner Tasche, und du sollst bald merken, dass dukeine Angst mehr bekommen oder schnell mit ihr fertig werden wirst.Zögernd steckte der Junge den Stein in die Tasche, dankte höflich und wollte gehen.Der Schäfer hatte unbemerkt ein glühendes Scheit Holz an das Rad seines Karrensgeschoben, unter dem er lag, und plötzlich schlugen die Flammen am Rad in dieHöhe. „Vorsicht!“ schrie der Bursche und sprang geschwind auf die Füße, „deinKarren brennt!“ Gelassen blieb der Schafhirt sitzen und sah den Jungen ruhig an.„Gewiss, er kann bald auf mich fallen, aber du hast ja jetzt den Stein!“Nur noch einen Augenblick stand der Junge wie erstarrt, fühlte die ruhigen Augendes Schäfers fest auf sich gerichtet, den Stein in seiner Tasche, – schon sprang er vorund riss den Alten unter dem Karren hervor, der kurz danach auf der einen Seitezusammenbrach. Sie löschten beide, so gut es ging. „Morgen beschlägst du mir einneues Rad als Bezahlung für den Stein“, meinte der Schafhirt. Erstaunt sah derJunge auf den Stein in seiner Hand und begann fröhlich zu lachen: „Das mache ich,da habe ich billig ein Wunder bekommen.“ Der Schäfer lächelte ihm nach, als erdavonlief, dem Dorfe zu.

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