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Jahresbericht 2007 des NLWKN - Niedersächsischer Landesbetrieb ...

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38Arzneimittel sind nochlange in unserenFlüssen nachweisbarVon Dr. Dieter SteffenEin wichtiger Aspekt <strong>des</strong> Gewässerschutzesbesteht darin, durch eine moderne und flexibleGewässerüberwachung frühzeitig und umfassendauf eventuelle Problemstoffe aufmerksam zumachen. Solche Problemstoffe sind zum BeispielArzneimittel, spezielle Pflanzenschutzmittel undIndustriechemikalien, für jetzt die Ergebnisse derUntersuchung von niedersächsischen Flüssen unddem Steinhuder Meer vorliegen.Der Expertenkreis „Stoffliches Monitoring undQualitätsnormen“ der LänderarbeitsgemeinschaftWasser (LAWA) spielt bei der Frage nach neuen,eventuell relevanten Schadstoffen in den Gewässerneine wichtige Rolle. In dieser Institution arbeitensämtliche Bun<strong>des</strong>länder und Bun<strong>des</strong>behörden,wie das Umweltbun<strong>des</strong>amt, die Bun<strong>des</strong>anstalt fürGewässerkunde und das Bun<strong>des</strong>amt für Verbraucherschutzund Lebensmittelsicherheit zusammen.Das Land Niedersachsen wird vom <strong>NLWKN</strong> vertreten.Im Jahr 2006 wurde vom <strong>NLWKN</strong> ein speziellesMonitoringkonzept entwickelt, um den Arzneimitteln,Pflanzenschutzmittel und Industriechemikalienauf die Spur zu kommen: Es beinhaltet insgesamt59 Messstellen an Flüssen sowie an Übergangs-und Küstengewässern. Zudem wurde alsgrößter niedersächsischer See auch das SteinhuderMeer in die Untersuchung einbezogen.Einer bittere Pille für den GewässerschutzDie Untersuchung der Wasserproben machtedeutlich, dass von den 55 bekannten Stoffen ausArzneimitteln, Pflanzenschutzmittel und Industriechemikalienimmerhin 25 in den Gewässern nachgewiesenwerden konnten, darunter fast alle (16von 17) Stoffe aus Arzneimitteln. Dabei haben sichfünf Stoffe heraus kristallisiert, deren ermittelteKonzentration min<strong>des</strong>tens einmal über der jeweiligenQualitätsnorm (Höchstgrenze) lag.Von diesen fünf auffälligen Stoffen sind vier Arzneimittel,nämlich Carbamazepin, Dichlofenac,Sulfamethoxazol und Erythromycin. Carbamazepinist ein Arzneimittel, welches als Antiepileptikumeingesetzt wird. Dichlofenac wird bei Schmerzenund Entzündungen wie bei Rheuma, Arthrose undZerrungen verabreicht. Auffällig ist, dass die Positiv-Befundebeim Dichlofenac überwiegend in denWinter- und Frühjahrsmonaten zu verzeichnenwaren. Sulfamethoxazol wird als Antibiotikum vorallen Dingen bei der Bekämpfung von Harnwegsinfektionenund Lungenentzündungen verwendet,Erythromycin als Antibiotikum und Chemotherapeutikum.Insgesamt betrachtet kann der <strong>NLWKN</strong> einedurchaus positive Bilanz über den Zustand derniedersächsischen Gewässer hinsichtlich derbetrachteten 55 Stoffe ziehen. Von einer außerordentlichgravierenden Belastung kann keine Re<strong>des</strong>ein.Trotzdem bleibt festzuhalten, dass fast allebetrachteten Arzneimittel mit min<strong>des</strong>tens einemPositiv-Befund in den Gewässern nachgewiesenwurden. Der Eintragspfad von Humanarzneimittelnin die Gewässer ist – im Gegensatz zu bestimmtenanderen organischen Schadstoffen – eindeutig zuidentifizieren. Nachdem der Mensch Medikamenteeingenommen hat, werden die Wirkstoffe oderderen Umwandlungsprodukte wieder auf natürlichemWeg ausgeschieden. Hinzu kommen Restbeständean Medikamenten, die über die Toiletteentsorgt werden. Die arzneimittelhaltigen Abwässergelangen in die Kläranlagen, wo sie mehr oderweniger biologisch abgebaut werden und schließlichin die Gewässer gelangen. So gehören beispielsweiseCarbamazepin, Dichlofenac und Sulfamethoxazolzu den Arzneimitteln, die in Kläranlagenpraktisch nicht abgebaut werden.Um Arzneimittelrückstände in unseren Gewässernzu reduzieren, müsste die Kläranlagentechnikverbessert werden - der Einsatz von Membrantechnikenscheint viel versprechend zu sein. Zudem isteine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung notwendig:Restbestände an Medikamenten gehörenin die Apotheken und nicht in die Toilette.Eine bestmögliche medizinische Versorgung istvorrangig – gleichwohl müssen wir uns die Konsequenzenhinsichtlich <strong>des</strong> Vorkommens von Arzneimittelrückständenin Gewässern bewusst machen.Die vollständigen Ergebnisse dieser Untersuchungensind im Bericht „Oberirdische Gewässer,Band 29“ <strong>des</strong> <strong>NLWKN</strong> nachzulesen.Kontakt:Dr. Dieter Steffen, <strong>NLWKN</strong> Hannover-Hil<strong>des</strong>heim(05121/509-207)Gewässer- und Trinkwasserschutz

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