Das Magazin 1/2004 - Evangelische Heimstiftung
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Harald Heberle, 39,<br />
Gruppenleiter Technischer<br />
Kundendienst<br />
Firma TRUMPF<br />
GmbH+Co. KG, zu<br />
seinen Erfahrungen als „Seitenwechsler“<br />
im Paul-Collmer-Heim.<br />
<strong>Magazin</strong>: Wie ist der Kontakt zur Agentur<br />
„mehrwert“ entstanden?<br />
Im Rahmen der Fortbildungen für<br />
Führungskräfte bei Trumpf wird das<br />
Seminar „Soziales Lernen in fremden<br />
Welten“ angeboten. Die Abteilung<br />
Personalentwicklung und Kollegen,<br />
die bereits teilgenommen hatten, gaben<br />
den Anstoß dafür.<br />
Weshalb beteiligt sich Ihre Firma an<br />
diesem Projekt?<br />
Es geht bei den Mitarbeitern, speziell<br />
bei den Führungskräften, darum, den<br />
sozialen Kompetenzbereich zu stärken<br />
und zu sensibilisieren. Um „soziale<br />
Kompetenz“ überhaupt verstehen zu<br />
können, ist es wichtig, Einblick in<br />
Unternehmen zu nehmen, die soziale<br />
Dienstleistungen anbieten.<br />
Welche Erwartungen hatten Sie persönlich?<br />
Ich hatte eher ganz pauschale Erwartungen.<br />
Ich wollte Einblick in die Arbeitswelt<br />
der Pflege bekommen. Auf der<br />
anderen Seite wollte ich wissen, wie die<br />
alten Menschen damit fertig werden, dass<br />
Sie hier sind, und es möglicherweise ihre<br />
letzte Station im Leben ist. Außerdem<br />
wollte ich sehen, wie eine solche Einrichtung<br />
organisiert und finanziert wird.<br />
Mir war es wichtig, mehr Einblick in<br />
diese Bereiche zu bekommen!<br />
Was für Erfahrungen haben Sie in den<br />
fünf Tagen gemacht?<br />
<strong>Das</strong> Bewusstsein für die Arbeit in einem<br />
Pflegeheim hat sich in den fünf Tagen<br />
geschärft. Inwieweit ich die Erfahrungen<br />
für meine tägliche Arbeit nutzen kann,<br />
steht auf einem anderen Blatt. Mir ist<br />
jedenfalls bewusst geworden, dass es im<br />
Heim nicht nur um die Versorgung von<br />
Aktuelles.<br />
Interview mit Harald Heberle<br />
Menschen geht, sondern dass die Betreuung,<br />
sozusagen das „Mitmenschliche“<br />
eine besondere Rolle spielt.<br />
Dies muss man anders gewichten als<br />
die alltäglichen Probleme in meinem<br />
normalen Berufsleben. Banal ausgedrückt:<br />
Ein Mensch ist keine Maschine.<br />
Meine Mitarbeiter und ich haben dafür<br />
zu sorgen, dass die Maschinen laufen, hier<br />
haben die Mitarbeiter dafür zu sorgen,<br />
dass ihr Heim läuft. Und in diesem Heim<br />
leben ältere, zumeist pflegebedürftige<br />
Menschen. Die Relationen sind anders.<br />
<strong>Das</strong> ist wichtig und diese Sichtweise habe<br />
ich in meiner Schnupperwoche erhalten.<br />
Der Mensch im Heim ist Kunde wie bei<br />
uns. Wir sind Dienstleister – wie das<br />
PCH auch! Einen Unterschied sehe ich:<br />
Ein Altenpfleger erlernt seinen Beruf von<br />
der Pieke auf. Er ist mehr mit der Aufgabe<br />
verwurzelt als unsere Mitarbeiter:<br />
Bei uns sind die Mitarbeiter Ingenieure,<br />
Facharbeiter und haben meist etwas<br />
anderes gelernt. Sie landen dann irgendwann<br />
mal bei uns oder bewerben sich im<br />
Kundendienst. Auf die Hauptaufgabe,<br />
z.B. die soziale Komponente, wird in<br />
der Industrie nicht so viel Wert gelegt,<br />
obwohl das in unserem Bereich eigentlich<br />
notwendig ist.<br />
Wie lief die Woche im Paul-Collmer-Heim ab?<br />
Ich war schwerpunktmäßig im Bereich<br />
Pflege tätig. Einen Tag hospitierte ich<br />
im Therapiebereich und hatte außerdem<br />
ein Gespräch mit der Hausdirektorin<br />
Frau Wendel<br />
(l.) über die<br />
Organisation,<br />
das Qualitätsmanagement<br />
und die Finanzierung.<br />
Unser Ziel ist,<br />
dass wir unsere Häuser öffnen. Leisten solche<br />
Projekte einen Beitrag zur Überwindung der<br />
Hemmschwelle „Altenheim“?<br />
Es hilft jedem, wenn er Einblick in<br />
die Arbeit eines Pflegeheimes nimmt!<br />
Ob das Image dadurch in der Breite<br />
verbessert werden kann, ist schwer zu<br />
sagen. Es wird immer schwarze Schafe<br />
geben und die Presse wird diese aufgreifen!<br />
Allerdings ist es der richtige<br />
Weg in die richtige Richtung. Wenn<br />
dieser nicht gegangen wird, kann auch<br />
nichts verändert werden!<br />
Welchen Nutzen hat diese Woche für Ihr<br />
Unternehmen gehabt?<br />
Den direkten Nutzen kann man nicht<br />
messen. Aber für mich selbst hat sich<br />
das Verständnis meinen Kunden gegenüber<br />
verändert. Probleme können gelöst<br />
werden. Ängste und Befürchtungen<br />
vom anderen zu kennen ist dabei eine<br />
Voraussetzung.<br />
Es lässt sich nicht alles auf die technischwirtschaftliche<br />
Seite reduzieren. Auch<br />
psychologische Dinge spielen eine<br />
wesentliche Rolle. Wenn man diese<br />
Potenziale ausbaut und schärft, dann<br />
kann man natürlich auf seine Mitarbeiter<br />
auch besser eingehen und die Zufriedenheit<br />
wird dann auch nach außen hin<br />
sichtbar und spürbar!<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Ines Ferk,<br />
Abteilung Personalentwicklung,<br />
Hauptverwaltung EHS, Stuttgart.<br />
Aus der <strong>Heimstiftung</strong> Juni <strong>2004</strong><br />
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