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3Soziales Wohnen wird in dieser Darstellung als multidimensionales Phänomen verstanden unddefiniert, das unterschiedliche Dimensionen vereint. Dabei wird versucht die rein finanzielleFokussierung auf andere Bereiche die das Wohnen tangieren zu erweitern. Soziale, materielle undimmaterielle Dimensionen rücken ins Blickfeld. Zur kurzen Erläuterung: Durch diese Darstellungsoll gezeigt werden, dass vor allem finanzielle und soziale Dimensionen an materielle und immaterielleBedingungen oder Aspekte geknüpft sind. Finanzielle Dimensionen tangieren einerseitsdie Bedingung des Vorhandenseins eines bezahlbaren Wohnraums. Andererseits geht es aber umimmaterielle Bestimmungsfaktoren, wie zum Beispiel bestehende Gesetze, die den Schutz einerPerson in seiner Wohnsituation garantieren. Auch müssen Zuständigkeiten geklärt werden undnicht reglementierte Bereiche wie die Situation der „Cafészëmmer“ in Luxemburg, müssen reformiertresp. reglementiert werden. Es sollte ebenfalls durch diese Darstellung darauf hingewiesenwerden, dass in Luxemburg viele Menschen von einem entsprechenden Wohnungsangebot ausgeschlossensind, weil sie aufgrund ihres Einkommens stark stigmatisiert sind.Dem gegenüber stehen soziale Dimensionen, welche ebenfalls an materielle und immaterielleBedingungen und Dimensionen gebunden sind. Während die materiellen Aspekte sich vor allemauf eine entsprechende Nahraumversorgung und existierenden Zugangsmöglichkeiten konzentrieren,handelt es sich bei den immateriellen Aspekten vor allem um das Vorhandensein unddie Förderung des sozialen Kapitals oder Sozialkapitals 12 . Somit wird die Verschränkung der unterschiedlichenBedingungen und Dimensionen beim Thema „soziales Wohnen“ deutlich. Diereine Fokussierung auf bloße finanzielle Dimensionen, respektive die reine Problemfokussierungscheint also nicht weitreichend genug.3.2.1 Wohnprobleme und Wohnungsnot treiben Exklusion voranWohnungsnot und Wohnproblematik sind bekannte Phänomene in Luxemburg. Wer vonWohnungsnot spricht, meint damit unangemessenen und / oder nicht bezahlbaren Wohnraum 13 .Hinzu kommt, dass der Zugang zum Wohnraum für bestimmte Bevölkerungsgruppen erschwert ist.Die Frage – wer Zugang zum freien Immobilienmarkt hat und wer ausgeschlossen wird - folgt aufden Punkt. Wohnungsnot in Luxemburg tangiert einerseits zu hohen Wohnpreise, andererseits einMangel an adäquatem Wohnraum. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums, besteht einegroße Nachfrage an Wohnraum. Fokussiert auf den Erwerb von Eigentum, besteht in Luxemburgzudem das Problem, dass es nicht genügend Mietwohnungen gibt 14 . Mit 82% liegt die Zahl derHaus- (65%) resp. Wohnungsbesitzer (17%) deutlich höher, als die Zahl der Mieter mit 18% (Haus6%, Wohnung 12%) 15 . Aus einer Umfrage des STATEC 16 zu den Wohnkosten geht hervor, dass sich80% der Haushalte besorgt über die Wohnkosten äußern. Dabei muss zwischen Eigentümer undMieter unterschieden werden. Deutlich mehr Mieter äußern, dass die Kosten für die Wohnung„belastend“ sind (40,2% gegenüber 29,5% der Eigentümer). Im internationalen Vergleich spieltLuxemburg bezüglich hoher Wohnkosten in den ersten Reihen mit. Länder die hier eine deutlichniedrigere Belastung der Wohnkosten zu verzeichnen haben, sind beispielsweise Dänemarkoder Norwegen. Auch Länder wie Belgien, die Niederlande und Österreich haben eine niedrigereWohnkostenbelastung. Aus einer europäischen Umfrage ging hervor, dass 53% der Menschenin Luxemburg (Stadt) Schwierigkeiten beim Zugang zum Wohnungsmarkt haben. Lediglich 3,6%erwähnen, dass der Zugang zum Wohnungsmarkt einfach ist 17 .Am stärksten von dieser Situation betroffen sind Menschen in schwierigen Lebenslagen und/odermit niedrigem Einkommen. Zu dieser Gruppe zählen unter anderem auch Alleinerziehende, meistFrauen. Bei sogenannten „Ein-Eltern“ Familien mit einem Kind beträgt die monatliche Wohnkostenbelastung23,7% vom Nettoeinkommen. Alleinerziehende mit zwei Kindern, müssenmonatlich mit einer Belastung von 31,9% 18 des Einkommens rechnen. CEPS-Studien 19 habengezeigt, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen, häufiger in Wohnungsnot geraten. Hier wirdWohnen dann zu einem finanziellen Problem. Laut Aussagen des FNS, ist es nicht so sehr eineFrage des Einkommens, sondern vor allem ein Problem der Ausgaben. „Wenn die Wohnpreisejedes Jahr um drei bis vier Prozent steigen, aber das gesetzliche Mindesteinkommen nur um einProzent, dann kann die Rechnung nicht aufgehen 20 .“ Dabei sind heute längst nicht mehr nurjene Haushalte betroffen, die das gesetzliche Mindesteinkommen beziehen. Wohnungsnot alsmonetäres Problem, ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Hinzu kommen meist diverse Wohnproblematikender Betroffenen.12) Sozialkapital meint die Gesamtheit aktueller und potentieller Ressourcen, die mit der Teilhabe am Netz sozialer Beziehungen verbunden seinkönnen, also die Ressourcen die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen. Vgl. Bourdieu (1983), S. 191.13) Gespräch mit dem FNS am 5. September 2011.14) Interview des Bautenministers mit dem Luxemburger Wort (28. September 2011).15) TNS ILRES/ Centre pour l’égalité de traitement (2011). Observatoire des discriminations.16) OSIER, Guillame. Regards sur le coût du logement. Statec, Novembre 2010, p.1-417) Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) (2011). Wohnungspolitik ökologisch und sozial gestalten – Rahmenbedingungen, Instrumenteund Ansätze zur Förderung eines nachhaltigen Wohungsbaus und einer nachhaltigen Bestandssanierung in Luxemburg.18) Ebd.: 419) DE LANCHY, Gaëtan (2006). Les conditions de logements des ménages à bas revenus. In: CEPS Instead. Vivre au Luxembourg. Chroniques del’enquête PSELL-3/2004. Nr. 23, p.1-2.20) Quelle: Gespräch mit dem FNS am 5. September 2011.134RESONORD - Sozialberichterstattung 2011 RESONORD - Sozialberichterstattung 2011 135

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