8 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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TITELTHEMA | TRANSPORT UND UMSCHLAG AN MOLDAU, ELBE, SAALE & MITTELLANDKANAL<br />
Jürgen Schulz <strong>und</strong> der Hafen Hannover setzen auf den Kombiverkehr<br />
| Bild: Schneller<br />
Unter dem Namen ‚Hafen Hannover’ sind vier Häfen in einer<br />
Unternehmensgruppe zusammengefasst. Sie bringen es<br />
auf r<strong>und</strong> fünf Kilometer Kaikante <strong>und</strong> knapp 104 Kilometer<br />
Gleise. 2007 wurden insgesamt 3,75 Mio. t Güter per Bahn <strong>und</strong><br />
Binnenschiff umgeschlagen. Damit behauptete Hannover die Spitzenposition<br />
als umschlagstärkster Binnenhafen Norddeutschlands.<br />
„Fast 4 Mio. t von den insgesamt 30 Mio. t, mit denen die Region<br />
versorgt wird“, erläutert Schulz die Bedeutung dieser Zahl. „Das sind<br />
immerhin etwa 15 %.“<br />
Eine führende Rolle sollen die hannoverschen Häfen künftig im<br />
Hinterlandverkehr zu den Seehäfen übernehmen, wobei man sich<br />
auf logistische Gesamtlösungen fokussieren <strong>und</strong> sich als der Systemdienstleister<br />
für alle Hafen- <strong>und</strong> Logistikfragestellungen in der<br />
Region positionieren wird. Die geographisch günstige Lage zu den<br />
Seehäfen <strong>und</strong> die optimale Einbindung in alle Verkehrswege prädestinieren<br />
den Standort zum Drehkreuz, an dem alle logistischen<br />
Dienstleistungen gebündelt werden. Hannover liegt genau in der<br />
Mitte am Fuße des „U“, das die Hafenstädte Bremerhaven – Minden<br />
– Hannover - Braunschweig – Hamburg verbindet. „Wenn die Binnenhäfen<br />
gemeinsam agieren, sind sie sehr interessante Partner für<br />
die beiden Seehäfen“, ist Schulz überzeugt. „Wichtig ist die Verbindung<br />
der einzelnen ‚Perlen’ zu einer Kette.“ Die „partnerschaftlichen<br />
Verkehrsaktivitäten“ mit den Häfen Braunschweig <strong>und</strong> Minden sollen<br />
künftig verstärkt werden. Regelmäßige Binnenschiffscontainerlinien<br />
viermal wöchentlich nach Hamburg <strong>und</strong> Bremerhaven bestehen<br />
bereits. „96 TEU pro Fahrt – das entspricht 96 Lkw“, so Schulz.<br />
R<strong>und</strong> 90 Mitarbeiter sind in der Unternehmensgruppe beschäftigt.<br />
Sie erwirtschafteten 2007 einen Gewinn in Höhe von 514.560<br />
EUR. Die Umschlagsleistung von 3,75 Mio. t bewegte sich auf dem<br />
Vorjahresniveau. Während die Schiffsabfertigung um 5,4 % auf<br />
1,69 Mio. t stieg, ging der Umschlag der Hafenbahnen um 3,5 %<br />
auf 2,06 Mio. t zurück. Besser sah es in der Gesamtsumme des<br />
kombinierten Verkehrs aus: hier wurde der Umschlag von 38.133<br />
TEU im Jahr 2006 auf 43.728 TEU gesteigert. Dieses Jahr hofft man,<br />
die 50.000 zu „knacken“. Seit September 2005 arbeiten alle Verwal-<br />
Hafen Hannover setzt auf Kombiverkehr<br />
per Bahn <strong>und</strong> Schiff<br />
„Wir wollen jetzt richtig loslegen“ kündigt Jürgen<br />
Schulz an. Seit gut einem Jahr ist der Werksleiter<br />
des Hafens Hannover im Amt <strong>und</strong> für den Rest seiner<br />
Amtszeit – Schulz ist 62 Jahre alt – hat er sich noch<br />
einiges vorgenommen. Den Hafenbetrieb kennt er aus<br />
dem Eff-Eff. Seit 1980 ist der Verwaltungsbetriebswirt<br />
dort beschäftigt. Zehn Jahre lang leitete er die Eisenbahn,<br />
dann übernahm er den kaufmännischen Part.<br />
„Wir wollen die Seehäfen<br />
für uns begeistern“<br />
tungsangestellten der Häfen Hannovers unter einem Dach, im neu<br />
errichteten Hafenhaus. Von seinem Chefzimmer in dem vierstöckigen<br />
Gebäude im Nordhafen hat Schulz alles im Blick: Mittellandkanal<br />
<strong>und</strong> Containerterminal, Bahngleise, Reachstacker, den<br />
Schwerlastkran <strong>und</strong> das Großkraftwerk Stöcken. Für das von den<br />
Großk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Hafenanrainern Continental <strong>und</strong> VW-Nutzfahrzeuge<br />
gemeinsam mit den Stadtwerken Hannover genutzte Kraftwerk<br />
werden jährlich 700.000 t Kohle angeliefert, 2/3 davon auf<br />
dem Wasser, 1/3 per Bahn.<br />
Am Nordhafen <strong>und</strong> den drei weiteren Häfen haben sich jeweils<br />
spezifi sche Gewerbe <strong>und</strong> Industrie angesiedelt: im Nordhafen dominieren<br />
Automobilindustrie <strong>und</strong> Energieversorgung; hier werden<br />
unter anderem die 60 m langen Sp<strong>und</strong>bohlen für den Bau des Jade-<br />
Weser-Ports verladen. Den Lindener Hafen prägen Speditions- <strong>und</strong><br />
Lagereibetriebe sowie ein Mineralöllager, im Brinker Hafen fi nden<br />
sich Stahlbau <strong>und</strong> –handel sowie Recyclingbetriebe <strong>und</strong> der Misburger<br />
Hafen ist der Baustoffhafen.<br />
Schulz will die klassischen Geschäftsfelder - Massengutumschlag<br />
in den Bereichen Kohle, Mineralöle <strong>und</strong> Schrott sowie Bahntransporte<br />
für die hafenansässigen Unternehmen - ausbauen, den kombinierten<br />
Verkehr weiter entwickeln <strong>und</strong> die Profi lierung des Hafens<br />
Hannover als Logistiksystemdienstleister vorantreiben. Konkrete<br />
Ziele sind große Wachstumsraten bei Sonderstückgut <strong>und</strong> schweren<br />
Lasten, der Ausbau des Bahngeschäfts <strong>und</strong> des Immobilienmanagements<br />
in Verbindung mit einer hafenaffi nen Ansiedlungspolitik. Die<br />
Hafenbahn ist bereits dabei, sich als Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
aufzustellen <strong>und</strong> ein namhafter Großk<strong>und</strong>e nutzt neuerdings<br />
die Transportwege über die Häfen Hannover <strong>und</strong> hat die „Glieder“<br />
seiner Logistikkette insoweit neu konfi guriert.<br />
Um Portfolio <strong>und</strong> Potenziale des Hafens bekannt zu machen, wurde<br />
die Vertriebsmannschaft vergrößert <strong>und</strong> verjüngt. Seit Oktober<br />
dieses Jahres führt Roland Thalmann (41) das Team. Der Speditionskaufmann<br />
soll sich vor allem um den Containerumschlag kümmern.<br />
„Wir wollen die Seehäfen für uns begeistern“, meint Schulz. Und<br />
fügt hinzu „Wir stehen zur Verfügung.“ ■ Anne Schneller<br />
52 | 8|<strong>2008</strong>