8 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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8|<strong>2008</strong><br />
Güterzug der MÁV Cargo bespannt mit einer M62.319<br />
Diesellok in Zalaszentiván | Bild: Hans-Jürgen Schulz<br />
Schienengüterverkehr<br />
privatisiert<br />
Das Verkehrsaufkommen der Eisenbahnen stieg von 50,61 Mio. t<br />
im Jahr 2003 um 5,6 % auf 53,4 Mio. t im Jahr 2007. Die Verkehrsleistung<br />
stieg im gleichen Zeitraum von 8,1 Mrd. tkm um<br />
23 % auf 10 Mrd. tkm. Das ungarische Eisenbahnnetz wird zum überwiegenden<br />
Teil von dem Geschäftsbereich Infrastruktur der ungarischen<br />
Staatsbahn MÀV betrieben <strong>und</strong> umfasst 7700 km europäischer Normalspur.<br />
Davon gelten 2.830 km als Teil transeuropäischer Korridore. Das<br />
einzige andere Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist die mehrheitlich<br />
im Besitz der beiden Staaten Ungarn <strong>und</strong> Österreich befi ndliche Raab-<br />
Oedenburg-Ebenfurther Eisenbahn AG (Gysev), welche 126 km Hauptstrecke<br />
besitzt <strong>und</strong> weitere 150 km gepachtete Strecke betreibt. An der<br />
Grenze zur Ukraine existiert zudem eine 20 km lange Breitspur-Strecke.<br />
Die Ungarischen Staatsbahnen wurden ab dem Jahr 2005 umstrukturiert.<br />
Als selbstständige Unternehmen wurden zum 1. Januar 2006 die<br />
MÁV Cargo für den Güterverkehr <strong>und</strong> am 1. Juli 2007 die MAV-Start<br />
für den Personenverkehr ausgegliedert. In der Muttergesellschaft MÁV<br />
Zrt., der Ungarischen Staatseisenbahnen AG, verblieben die Geschäftsbereiche<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Traktion. Ende 2007 waren 13 Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU) im Güterverkehr in Ungarn zugelassen.<br />
Das MÁV Cargo AG verfügt als größtes EVU über mehr als 3.100 Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> 13.000 Wagen. Im Jahr 2006 leistete das Unternehmen<br />
9,3 Mrd. tkm. Zu deren Privatisierung hatte die Muttergesellschaft MÁV<br />
Zrt am 29. Mai 2007 einen öffentlichen Tender mit zwei Bieterr<strong>und</strong>en<br />
für den Verkauf aller Aktien ihrer 100-%igen Tochtergesellschaft<br />
ausgeschrieben. Die Rail Cargo Austria (RCA) konnte sich gemeinsam<br />
mit der Gysev mit einem Gebot von 102,5 Mrd. Forint (435 Mio. EUR)<br />
durchsetzen. Am 2. Januar <strong>2008</strong> wurde der Privatisierungsvertrag unterzeichnet.<br />
Die Entscheidung der Wettbewerbsbehörden in Ungarn <strong>und</strong><br />
EU über den Verkauf soll noch in diesem Herbst gefällt werden. Mit der<br />
Übernahme der ungarischen Güterbahn folgt die RCA ihrer Expansionsstrategie<br />
in den südosteuropäischen Wachstumsmärkten. Nach DB <strong>und</strong><br />
SNCF belegen beide Bahnen Rang drei in Europa. Gemeinsam stehen<br />
ca. 32.000 Güterwaggons zur Verfügung. Bis 2011 investiert RCA r<strong>und</strong><br />
400 Mio. EUR in mehr als 5.000 neue Wagen. Ein einheitliches Service-<br />
<strong>und</strong> Tarifsystem soll die Produktivität <strong>und</strong> die Verlässlichkeit des<br />
Schienengüterverkehrs erhöhen. Lange Verkehrsachsen im eigenen Wir-<br />
HÄFEN & BAHN<br />
Die Ungarischen Eisenbahnen<br />
nach der Marktliberalisierung<br />
Mit Inkraftsetzung des neuen Eisenbahngesetzes zum 1. Januar<br />
2006 wurden in Ungarn die einschlägigen EU-Richtlinien<br />
umgesetzt <strong>und</strong> der heute gültige Rechtsrahmen für<br />
den liberalisierten Eisenbahnverkehr geschaffen. Seitdem<br />
sind sowohl das Verkehrsaufkommen als auch die Verkehrsleistung<br />
im ungarischen Schienengüterverkehr gestiegen.<br />
József Vápár, Wirtschaftskonsul beim Generalkonsulat Ungarns in Düsseldorf<br />
<strong>und</strong> István Heinczinger, Generaldirektor der MAV auf der Railtec2007<br />
kungsbereich bilden bereits wesentliche Synergieeffekte. Da nach allen<br />
volkswirtschaftlichen Prognosen ein wachsender Gütertransportmarkt<br />
erwartet wird, beabsichtigt RCA auch weiterhin ihre Schwerpunkte auf<br />
den Ausbau umfassender Transport- <strong>und</strong> Logistik-Angebote im Kernmarkt<br />
Mittel- <strong>und</strong> Südost-Europa setzen. „MÁV Cargo war nur der erste<br />
Schritt“, ließ Gustav Poschalko, Mitglied im Vorstand der ÖBB-Holding,<br />
verlauten. Weitere Beteiligungen oder Übernahmen in Ost- <strong>und</strong> Südosteuropa<br />
seien nicht ausgeschlossen.<br />
■ Dr. Günter Teßmann | Götz Walther, VDV<br />
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